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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Seite 2

Heidelberger Zeitung

Dienstag, den 29. Oktober 1918

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nr. 25S

rcn Sickerungen besteben, die De ui ick land eine
Wiederaufnahme der Feindieliakecten unmöglich
macken sollen. Liier gebe es Grenzen des Möa-
licken. solanae die Kraft DeuticklanLs nickt zuiam-
menaebrocken sei. Wenn wir ebne die Friedrns-
vovickläae zu kennen, mit verbundenen Augen voll-
starldM wehrlos würden, werde inan r ns nickt nur
Tannin nebmen können, sondern noch viel mehr.
Deutlicker bebt die ..Volkszeitung" hervor. das
wir einen Waffenstillstand und keine Wnsteststreck-
un.a aiMclboten haben. Sie schreibt: ..So wie die
Dinge beute liegen, kann die deutsche Regierung
nickt in entehrende Bedingungen willigen. Mir
haben uns bereit erklärt wenn die Feird« das
WiKmwrm-vc-mm auch ihrerseits alli it.a ak-.cvtie-
reu die geaenMärtiae Ileberleaenbert der feindlichen
Waffen zu verbiiraen. Die Volksreaierung baitet
für ihre Worte und kein militärischer Machthaber
kann ohne ibre Zustimmung neue Feindseligkeiten
beginnen Niemand aber darf dem deutschen Heere
Schimpf zumuten: Volk und Bolksvegieruna werden
Has nickt ertragen können." — Die konservativ und
alldeutsch gerichtete Bresse rechnet von vorüber ein
nicht aus WaffenstiMandsbedinalmaen. die kür
Deutschland annehmbar seien. Sie ist zwar ge-
neigt. in der Note die Bereitwilligkeit der deut-
schen Regierung zu weitgehender Nachgiebigkeit zu
erblichen, glaubt aber noch nickt den die Regierung
u Siner Unterwerfung um jeden Preis bereit sei.
Die Deutsche Tageszeitung bebt hervor. Laß auch
her sozialdemokratiscke Mgeordnete Landsbera noch
wracistern tm Reichstag erklärt backe, die deutsche
S-'nialdemctkratre wolle eine ehrlose Unterwerfung
nickt.
Die Aenderung der Reichs-
verfassung
MTB. Berkin. 28. Okt. Der Bundesrat
timimte denn Entwurf zu« Abänderung der
N e ichsver fassung in der vom Reichstag
beschlossenen Fassung z u
Das Ringen um unser Dasein
,it ernster denn je. Unser Volk steckt vor seiner ent-
ckreidenden Schicffalssiun.de. in der es seine Da-
einsberecktiaun« ersberest vertreten. muß. Krieg

Das -eutsthe Elsaß-Lothringen





pei^onerr

dass

m>r

Daß besonders auch die großen Städte des Landes durchweg deutsche» Charakter tragen.


Französische Sprache und
französische Namen überwiegen
nur an der südlichen Grenze
von Lothringen und in 3 bzw.
2 Kantonen des Elsaß. Selbst
hier ist in zahlreichen Gemein-
den der deutsche Einschlag sehr
erheblich. Im ganzen übrigen
Land aber finden sich franzö-
sische Muttersprache und franz.
Familiennamen nur in geringer
Zahl, vielfach fast gar nicht.
Bon den 1705 Gemeinden des
Landes haben 338 keine ein-
zige Familie mit französischem
Namen, 590 keinen Einwohner
mit französischer Muttersprache.
Unter 2 v. H. bleiben die Per-
sonen mit franz. Muttersprache
in 1129 Gemeinden. Dabei sind
es gerade die wirtschaftlich
maßgebenden Gebiete, in denen
deutsche Sprache und Herkunft
fast ausschließlich vertreten sind.
In den zum franz. Sprachge-
biet gehörigen Kantonen fehlt
es an jeder Entwicklung von
Volkszahl und Volkswirtschaft;
in den letzten Jahren vor dem
Krieg brachten diese an Be-
völkerung ständig abnehmenden
Kantone einen Steuerertrag
von nur 800 000 Mk. auf, die
übrigen dagegen einen solchen
von annähernd 16 Mill. Mk.,
also 20 mal so viel!

Slieüerung ckr bWmtdevMen-ng
nscb üer HusterLprUcks.

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'N ei.LftLL-tzoi'nmnskki.

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der auch durch die Zeit der französischen Herrschaft nicht beeinträchtigt werden konnte, be-
weisen die Namen ihrer Bürger. In der wirtschaftlich mächtig aufblühenden Landeshaupt-
stadt Straßburg haben wenig mehr als 1 v. H. aller Familien (1,12) französische Namen,
in der alten Industriestadt Mülhausen 2,6 v. H., in Kalmar 3 v. H. Selbst in Metz, der
Hauptstadt des so oft für rein französisch gehaltenen Lothringen, haben nur 11,5 v. H. aller
Familien französische Namen. .

oder Mieden -— es beißt stark kein rmck ovfem kön-
nen. Der Evfola der 9. Kriegsanleihe bäwe'Fe. daß
nnier deutsches Volk den ernsten Willen »um Le-
cken bat.

Aus Vaden
Mannheim, 29. Okt. Zur Förderung Pes bar-
geldlosen Zahlungsverkehrs hat der
Stadtr-cvt angsordnet, daß Lei ^der Vergabung städti-
scher Arbeiten künftig nur noch solche Firmen,
Unternehmer und Handwerker berücksichtigt wer-
>den sollen, die ein Konto bei der Sparkasse, Lei
einer Bank und ein Postscheckkonto, besitzen.
Mannheim, 28. Okt. Zn einer der letzten Nächte
wurden hier aus einem Keller 82.5 Kilo Schwei-
zerkäse. ' 31,5 Kilo Rinderfett und 20 Büchsen
Fleischkonserven entwendet. Aus einem
Schafpferch wurden drei fette Kümmel, aus einem
Stalle drej trächtige Ziegen im Werte von 1200
Mark gestohlen. Die Tiere wurden am Orte des
Diebstahls äbgeschlachtet.
Karlsruhe, 28. Okr. In zwei überaus stark
LHuchten Versammlungen, die von der Fortschritt-
lichen Volkspartei, der nat.-lib. Partei, der jSazial-
.dsmockvatie und dem Zentrum sinberüfen worden
waren, sprach am Sonntag abend Reichstagsabge-
ordneter Dr. Haas über „Deutsche Politik in
Gegenwart und Zukunst". Seine Ausführungen
solchen den stärksten Beifall.
:: Schöna« i. W.. 29. Okt. Wegen fortgesetzter
Milchfälschung wurde der Landwirt Brender
von Ufftersteg vom hiesigen Schöffengericht mit
einer Geldstrafe von 160 Mark bedacht. Er
hatte sein« abzuliefernde Milch vollständig ent-
rahmt und ihr noch Wasser zugesetzt.
Rastatt, 29. Ost. Ein löjähriger Sparkassen-
lehrling spielt« in der elterlichen Wohnung mit
einer geladenen Pistole, die er angeblich gefunden
hatte. Hierbei ging ein Schuß los und traf den
In der Nähe stehenden 15jährigen Bruder des un-
glücklichen Schützen. Der 15jährige wurde so schwer
verletzt, daß er sofort tot mar.

Ernährung u. Kriegswirtschaft
* Die Bewirtschaftung der Rübcnernte. Der
Esmoindeverband Heidelberg-Land weist aüf die
in Nr. 242 des Staatsänzeigsrs vom 17. Oktober
1918 erschienene Bekanntmachung nochmals hin,
wonach mit Rücksicht -auf den Stand unserer Fut-
termittelversorgung die Bewirtschaftung der ge-
samten Rübenernte von einheitlichen Gesichtspunk-
ten aus als notwendig erachtet wurde. Der An-
und Verkauf von Rüben aller Art kann in diesem
Jahr nur durch die Geschäftsstelle der Badischen
GüMüfeversorgung in Mannheim V 1. 6 erfolgen,
welche für den Einkauf von den Erzeugern die
landwirtschaftlichen Interessenvertretungen und
Großhändler bestellen wird. Diejenigen Verbrau-
cher. welche Futterrüben (Runkel- und Dickrüben
oder Weitzrüben) nicht anssbaut haben, müssen
ihren Bedarf beim Bürger meister amt ihrer Ge-
meinde zwecks Weitergabe an den zuständigen
KomMunalverband leiten. Der Kommunalverband
sammelt die Aufträge und übergibt sie dann der
genannten Geschäftsstelle der Badischen Gemüse-
versorgung zur Belieferung.
* Der Erzeugerhöchst^reis von Kartoffeln. In
einem Erlaß des Ministeriums des Innern wird
soeben bekannt gegeben, daß eine Erhöhung
des Erzeugerpreises für Kartoffeln unter kei-
nen Umständen beabsichtigt ist. Der Preis be-
trägt Mk. 6.— frei Bahnstation des Verladers-
Die Landwirte werden gut tun, di-e ihnen vom
Gemeinderat zur Ablieferung aufgelegte Menge.in
den nächsten Wochen an die bestellten Unterkäufer
abzuasben, damit sie von Verlusten infolge
(Schwund verschont bleiben.

Kriegsfürsorge
* Wichtig Mr entlassene amvutierte Kriegsver-
letzte. Nack Mitteilung des Kriegsministeriums
sKriegsamt Kvi-egsrobstostabteilung Berlin) wer-
den künftig den äus dem Hrerssverband entlasse-
nen. an Arm oder Vein amvlttierten Krieasverletz-
ten die nötigen Stumvistrümvie unentgeltlich zur
Verfügung gestellt. Aus diesem Grunde sind Lurch
dis Bezu-ssscheinausfertigungsstellen Mckeu Kriegs-
verletzten keine Scheine mehr zu erteilen. Die An-
tragsteller sind vielmehr davon in Kenntnis zu
setzen, daß sie fick wegen der benötigten Siumpf-
strümvfe an die zuständigen Bezirkskommandos su
wenden haben.
* Mindenversorgung. Zur Versorgung gänzlich
Erblindeter bat das Kriegsministerium besondere
Bestimmungen getrosten. Es wird daher voraus-
gesetzt. daß Lio Arbeitskraft auf dem allgemeinen
Arbeitsmarkt ausgenutzt werden kann. Die Aus-
nutzumla muß Mabbänaig von bestimmten zufäl-
ligen äußeren Umständen oLkr von dem Wohlwol-
len des Arbeitsgebers sein. Beide Voraussetzungen
treffen für einen völlig Erblindeten nickt zu. Er
wird immer nur auf ganz bestimmten eng begrenz-
ten Gebieten des allgemeinen Arbeitsmarktes Er-
werb finden können und ist dabei von dem Wohl-
wollen Kimes Arbeitgebers abhängig. Völlig er-
werbsfähig ist er somit nickt. Wenn bei ganz
Blinden eine Wiederherstellung der Sehfäbigkeit
ausgeschlossen ist. so sind sie obne Rücksicht auf ihren
Beruf stets als 100 Prozent erwerbsunfähig an-
zuseben. Ihr Verlor gungsansvruck wird nicht
nachgev-rüst.

Aus Stadt und Umgegend
Vom Note» Kreuz. Der Großberzoa ui^
die Großherzogin baden 100 Stück des
delberaer Soldatenbüchleins lneue Folget zu WE
nacksgaben ins Feld bestellen lallen. Es sind
reits manche anerkennende Schreiben eingelauiE'
die besagen, soweit man in io ernster Zeit fistod
licktest bereiten könne, sei es mit solcher Gabe
Fall. Bestellungen werden von der Firma I. HA
nina Mr das Rot Kreuz entgeaena-enommem!: der

Stückpreis beträgt 1.20 M.
* Postanweisungen nach dem Felde. Pcstcmw«'
jungen an brutsche, in amerikanischen Lägern >'
Frankreich festgehaltene Kriegsgefangene sind, vck
amtlich mitgeteilt wird, vorerst noch nicht zuläsM
- Während für Zahlkarten, die von Heere-MW''
und Angehörigen Les Feldheeres auf geliefert wA
den, keine Portofreiheit oder Portovergünstiguns
gewährt werden kann, bietet sich diesen Kästen um
den Heeresangehörigen bei ^Nutzung von Pom
anweisungen die Möglichkeit, Beträge einem Pom
scheckkonto gebührenfrei zuzuführen. Die Postas
Weisungen für ein Postkonto werden -bei den Post-
scheckämtern wie die Zählkarten behandelt; ih-
Abschnitte werden den Postscheckkunden mit Konto-
auszug gesandt.
* Neue Freimarkenhestchen. Demnächst kommeff
bei den Postanstalten Freimarkenhestchen mit u
Freimarken zu 16 Pfg-, 8 zu 10 Pfg„ 4 zu 7(4 Pst-
und 8 Stück zu 5 Pfg. zum Verkauf.
* Beschränkung in der Annahme von Privat-
paketen. Seit einiger Zeit verursacht die Behand-
lung besonders schwerer Pakete bei der Post der-
artig« Schwierigkeiten, daß darunter die V«förA
rung der übrigen Pakete empfindlich leidet. Zu-
Fernhaltuns dieser Unzuträglickkeiten werden von
der Post vom 28. Oktober an bis auf weites
gewöhnliche und Wertpakete, die das Gewicht voS
2 5 Kg. überschreiten, von. Privatpersonen

nicht mehr zur Beförderung angenommen.
* Der Privatpaketverkehr mit Belgien. Prirun-
pokete Mch dem Generalgouvernement Belgier
sind nicht'mehr zur Beförderung anzunehmen.
* Die Abgabe von Spiritus in den Apotheke«-
Das Ministerium des Innern hat ungeordnet, M»
in den Apotheken absoluter Alkohol, sowie Spsth
tus und seine sämtlichen Zubereitungen nur
ärztliche Verordnung und nur in Mengen vo«
höchstens 200 Gramm auf ein« Verordnung ab«'-'
geben werden dürfen. Die Abgabe größerer Me«--
gen darf nur erfolgen, wenn die Notwendigkeit >
der ärztlichen Verordnung -besonders begründe!
* Teuerungszulage für Pensionäre und
wen. Wie für die aktiven Beamten hat dts A'
nanzministerium auch für die zuruhegesetzten
amten und Volksschullehrer uMd für di« Beamt«»
Hinterbliebenen eine einmalige Kries.--
t e u er un g sbe ih i lf e zur Zahlung angew'^
sen Mit der Auszahlung wird di« LandeshaE^
käste so bald wie möglich beginnen.
-!- Zinssckeine der Kriegsanleihe sind
lungsmittel. Wie bekannt, sind die am 2. Jauua
1919 fällig werdenden Zstnsscheine der oM--
zevtigvn Re ichskriegsan leihen durch
schloß des Bundesrats vom 23. Oktober zum
setzlichen Zahlungsmittel erklärt worden. Zu de
-auf den Scheinen aufgedruckten Betrage müssen N
nicht Mr von allen öffentlichen Kästen, sondern
auch im privaten Verkehr als, ^ndlungsmstti^
angenommen werden. Sie find besonders kerkntlib
durch einen grünen Unterdrück und durch em
deutliches lateinisches m" in der rechten obere'
Ecke sowie durch den Vermerk: „Halbjährige Z"fj
sen zahlbar am 2. Januar 1919 mit 2.50 MaH
oder 5 Mark. 12.50 Mark, 25 Mark. SO Mark E
Mark 500 Mark. Die oberste Reihe des AA
drucks lautet bei allen diesen Kuvons: „Sproz. um
leibe des Deutschen. Reiches von 1915" oder 1di-
1917 1918 luk. 24). Entsprechend dem die ^äluu-
keit bezeichnenden Ausdruck werden die UnssckE
vom 2. Januar 1919 ab gegen andere gesetzin^
Zahlungsnrittel.eingelöst. Bis dahin sind sie, w
bereits bemerkt, selbst gesetzliche Zahlungsmittel. ,
* Polizeibericht. Verhaftet wurden
Personen wesen Vergehens gegen das Meldewest"
und ein Dienstmädchen wegen Umherziehens. Z«'
Anzeige kam ferner ein Kaufmann weg«''
Uebertretung der Höchstpreise. Er hat für
halb Pfund Kaffee-Ersatz SO Pfg. gefordert, rock'-
rend der Höchstpreis auf 20 Pfennig festgesetzt ist

»jSSSHESS«««««« S «»»SSKSAKDKSS^
Aller Zustand ist gut, der verständig ist und R
L vernünftig. - Goethe «
platanenallee Nr.14
Roman von Or. P. Meißner.
ckmeriksnisckea Lvpyrigdt 1916 b>- stob, lutr, 8tutt§srt
Nachdruck verboten — Alle Rechte Vorbehalten.
(24. Fortsetzung.)
- Ja, ich habe ganz deutlich gebürt: „Halt,
Ralf, wenn du mich nicht ernstlich erzürnen willst.'.
„Nein, Ralf, nein, nein, das kann ich nicht ver-
gessen..." „Reg dich doch nicht auf, Onkel!"
„Was denn? Bestraft?" „...Aenderung jm Te-
stament ...."
Mit großer Spannung hatten alle diesen mit
großer Bestimmtheit gemachten Angaben ge-
lauscht. Auf Wendlers dickem Gesicht lag ein be-
friedigtes Schmunzeln. Helmstedt war noch ern-
ster geworden.
„Können Sie die Sätze — ich werde sie Ihnen
nochmals vorlesen lassen — beschwören?"
„Ja. das kann ich!"
Tue Stimme des Zeugen klang fest und sicher".
„Und Sie behaupten, die Unterhaltung sei in
erregtem Tone geführt worden?"
„Jawohl".
Der Sanitätsmt machte eine Bewegung, als
»b er etwas sagen wollte.
„Bitte, Herr Sanitätsrat, wollten Sie etwas
l'-emerken?"
„Ich wollte mir Mr zu sagen erlauben, daß
»nein verstorbener Freund etwas schwerhörig war
in den letzten Jahren".
„Ich danke sehr. Herr Eädubeit — das wuß-
ten L-ie ja auch. Rührte das laut« Gespräch nur
«us diesem Umstand her?"
„Noin. Herr Amtsserichtsrat. es war viel lau-
ter, sonst hätte ich nichts verstehen können, und
vor allem sprach ja Herr Kammersänger so sehr
laut, was sonst gewiß nicht seine Art war".
.Darf ich noch einige Fragen an den Zeugen
lichten?" erhob sich Helmstedt.

„Herr Cadubeit, wann haben Sie das letzte
Mal in dem Arbeitszimmer des Herrn Kammer-
sängers Ordnung gemacht und Staub gewischt?"
„Gestern morgen zwischen halb acht Uhr und
acht, während der gnädige Herr im Garten war".
„Haben Sie auch im Laboratorium Staub ge-
wischt?"
„Ich durfte dort immer Mr abends Staub wi-
schen, weil Herr Kammersänger morgens schon im
Laboratorium zu arbeiten pflegte".
. „Verstehen Sie mich recht, es liegt mir daran»
zu wissen, ob Sie vorgestern abend zum letzten
Male Staub gewischt haben".
„Vorgestern? — Ja vorgestern abend gegen
neun Uhr zum letzten Mäle".
„Wissen Sie. ob Ihr Herr vorgestern abend,
nachdem Sie Staub gewischt hatten, noch im La-
bomtorium gearbeitet hat?"
„Ich ülÄube nicht, denn als Herr Ralf um zehn
Uhr fortgcgangen war, -habe ich nur im Schlaf-
zimmer von Herrn Kammersänger nock Licht ge-
sehen. das Laboratorium war dunkel".
Wieder sahen sich die Anwesenden erstaunt an.
Die Fragen, Helmstedts waren ihnen völlig unver-
ständlich. sie konnten keinen Zusammenhang fin-
den zwischen diesen Fragen und dem Mord.
„Marie Bieste soll kommen!"
„Ach, Herr Gerichtshof, ich weiß gar nichts; ich
war ja nicht da, ach und unser armes, gutes Frei-
lein! und was Herrn Ralf angebt, das ist ja ein
so guter Mensch er war ja woll manchmal en biß-
chen tücksch aber ein Mord, nee. nee, Herr Ge-
richtshof ,det glauben Se man nick!" Wie ein
Wasserfall sprudelten di« Worte von ihren Lip-
pen.
„Liebes Kind, nun mal langsäm. Es ist ja
sehr schön, daß Sie Ihre Ansicht so affen sagen,
aber es ist doch besser, ich frage Sie".
Der Untersuchungsrichter hatte besonders wohl-
wollend gesprochen und konnte fick dabei eines lei-
sen Lächelns nicht erwehren. Das weitere Ver-
hör der aufgeregten Person entbehrte nicht eini-
ger drolliger Momente, zumal wenn die Zeugin es
nicht unterlassen konnte, hier und da einige bissige
Bemerkungen über den Diener Jakob zu Machen,
dis dissem sichtlich recht unangenehm waren.
Als der Untersuchungsrichter das Verhör been-

det hatte, richtet« Helmstedt noch eine Frage an
die Zeugin.
„Sagen Sie mal, Fräulein Marie, Sie sind doch
mit Jakob zur Wäscherolle gegangen. Wie lange
haben Sie sich denn da aufWhalten?"
„Das kann ich nicht sagen. — — aber Jakob
wär doch gewiß ne halbe Stunde weg, während-
dem".
Alle horchten auf.
„Wieso, Fräulein Marie? War denn der Ja-
kob nicht während der ganzen Zeit bei dem Herrn
Schaffer, dem Milchhändler?"
„Anfangs war er ja mit da. dann meint« er
aber, er müßte mal was besorgen, und kam erst
nach ner halben Stunde wieder".
Ein wütender Blick Jakobs traf dis Zeugin.
Helmstedt, der den Diener im Auge behalten
hätte, merkte dis Veränderung in dem glatt ra-
sierten Gesicht.
Der Untersuchungsrichter war sichtlich unan-
genehm berührt, weil sein« Vernehmung nicht zur
Entdeckung dieses offenbar wichtigen Umstandes
geführt hatte. Er wollte das wieder gut machen,
indem er sich nochmals an dem Diener wcmdts.
„Herr Eadubeit, wo waren Sie denn in der
Zsrit.von der die Zeugin spricht?"
Jakob war vorsetreten, seine Augen liefen un-
ruhig von einem Wm änderest.
„Herr Untersuchungsrichter, ich hatte etwas
für mich zu besorgen".
„Das genügt mir nicht. Sie müllen schon sagen,
was".
„Das möchte ich nicht gern, aus blonderen
Gründen".
Das Staunen der Anwesenden wuchs.
„Sie verweigern also die Aussage?"
„Ja.-"
Es trat minutenlange Stille ein. Alle An-
wesenden hatten das Gefühl, daß in dieser Aus-
sageverweigerung vielleicht der Schlüssel zur Lö-
sung des Rätsels liegen könnte.
Dr. Helmstedt wandte sich an den Untersuchungs-
richter.
„Darf ich noch eine Frage an die Zeugin rich-
ten?"
„Bitte sehr".
sFortsetzun siolatO

Heidelberger Akademie der
Wissenschaften
lStistung Heinrich Lanz.)
Sitzung der Matbcm.-Naturwissenschastl. Klaist
Samstag. 199. Oktober 1918.
Vorsitzender Herr Bütickti
Es wurden folgende willenfchastliche Arbeit^
voraeleat: Mir die Sitzungsberichts von Herrn b-
Stückel: ..Die Lückenzablen r-ter Stufe und d'.«
Darstellung der araden Zahlen als Summen uno
Differenzen unarader Primzahlen."
3. Teil mit Beiträgen von W Weinreich
FranMrt a. M.
In den beiden vorhergehenden Teilen (JahxgckZ
1917. 15. Äbh. und Jahrgang 1918. 2. Abh.) war^
asymptotische Ausdrücke ausgestellt worden: ersten«
für die Anzahlen der Vrimzablfolkiem die gegeben^
Differenzen aufweiien. zweitens für dis AnzabM
der msbrlachen Darstellungen der geraden Zahlen
als Summ« mittels Brimzahliolaen gegeben^
symmetrischer Differenzen, und zwar erschienen
Ausdrücke als Produkte je einer WochstnMsstE
tion. die wesentlich durch die Gliederzahl der aM
tretenden Disteremfolgen bedingt war und' ein»
von der arithmetischen Natur der DifteremestfotE
abbänaenden Sckwankunassunktion. Während W
bei den irübsven Untersuchungen ergeben batte.
die Wackstumsfunktionsn für die Anzahlen
Distersnzenfollgen zugleich die WachstumsfunktM'
nen für «wisse Anzahlen von Darstellungen
Summen sind, wird jetzt auch der ZufammiNikack
zwischen den! Schwankungsiunktionen der beioe»
Arten auigedeckt. Dies ist um io wichtiger, als M
die Schwankunasiunktionen der ersten Art
Reibe neuer Eigenschaften bergsleitet wird, den
es ergeben fick daraus Mittel, auch die SckMam
kunasfunktionen der zweiten Art in einfacher
h.'Erstellen.
Für die Abhandlungen von Herrn E A
Wülsina: ..Ein neues Polarisa'icmsmikroLw'
und kritische Betrachtungen über bisherige Ko^
struktionen." Die Arbeiten an diesem vom B«
 
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