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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Teues aus aller WM
Verschwundene Kriegsgerichtsrate. Wie bke
Ueipziger Abendzeitung meldet, sind Et Sanrs-
ias tue Krr^rsseriÄrsrat« Leitet und Grüne-
wald von befreiten Gefangenen jesigenonvmen
worden. Mittags wurden sie narb dem Volks-
kaufe gebracht. Dann find sie oerfchwunden und
niemand werft, wo sie sich zurzeit befinden. Sie
sollen auch -mißhandelt und verletzt worden sein.
Der Arbeiter- und Soldarenrat bat angeordnet,
daß jeder. der ihren Aufenthalt erfährt, sofort ihre
-Freilassung und Ileberführung in ärztliche Be-
handlung veranlassen müsse.
* Noble Kriegsgewinnler. Der Bergrsch-Märki-
schs Reiterverein hatte vor dem Krieg« van der
Stadt Schwelm gegen den Widerfvruch einer
Minderheit des Staiotverordnetenkollegiums ein
Darlehen von 50 000 Mark erhalten. Im Kriege
Hachen die Rennen -aufgehört, viele Veveinsmit-
glieder sind ausgetreten und der Verein hat weder
Zinsen noch Tilgungskosten bezahlt, er verlangt
eine Stundung seiner bereits aus 58 000 Mark
angewachsenen Summe, widrigenfalls die Auf-
lösung des Vereins erfolgen müsse Die Stundung
wurde notgedrungen gewährt, zugleich aber der
Verwunderung Ausdruck gegeben, daß die schwer
reichen Vereinsmitglioder und Kriegsgewinnler
sicht freiwillig aushslfen.
* 40 Personen im Flnazeua. Aus Rotterdam
wird berichtet: Am Freitag n-achnrittaa überfloa
ein neues Dersonenbefördsvunasfluaseua mit 4V
Vaslaaieren. aröktcnteils Journalisten. Lon-
oon. Das Fabrzc.ua erreichte eine Höbe von 3000
Metern. Es ist das arößte auf der Welt und kann
70 Mensschsn mitfübren.
* Zwei böhmische Gräfinnen verhaftet. Gräfin
Eoudenhove, Gattin des ehemaligen Statt-
halters von Böhmen, und ihre Schwester, Gräfin
Laaffe, wurden in Prag verhaftet. Sie
werden beschuldigt. Lebensmittel aus dem Besitz
des Roten Kreuzes verlauft zu haben.
* Prinz Leinrick. von dessen abenteuer!ickcr
Flucht im Automobil noch der dänischen Grenzstadt
Dandvuio so viel gefabelt wurde, ist in Wirklichkeit
noch im Lande, und zwar befindet er sich im
Schlösse des Lerzoas Friedrich Ferdinand in
-6 oael s an a-G r ü n h o l z bet Kiel. Der Prins
»streitet, daß etwa aus seinem Waaen heraus der
ui dam Trittbrett des Automobils stehende Mo-
rose — in Wirklichkeit der Mawrnekokbat Oskar
^cklüder au« Eckernförde — «rtckosien worden lei.
Di-e durch den Eckernsörder Arbeiter- und Soldaten-
rat aefübrt« Ilnteisuchuna bat denn -auch ergeben.
d«si der bedauerliche Zwiickenkall. der sich bei der
Lvenkwu-er Heckbrücke lam NordMeÄanal) zuge-
tvmaen. wie folat abaelvielt bat: Der vrinzliche
Wwaon wurde von den Mannschaften eines schad-
haft »awordenen Lastautos anaebalten und der
KraitwaaenfB-krer autaefordert die Panne zu re-
parieren. Als nach Beendigung der Ausbesserungs-
arbeiten der Vrma die Erlaubnis bekommen batte,
weitermlsswbren. und schon der Motor des vrinÄicken
Autos wieder in Betrübe war. stellten sich zwei
Matrolen. di« mit nach Eckernförde wollten, auf

di« TritÄvÄt« -desselben. Ein erneut«» Befehl der
Soldaten bum Latten wurde im Lärm des rallelnt
den Lüotors bei der Abfahrt vom Prinzen über-
hört. Darauf er «laten die Schüsse von Linien de-
nen der schon «nannte VLarinGolbat «um Omer
fiel. Weiterbin bat der Prius dem Arbeiter- und
Soldatenrat erklärt, das er sich obne Um-
schweife mit der aeaenwärtiaen Neu-
rsaeluna solidarisch erkläre. Er bat der
Hlbordnun« ein«« Grub an seinen Las Marschall in
Kiel autaetraoen und um Einbau eüvei Micke auf
seinem Gut Lemm-elmark gebeten, da sich im dor-
tigen Schloss« zur Zeit keine ordentliche Krücke Ls
findet. Ferner Lat er mitgeteilt. daß fick seines
Wissens unter der norwegischen Küste englische Mi-
non befänden, die für all« aus dem Atlantik und
dem Mittelmeer imrückkommenden U-Boote schwere
Geiabr bringen. Sein Sobn befände lick auf einem
U-Boot «ruf Fahrt. Man möge Schiffe zur War-
nung an die nsr-weaiscke Külte entsenden. Dicke
letzte Mitteilum, des Prinzen wird auf allgemei-
nen Besscklusi an den Arbeiter- and Soldcrtenvat in
Kell weiteraeoeben. nickt, wie sich em Redner
äußerte, um den Prinzen m retten sondern aller
Soldaten wegen. Dem Prinzen wunde gestattet,
nach Lsntmelwark Lberzusiedeln.
* Sckerr de« Ehemann erschossen. An
schwerer Unalückslall bat lick in Berlin ereignet.
Dort bat die 23 Fabre alte Frau Frieda Böh-
mer mit dam aeladenen Karabiner ihres Ehe-
mannes. des 24jäbriaen Soldaten beim Sicker-
Leitsdvenst Richard Böhmer aÄvielt und im Scher»
aus ihren Mann, der im Bette laa. angelegt. Da-
bei entlud sich die Waffe. die Kuael drang Böbmer
in den Kovk und führte den sofortigen Tod
Her boi. Frau Böbmer wurde reisigen cm men und
dem Volirewrasidtum runesükrt.
« Gute Kunst fürs deutsche Saus. Ein gutes Bild
isi. wie ein gutes Buck, «in Tröster in ernster Zeit.
Und wenn unser« Weikmacktsfreude in dickem Fahr
wieder aciAamrÄt erklingen wird, so wird dock um-
somehr der Wunsch laut werden das Band einer
leisen Freude von Mensch zu Mensch ru schlingen.
Dafür lei aut die «Uten Original-Kunst-
blätter «Dwieüen. wie sie der Verlag B. G.
Teubner zu billigen, für reden erschwinglichen
Drecken lvon 3 Lis ^50 M.i kerausaibt. Aus der
umianaroicke-n Sammlung, an der erste Künstler
mitaeairbeitet Laben. Kien beute nur einige wenigs
Blätter bevMMuegriffen. Neu erschien soeben ein
lieblicher .Feldblumensstrauk" von Marauardt und
ein Bild .Tiaae der RÄen" von W. Schacht, ein son-
niges Blatt -voller Farbenvrvckt auf dem iw einer
UebeMlle köstlicher Rossen die bescheidenen Dorf-
bäuschen mit ihren Loben Dächern last versckwin-
den. In Lau« v. Völknmnns ..Wogendem Korn-
feld" leuchtet warm das Gold der reife« Aebren
vor dem .nswitterssckweren Himmel. Wer auch
F-rüblin». Lierbft und Winter zaubern uns die
Künstler vor Augen, wie in den Bildern .LRwen-
bera" von Oswald. .derbst in der Eifel" von Volk-
mann. ..Scheidender Tag" von Mele. In die alt«
Zeit Wkren Mütter wie ..Im Dark" von Liiert-
mann. «in Bild für irden, der nur etwas Sinn für
di« Book« still« alt« Winkel bat. Georgis ..Bösst-

kutsche" Mackowskss ..GoetbBiaus am Frauen-
vla«.» Auch der Städtebilder aus Franken. Schwa-
ben. aus Sachsen, aus Ostpreußen lei geduckt, der
SckAeÄcksn Bild« nach der Heiligen Sckrift. die
in ibver innia schlickten Art an Ludwig Richter er-
innern der farbenfrohen Friese zur Ausschmückung
der Kmdorzimmer. Ein ausführlicher Katalog
drird vom Verlag B. G. Teubner. Leivkia. Vosh-
strasie 3. aeaen Einssendnn avon ILO M. (Ausland
1.45 M.1 einsschlieülick Porto zuackkrndt. der auch
über die vollenden Nahmen Auskunft gibt, ebenso
kolltenfvei ein Verzeichnis .Die' Ansichtskarte im
Dienste der deutschen Kunst".
* Eine Hyäne der Revolution stand vor dem
Gericht des Arbeiter- und Soldatenrates in Han-
nover. Wegen räuberischer Erpressung ange-
klast war der Schmied Verhard Jaspers, eiu
vielfach vorbestrafter, zuletzt im Avril des Jahres
zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt« Verbrecher.
In der Nacht zum 7. November bat dieser Ver-
brecher Le, der Oeffnung der Gefängnisse seine
Freiheit erlangt. Das Erste, was er tat. war. sich
eine Dizefeknvebel-Uniform ick verschaffen, das
Eiserne Kreuz Erster Klasse anzulegen und unter
Beilegung des Namens Bröaer auf Raubzüge
auszugehen. Er hat es durch fein gewandtes Auf-
treten verstanden, hast ihm als. .Vizefeldwebel"
di« Führung einer Soldatengruvve belasten wurde
mit der er auf eigene Faust las zog. Ihm wurde
zur Last gelegt, daß er in den Hotels am Bahn-
hof«, aus denen angeblich von Offizieren ge-
schossen fein sollte, eine Reihe von Räubereien
ausgeführt hat Vermutlich ist er es auch selbst ge-
wesen. der diese Schiebereien verursacht hat, um
einen Grund zu haben, m die Hotels einzudrin-
gen. Er hat durch di« Soldaten alle Gänse und
Treppen besetzen lasten, während er selbst in die
Zimmer gegangen ist. um unter Vorhaltung des
Revolvers von den Hotelgästen deren Bar-
schaft zu fordern. Er soll dabei nach den
Mitteilungen der Hotelwirte den Gästen erhebliche
Summen abgenommen haben. Während die Mehr-
zahl dies« Fälle im einzelnen nickt festgestellt
werden konnte, da die Beraubten Hannover schleu-
nigst Elasten haben, wurde ein Hauptfall ihm
zum Verhängnis.
* Die Flucht des Schnaysfabrikcmten. In Rhein-
land-Wüstsalen dauert die Flucht der Krregsgewin-
ner und reichen Leute angesichts der bevorstehen-
den Besetzung der Grenzgebiet« durch die Entente
an. Der Roichstaarahgeordnete.Oberlandesgierichts-
rat Marx - Düffeldorf richtet deswegen folgen-
den ASahnruf an diese „Auswanderer". Eines
muffen wir lernen, an wahrer sozialer Gesinnung
hat es uns vielfach gosehtt. Nackte Selbstzucht ist
währerid des Krieges allzuoft in den Vordergrund
getreten. Heut« sehen wir wieder, wie so manchs
bessere Familie schon bei der ersten Nachricht, das,
unsere Truppen im Westen zurückgewichen seien,
ihre Koffer packen, um ihre Habseligkeiten in Si-
cherheit zu bringen. Schwach über denjenigen, der
seinen Besten verläßt und durch sein Beispiel Mut-
losigkeit und Verwirrung verbreitet. Unter den
Flüchtlingen befindet sich auch der vreußifche Land-
tagsabseordrete und Stadtverordnete der Stadt

NemLers, der königlich preußisch! .KamaiA
Und er berg in Reinberg, der bisher v"
romt des Kaisers und Heeresliejerant feü^
kannten .Boanekamp" (Semper idem)
hat nicht nur seinen Wahlkreis und feine
«er. sondern auch das Rot« Kreuz, dessen,
meister er war und den Reinberger Kim
stand im Stich gelassen, indem er fein/
«rusräumen und seine gesinnte Habe na«,
Harz über führ en ließ. Dabei hat es au»
Staunen erregt, wie es Underberg «slunsen "
der Eisenbahndirektion drei Dopv^
üons für seinen Umzug in einer Ltzit ru.^
men, wo am linken Niederrhein wesen
mangels keine Kohlen zu erhalten sind
Abtransport der Truppe» gegenwärtig "
Schwierigkeiten begegnet". -
* »Spartakus". Der Name Spartakus «
dbe Revolution plötzlich in aller Mund. Ess
vielen, zumal den so plötzlich in die VoliE
gestürzten Frauen, erwünscht sein, mich seE
sprung und Sinn zu verstehen. Abe"^
scheinen die „Spartaku s"-Leute nickst H
sonst hätten st« sich zum Sürmensvatran
unglücklichen Führer eines von vornherein <
sichtslossn Aufstandes aus jenen blutiges
zehnten gewählt, in denen die abgewirN
römische Republik in furchtbaren ALlM Z
-menbrach, um sterbend das Kaisertum zu
Es waren die Nachspiele des ersten BürsE
dessen treibende Kraft mehr fast als der
sssensatz der Demokraten und-der OptiE,
persönlich Gegensatz der beiden Bg
Staatsmänner und Generale Marius uud
war. In dem Ehaos dieser Apit braE»
Ehr. aus der Fechterschule in Eapua. wo?
als Fechter für di« Zirkusspiele abgeri^-
den, 70 Gladiatoren. Säbelsecht«, aus. '
strömten von allen Seiten entlaufene Sk^
und in dem Thrakier Spartakus saüt^.,
Massen ohne Ausbildung. Zucht und Ord^A
nen Führer, der sie zu einem gefährlichen isi
fammenfchweißte. Sie hielten sich von fta».
gebauten Stellungen auf dem Vesuv «us '
als ein Jahr gegen die römischen Landrus
di« siehendeii Heere waren in Spanien urck> I
asien beschäftigt — und ernährten sich mit
RLMchtslosigkeit und Grausamkeit „aw 1
Lande". Aber sie hatten sich wahrhaft »
Vulkan gefetzt, und tm Jahre 71 ward deich
Kriegsgewinne hochgekommene Erassus ihr^M
SMrtakus siel in tapferem Kamvie; lMM
dem von dem siegreich beendeten fpanisck^-4
heimkehrenden Pompejus, der in seinet^M
mit sein« sonnigen Persönlichkeit ein MW
des Glücks war, gelang es. die Reste der A
Leere zu vernichten, und den „Feckterkrie-g H
sticken, D'« heutigen Spartakus-Leute, dnk
kalste unser« Revolutionssruppen. woM^
mit ihrer Namengebun« (den bischrige" 2
als einen Staat von Sklavenhaltern
ken. dessen Vernichtung sie als ein Heer
rechtloser und versklavter Empör« geschah
ben und mit den äußersten Mitteln» st"'
Blut und Eisen durchzufühlen sind


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