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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Fernsprecher Nr. 82 und 182

Montag, den 2. Dezember 1918

Heidelberger Zeitung

Seite 2

Kriege erworben find, sind wieder ein-
zuziehen, namentlich alle die Grossgewmne aus
der KrLögsfabrikation sind dem Staate wieder zu-
zusuhr-en. Hierzu gehören besonders die Stick-
stoff- und Flugzeugindustri«. Unberück-
sichtigt können bleiben, allerdings die kleinen Ge-
winne. von 30 bis 40 000 Mark. »Pr denen man
annehmen könnte, daß sie auch sowieso in vier
Frisdensjahren gemacht werden können. Durch
die Verstaatlichung derartiger Industriezweige be-
käme der Staat eine Industrie in seine Hand,
ohne einen Pfennig Geld auszugeben. Diesen
Weg restlos zu gehen, werden wir versuchen, Lis
zum Ende. Dadurch erhält der Staat ein Objekt,
um seine Schulden zu tilgen und seinen Verpflich-
tungen gegenüber den Angehörigen der Gefallenen
nockzukommen. Weiter müssen wir fordern Frei-
heit de§ Denkens, Freiheit des Han-
delns und
Freiheit der Entwicklung
wobei der Redner der Hoffnung Ausdruck «ab, daß
die jetzigen.Machthaber auch anders Gesinnten
und anders Denkenden die Freiheit ihrer Ueber-
zeusung belassen würden, auch in religiösen Fra-
gen. Das Wort, „Freie Bahn dem Tüchtigen"
müsse in dis Tat um gesetzt und daher den brei-
ten Massen Entwicklungs- und Spielraum ge-
währt werden, damit die besten Köpfe der Allge-
meinheit dienen können. Deswegen sei vor al-
lem für die «Schulen Lehrgeld und Lehrmittel-
freiheit zu erstreben
Die Knebelung des Wirtschaftslebens
müsse so bald wie möglich verschwinden- Die
Bauern sind rebellisch über die vielen Vorschriften
und es liegt im eigensten Interesse der Städter,
wenn nian ihnen die Fesseln baldigst abwimmt.
Wenn der Kram der Verordnungen wegfällt,
dann werden die wichtbrwn Verordnungen« umso
energischer durchzufühven Pein. . ,
Die Arbeit« ' '
haben in dem heutigen Staate das Heft in der
Hand, sie stehen auf dem sozialistischen Boden und
erstreben die Umformung in einen sozialistischen
Staat. Dieser ist zum Teil schon infolge der
Verstaatlichung der Post und Eisenbahn da. Wei-
tere Verstaatlichungen müssen notwendigerweise
folgen. Wo die Entwicklung so weit vorgeschrit-
ten isst, dass wir schon mit Privatmonopolen zu
rechnen haben, haben Staatsmonovsle einzutre-
ten, wie dies schon -beim Spritmonoval der Fall
gewesen ist. In Vaden wird die Frage der Mo-
nopolisierung der Wasserkräfte im
besonderen der des Oüerrhsins brennend werden,
und ihre Bedeutung wird man dann erkennen,
wenn, wie leider zu erwarten ist, demnächst
die Kohlen aus gehen werden. Auch die
Verstaatlichung des Kohlen- und Kali-Syndikats
wird baldigst zu erwägen sein. Wir können aber
nicht eine sozialistische Staatsordnung einfiUu,
solange wir nicht übersehen können, wie wir auf
dem Weltmärkte dastehen Die Arbeiter-
scknit wird überhaupt diejenige fein, die am
meisten zu tun hat an dem Wiederaufbau des
Staates, denn wir können nicht ewig so weiter
machen, das würde zu oiner Wirtschaft führen, die
den ganzen Staat über den Haufen wirst, und
deshalb kann die Arbeiterschaft nur dann richtig
versorgt werden, wenn eine leistungsfähige
Industrie vorhanden ist. Die Arbeiterschaft
wird dann in dem neuen Staate vor allen Din-
gen anstrebsn müssen. dass nicht nur sozial Wr sie
gesorgt wird, sondern, dass sie aiuch 'anderweitig
unter gelsracht wird Die Arbeitersschaft ist aus
dem Kleinbauerntum bervorgvgangen. Der Bauer
hat insofern eine Freiheit in der Bewegung, als
er sich feine Arbeit nach seinem Willen «inrichtet,
während der Industriearbeiter -eine Ziffer ge-
worden war, der von all der Freiheit in der Be-
wegung. wie seine Vorfahren, nichts mehr hatte.
Daher ist
die Wohnungsfrage
die Voraussetzung allen künftigen Glückes
der Arbeiterschaft, sonst wird ihr auch in einem so-
zialistischen Staat nicht viel geholfen sein. (Bei-
fall und Zustimmung).
Die Bauer« - ' '
haben schwer arbeiten müssen, aber Kriegsgewinns
wie di« Stadter, von denen viele nicht arbeiteten,
haben sie nicht gemacht. Dass ste höhere Preise
gefordert haben, ist in manchen Tellen entschuld-
bar, da sie ja nur noch dem Vorbild der Stüdier
gehandelt haben. Die Bauern sind sehr notwen-
dig für den Staat, weil nur sie uns die Lebens-
mittel liefern können, deren wir bedürfen. Wan
glaube nicht, dass Amerika uns tatsächlich Lebens-
mittel liefern will, nein, Ainerika will uns aus-
hungern. Wenn wir vom Ausland Lsbsnsmiftpl
beziehen, müssen wir sie derart bezahlen, dass z.
V. das Bvot doppelt so teuer wird, wie es jetzt ist.
Der städtische Mittelstand
ist durch den Krieg an den Bettelstab gekommen.
Er hat kein« Kriegsgewinne machen können und
die wenigen Mittel, die er noch besah, sind durch
den Krieg verbraucht worden. Sonderbarerweise
hat man ihn in der Revolution nicht erwähnt,
rom Kapital hat man wohl gesprochen, dass es ab.¬
geschafft werden müsse, aber vorn Mittelstand hat
man dies noch nicht einmal gesagt. Wenn der
Mittelstand wieder m it reden wolle, so möge er
vor allem die liebe, alte, deutsche, wavmg Zipfel-
kappe abtun, (Heiterkeit und lebhafter Beifall).
Aus dem Mittelstand ist -bisher die Beamten-
schaft hervorgegansen. Es muss auch ferner ein
brauchbarer Boamtenappavat aus dem Mittelstand
geschaffen werden. Der Mittelstand ist auch das
künstlerische und wissenschaftliche Fundament ge-
wesen, da er unbedingt für die Zukunft bleiben
muss.
Der Freistaat Baden
hat sich allmählich -entwickelt. Erfreulicherweise
ist bei uns die Auseinandersetzung mit dem
Haluse Zähringen auf den Thron auf anständige
Weise erledigt worden. In Baden hat auch nie-
mals ein Gegensatz zwischen Monarchie und Volk
bestanden und dankbar werden wir an das Zäh-
ringer Fürstenhaus, im besonderen an Friedrich I.
zurückdenken. (Lebhaftes Bravo). Heute aber stehen
wir all« auf dem Bode» des Freistaa-
t es, hoffen jedoch, dass Vaden ein Teil des Deut-
schen Reiches b'eiben werde. (Stürmische Zustim-
mung). Das schliesst aber nicht aus. dass wir «n-

Badische Politik
4 Dis Deutsche demokratische Partei hielt
Sonntag nachmittag für den UnterrüeiN'
kreis in Heidelberg im Wiener Hoi uno»
dem Vorsitz des Stadtv. Dr. L e i e r--HeiLelbeM
eine aus dem ganzen Bezirk (Kreise MannbeM
Heidelberg und Mosback) stark beuchte Wab'^
kreisko nieren» ab. Bei der lebbaiten
spräche über die grundsätzlichen vramammatiM-»
und taktischen Fragen sowie über die dringend^
Aufgaben der Organisation. Agitation umd K«^
didatenau-Mlluna ergab sich eine erfreuliche LE
einsti-mmuna wie sie auch in der Fassung sin-nnw
aer Beschlüsse »um Ausdruck kam. Unter allgeiE
ncr Zustimmung betonte der Vorsitzende, dass d'
Partei fest auf dem Boden der Reicks
einkeit siebt, und dass sie alle vartikularistiMi
Neiaunaen entschieden zurückweist.
* Forderungen der Lsüramtsoraktikanten.
einer Versammlung der Lebramtsorakt^
kanten stellten dicke eine Reibe von Minden
forderunaen auf. in denen u. a. verlang
wird: Die Praktikanten erhalten die Ben-emw""
StiidieMsferendar und Studienassessor. Bier
nach dem Staatsexamen erhält jeder Vrakti-ka»
das Gehalt von 3000 M. jährlich. Jeder böber»
Ledrer evbält vom 50. Lebensiabre ab den HöcM
aebalt. Nack fünfjähriger Dienstzeit bat ickde
derbericktevsiattuna der Direktoren über die Mw'
tikcmten zu unterbleiben. Zur Abstellung des Mm
trkantsnelends sind alle über 60 Indre alten Mf,
fessovon und Reallebrer an höheren Schulen
de: gesetzlichen Höchstvension in den Ruhestand
versetzen.
* Die Arbeiter-. Bauern- und Bolksräte Badew
Der L a nÄ e s au s s ck u ss der bodilcken Soldaten
rate nennt sich jetzt Lmidescmsssckuss der Arbeitcr'-
Bauern- und Volksrats. Er bat Richtlinien am
gestellt, in denen als lerne Aufgaben Lemickw
werden, bis zur Schaffung einer n-ounn bad-ssm,
Verfassung durch die Nationalverfammluna a.nMo
der alten Gewalten au treten, die ErrunaenM'^
ten der Revolution asaen reaktionäre Mwe-auW^
m verteidigen, die vorläufige Volksre-Msrun-a-
unterstützen, bei der Aufrechterhaltung der
Puma mLtNMirken und die Kontrolle der
runa und der VollMasaewalten des Landes M
der Gemeinden durcknussübren. .

sere völkische Eigenart wahren wollen. Wir
sind Badener und das wollen wir? auch
bleiben.
Berlin war unser Unglück
den ganzen Krieg hindurch. In keiner Stadt ist
während des Krieges so gegaunert worden, als in
dem kapitalistischen Berlin. Unser badisches Volk
hat sich bisher gegenseitig verstanden und daher
müssen wir es entschieden ablehnen. dass sich die
Berliner Schreier hier einmischen. Aus dem
Reichshaus aber wollen wir nicht Ausziehen, son-
dern es weiter ausb-auen. damit wir uns noch
wohler fühlen als wir uns bisher ie gefühlt ha-
ben. Hier wollen wir auch willkommen heissen
unsere deutsch ° österreichischen Brüder
(Stürmische Zustimmung). Wir wollen aber nicht
mit ihnen zusammen einen Südbund machen ge-
gen den Norden, wir brauchen einander.
Das deutsche Volk wird die
schwierigsten Arbeiten in der nächsten Zeit
M leisten haben. Die erste sei die Wieder-
instandsetzung der Industrie und die
Wiederunterbringung der Arbeiter-
massen. Erschwert würde diese Ausgabe unge-
mein durch den drohenden Verlust von
Elsass - Lothringen, dem an Erzen und
Kohlen reichsten Land der Welt, und durch den
gleichfalls drohenden Verlust des oberschlesischen
Kdhlengkbietes, wie der Redner in beredter
Messe dartat. Die Wi edera nk n üpfu n g der
Beziehungen mit den anderen Mächten werde auch
noch grosse Schwierigkeiten bringen, doch sei
Deutschland in dieser Hinsicht dabei im Vorteil,
dass es noch intakt sei, im Gegensatz zu dem Chaos
in Russland und auf dem Balkan. Auch per-
sönliche Fragen müssten noch erledigt wer-
den, «und tief bedauerlich sei es, dass sich auch fetzt
wieder Elemente fänden, die dem „Zug der Zeit"
folgend ihre Gelch-M« bei dem anderen jetzt ss-
der Macht Befindlichen zu machen versuchten und
auch schlankweg ihre Gesinnung r-enädiert-m. Der
Redner hofft, dass dis Sozialdemokratie Ele-
mente nicht in jl>re Reihen «i'fnebmvn we-tz». da-
mit sie nicht auch dort Verwirrung und (Schaden
anW steten.
Minister Dietrich schloss: Goldenen Zeiten
geben wir nicht entgegen, sondern bitteren u"d
ernsten. Mir sehen aber dicken Zeiten rubig in
das Arme, denn wir wissen ganz genau, dass das
Volk noch dos von 1014 ist. das aufoestanden ist
wi» ein Mann. Nm leine Eristenz politisch und
militärisch zu verteidigen, das seine ganze Kraft
einsetzen wird, dazu, sich eine neue Zukunst, einen
neuen Staat zu bauen. Und wenn dickes VE den
Mut hat, sich wieder M-sammenzustnden und eine
Lcktiwa zu b-rnien, daun wird dickes Nckk durch
alle Schwierigkeiten hindurch in eins Loge ver-
setzt werden, in sine neue Zukunft. in der man
wieder daran denken kann dass drw deutsch» Volk
wieder seine Stellung einnehmem nssrd im Rahmen
der Völker Europas und der Völker der ««uzen
Erde, das Staatsscknst wieder, döbln zu lsibren.
Um ein neues, ein holleres, ein grösseres Volk zu
werden, als wir es bisher waren.
Stürmischer, allseitig sich wssd-rkofend«? Vorfall
lohnte den Redvev für leine prächtigen Awlülwm-
gen. ds» zuolelch Howies dass er dos ruhte Wort
und de« rechten Ton gesunden bat. In der
-
Erörterung
wandt« sick Kommerzienrat Stök gegen die Vor-
würfe. die man ietzt aemckubeini der Industrie
macke, denn gerade die Industrie lei es gewesen,
die di« Mittel zum Kriege «Meiert bade. Man
solle aber auch berücksichtigen, dass viele Industrie-
betriebe im Krieg« zugrunde gegangen leien. Bei
der Demobilmachung wolle die Industrie die Füh-
lung mit der Arbeiterschaft nicht verlieren. Man
könne nur dann arbeiten, wenn die Organisation
aur einem Vertrauen beruhe, das auf beiden Sei-
ten vorhanden sei. Zum Schluss wies Lor Rogner
auf das soziale Werk bin. das die Industrie in 40
Jahren geschaffen bade und die Lobe Steuerkraft,
die iibr innowobne. Dr. Faber betonte, dass der
Kamivf binter der Front ebenso intensiv wie an der
Front geführt worden sei und verlangte, -inan möge
-ütlimvflich mit der Industrie verfahren. Gerechtig-
keit für alle! Stadtrvt Kock, als Vertreter des
Mittelstandes verlangte dass die bürgerlichen
Eristemen wieder lebensfäkia gemacht würden.
Durck die Sozialisierung dürften nickt die Grund
säulen des Staates vernicklet werden. Jeder solle
in der Dari ei bleiben, wo- er bisher gewesen sei.
denn alle wollen Mitarbeiten am Wiederaufbau
des Staates. Zwei weitere Mdner stellten- An-
sracrcn wegen verschiedener Vroarammvunkte. Vize-
feldweibel Schöll betonte, dass dis Meral des
deutschen Volkes.aufaeiressen lei. Schuld daran
trage die kapitalistische Weltanschauung. Wenn es
bessW werden solle. Io müssen nickt volitissche
Füchse, sondern ehrlich« Männer an die Spitze des
Staates kommen, die nur den einen Wunsch be-
sahen. dass das Volk aedeibs.
In feinem Schlusswort knüpfte Minister Diet-
rick an die Worte des Vorredners an und be-
tonte. dass wir unter dem Druck der kommenden
Leidenszeit alle einen gewissen Wuterungsvrozess
durchwachen würden. Gegenüber den Vorwürfen,
dass er kein eigentliches nationales Programm ent-
wickelt habe. wies der Minister darauf bin. dass die
bisherigen sozialdemokratischen. Psröffentlickuimen
rebns Schlagworts enthielten, das nationalliberale
Vroammm werde vor allen Dingen wirtschaftlicke
Punkte' aufweUen. da ietzt schon wieder der Tang
«m -das aslden« Kalb begann-- und ustb-Mnat der
Kamps um hie Gesundung unserer Volksseele efu-.
leben müsse. u)ock seien wir noch davon abhängig,
wie die Friedensbedinaunaen lauten
würden. Mit vollem Ernsts wollen wir alle an die
Arbeit «eben, um dis Schlacken beiseite zu räumen,
darin werden wir uns alle zuiammenfinden auf a»-
mcinÄme-m Boden, nickt nur in einem einheitlichen
Wirtschaftskörver sondern in einer Reibe im
Kampf um ideelle und kulturelle Zicke.
Auck diese Worte des Ministers weckten ein stür-
misches Ecks in der Versammlung Direktor. Dorn
schloss sie mit Worten Les Dankes an den Redner
und der Auffordouua. möglichst Mblreick in die
Organisation der nationallibsralen Partei LsNu-
treten Und die Varteivresse LU fördern
» » * -
Mitt der «estrigen Versammlung kann die natio-
naMberale Partei einen grossen Eriola bucken. Sie
bot vor allem gezeigt, dass weite Kvei-ie mit ihren
Grundsätzen und Zielen einverstanden sind. Des
weiteren haben wir iw Minister Districk einen
Mann kennen gelernt, dessen eneroickurübende Der»
w.nliMeit wiederholt bewies, dass er der reckte
Mann am reckten Make ist. und m»" -^l

Aus Baden
Tagung der Evaug. Generalstzuode
Karlsruhe, 28. Noo. Unter Leitung des Ki'-'
chemats schmitthenner trat heute h'ie.E^
Generaljynode zusammen. O. Dr. Ur bl-
gab einen eingehenden Ber-cht über alles. ,wa»
sich seit der letzten Tagung im Jahrs 1914 erergu^
hat. Aus seinen Darstellungen sei erwähnt, da»
79 Geistliche, ein Fünftel der LAndesgeistlickM
im Felde ständen, dass 11 Geistliche und 24 jund
Theologen gefallen sind. Durch em provisorisch^
Kirchengesetz ist, nachdem der Grossherzog
Krone und aM sein Amt als Landesbischos äs'"
dergelest hat, dafür gesorgt worden, dass das
chenregiment auf fester rechtlicher Grundlage E"
Die OberkirckM-behörds legt zur VerhandluM
mehrere Gesetzentwürfe vor. so über Verlängern»!'
der Dauer des Kirchen-Haushalts bis 1920. ebe^
der Geltungsdauer der Genevalsynode, Am, N-lE
mittag wurden diese Vorlagen durck einstimmig
Annahme erledigt. Nach, einigen Anfragen
Abg. Nuzinger wurden die Verhandlunsr'
auf den näWen Tag vertagt.
Nack Wiederaufnahme Her Sitzung am SmE
taa sprach Abg. O. Hold ermann über .-K-lM
und Revolution". Der Redner wrack sich mit Em'
sckicdsnLsit aus für die Beibehaltung des RE
aionsunterrickts in den Schulen für Nie Weiten
aeltuna des Steuerreckts in der Kirchs und »er
tdeol. F-ukultät im Lehrkörper der Universität
theologische Fakultät. Er wünschte aber auch
ioumen innerhalb der Kirche, damit sie eine wifs'
licke Volkskircke würde. Nackdem die unten iM»
geteilt« Resolution einstimmig auasnomE"
uwvden wari beschäftigte sick eine leibhafte Aw'
stracke mit der Zuiammensetzuna der Gsnevallg
usde und der Wahl ihrer Abgeordneten. D!
n-äckste Taauna soll -eine Umgestaltung nach LeE
kratistbsr Grundlage erfahren, wofür sick GeibocE
rat Bauer warm einietzte. Mit einem Gebet »e
Leiters wurde um 12 Uhr die Tagung geischlooe»-
Die Resolution die in der heutigen DakMM
Lex Generalsvnode einstimmig angenommen wuM-
loütet in ibre-n Hauptpunkten:
1. Die Generalinnode hält eine völlige Trenn-u»»
von Kircke und St-xrat kür schädlich und zwar
beide Teile. Darum warnt sie vor übsrMn
Schritten oder aar vor gewaltsamen Ei-nanin»'
2. Sie fordert die Beibehaltung des
terrichts in d-en Schulen: 3. sie verlauat die EEl>/
tun« Les kirchlichen Sslbstbesteuerungsrscktes: 4.1
fordert. Lass der tbeoloaiicken Fakult»
in Heidelberg i-Kre bisherige Stellung "
tbsol. Fakultät innerhalb der Universität als rm-
kertlicker Bestandteil der Geisteswissmv!ckMe-w
wahrt blM>e: 5. sie ist willig, den nou-en
nisson und Ausgaben in Staat und Esmeinde-ii ,
nuna zu tragen auch in der Umbildung der we
sassu-na unserer Landeskirche: 6. sie lo dert
Glic'dsr unserer Saudeokircke auf. sick mit «w
Kräften an dem sittlichen und religiösen Mieo«
arribau unseres kircklicken und Mentlicken Lew- °
zu beteiliasn.
Mannheim. 1. Dez. Unebrlicke Element*
Laben iick in die Männb. Bolkswebr e c
sshle i ck e n gewusst. So sollen nack ei amu,-»
schreiben Lier Mannheimer Staatoauwaltschai'
der Nackt vom 21. zum 22. November Anaehor.»
der Wackmannick-rft der Volkswehr i-m
bohnhoi einen Eisenbahnwagen Mit
i »l»ten erbrochen und eine «rosse M«nae

f . ' O Heidelberg, 1. Dez.
Im überfüllten Saale der Turnhalle im Klin-
ge ui eich fand gestern nachnrittag eine von der u a-
1 ion all iberale.n Part ei eiuberusewe ös-
fentlichs Versammlung statt, der über 100 Per-
stueu, aus allen Kreisen und Ständen gemacht,
bcüwohnten. Der Dovsitzende der national-libera-
len Partei, Direktor Dorn, eröffnete mit Be-
grüssungsw-orten di« Versammlung und erteilte
dann sofort dem Redner des Tages, dem Mini-
ster des Atzussern Dietrich. Oberbürgermeister
von Konstanz, das Wort zu seinem Vortrag
über dis politisch- Lage. .
Minister Dietrich
führte etwa folgendes aus:
Las deutsch« Volk hat in den letzten fünf Iah-
ven eine Wiutgelchichte erlebt, wie vielle-cht sel-
ten oder N!<« ein Volk. Aber noch ist ketue Klä-
rung einsetreten, und an Stelle der alten Monar-
chie regeren jetzt -die A.- und S.-Räte Deutsch-
land. Der Redner gab sodann eine ein-gehende
Vorgeschichte der badHchrn Volksrogaerung,
die sich ursprünglich nur aus Sozialdemokraten
znslaminsnsetzle, aber dann durch bürgerlich Ele-
nAnte ergänzt wurden. Die A- und S.-Räte
stellten sich zunächst auf den Standpunkt, dass sie in
den Orten, in denen sie sich gebildet hatten, sou-
verän feien, dass all« Macht sie allein ausübten
und dass alle Bürger seinem Willen sich zu fügen
hätten. Und so war denn tatsächlich der Zustand
der. dass Baden aufgelöst war in sooiele Repu-
bliken, wie sich (So-ldatenräte gebildet hatten.
Diese Republiken re-Werten nun mit- oder gegsen-
e inander. Am Donnerstag, den 14. November ist
dann der badische Staat wieder entstanden an
Stalle der 3V—40 A-- und S.-Räte. Dass es ge-
lang, aus dem Chaos wieder in einiger massen ge-
ordnete Zustände zu gelangen, war dem Umstand
zu verdanken, dass die alte Staatsmaschine, ob-
wohl ihr dem Fsuerungsmaterial aussesang-en
war. noch weitergslaufen ist, aber schwer schnau-
-end. Dass wir wieder einigermassen Ruhe und
Ordnung haben, liegt einmal daran, dass wir in
Vaden an sich schon demokratPchar sind, als im
Norden und weil wir uns kennen, und das ver-
decken wir der Tatsache, dass wir schon vor zehn
Jahren angefangen haben, mit der Sozial-
demokratie zusammenzüarbeiten.
MLun dies nicht gewesen wäre, wär« es diel
härter und schlimmer hergegangen. Um diesen
augenblicklichen Verhältnissen zu entgehen, ist es
notwendig, dass man dem Staat eine Regierung
setzt, und das geschieht, indem die Bevölkerung
mit dem Stimmzettel in der Hand eine verfas-
sungsgebende Versammlung Mchafft und diese
eine Regierung, die getragen ist van dem Ver-
trauen und der Gesamtheit der Bevölkerung, her-
stellt. (Lebhafte Zustimmung).
Der Redner gab sodann Einzelheiten über die
Einleitung in Wahlkreis« ufw. was schon allse-
miein bekannt ist. Er wies darauf hin. dass es
vor allem darauf ankänce.
' fähige Leute in die Landes-Bersammlung
zu entsenden. Ein« Gruppe, die ein paar, aber
tüchtige Leute entsendet, wird eine grössere
Macht ausüben, als «ine. di« zwar mehr aber we-
niger geeignet« Leute hat. Wenn kein« Natio-
nalversammlung zustande kommt, die über Köpfe
> verfügt, dann wird auch keine Regierung kom-
! «wen, die etwas versteht. Denn wenn die Landes-
l Versammlung zulsammengvfetzt wirb aus solchen.
die gerade.das sagen, was den Leuten gefällt,
dann werden wir ein« schwache Regierung bekom-
men. Darum überlege sich jeder wen ex wähle.
Des weiteren befasst« sich Minister Dietrich mit
den Vorgängen in Berlin und kennzeich-
i nete im besonderen das unverantwortlich« Ner-
j halten der Spartakusleute. die di« politische (Macht
nicht mehr aus den Händen geben und sine Dik-
tatur des Proletariats errichten wollen, «in Ber-
i ballten, das umso gemeingefährlicher sei. ange-
sichts des drohenden Einmärsches de:
Feind« und der von der Entent« wiederholt
ausgesprochenen Versickerung, dass sie mit einer
solchen Regierung nicht verhandeln wolle. Dann
kam der Redner auf die
Gründe des Zusammenbruchs
zu sprechen. Da sei vor allem die Reichsregie-
r-ung zu tadeln, die von einer Schwäche gewesen
sei, dass sie nicht zum Handeln kam. Wir halten
«in glänzendes Heer, geniale Führer, wir erran-
gen Siege, und gewannen Feldzüge, aber befassen
' nicht einen Staatsmann, der im Stande gewesen
wäre, di« militärischen Errungenschaften politisch
auszuiwerten (stehe Polen). Die Reichsregierung
hat nicht einen Tag gehandelt aber sie hat gere-
det und geredet und der Reichstag hat mitgeredet.
-Lebhaft« Zustimmung). Deshalb brauchen wir
in der kommenden Regierung
Männer von politisch«« Fähigkeiten
wie sie -das politische Lehen der Schweiz und
Englands geboren hat. Schwere Schuld hat auch
-die Heimat, die
- aus dem Krieg ein Ermerbsgeschäst
- gemacht hat. Die Profitwut hat von Jahr zu
Jcchr zu-genammen und ist ins Unendliche
ngewach'en. Der Verdienst waren aber di« Schul-
den des deutschen Reiches, die wir alle bezah-
lten -müssen. Run soll auch die Feldarmee diese
Schulden mitbezahlen, das ist ernte Unmöglichkeit.-
sDws-es Erweirbsgoschäft hat sich auch nach der
"Front -hin fortgepflanzt, nicht zu den Soldaten an
-der Front, aber bis zur Etappe. Dass wir auch
- in der Bildung unseres Offizierskorps schwere
Fehler gemacht haben, ist richtig. Der schwerste
Fehler war aber, dass man unsere Volkswirt-
schaft bis in Len hintersten Winkel
mit Paragraphen gespickt
, hat. Es wurden über 30000 Verordnungen er-
blassten, die dann nicht mehr eingehalten wurden,
'Lts zuletzt alles im ganzen Deutschen Reiche mit
s dielen Verordnungen im Widerspruch gelebt hat.
Gin Staat, der nicht mehr den Willen und die
«Kraft hat, seinen Gesetzen Geltung zu verschaffen.
!cwirft di« Moral über den Haufen. Schliesslich hat
'Heber van uns den anderen für «men Spitzbuben
Schalten.
> Aus dem allen müssen wir nun die nötigen
Folgerungen
ESmtkicha Vermögen. Vie im

__ Nr. 2^.
nickt s-öbl in der Erwartuna. Last Dietrick in dA
kommenden Entwicklungsgeschichte Badens
grosser und wirkungsvoller Bedeutuna fein wird-
Vertrauenskundgebung für Dietrich
Konstanz. 1. Der. Oberbürgermeister Dietls
bat in der letzten Stadtratssttzuna nm eine
sr-racke darüber gebeten, ob man von ibm die N>^
dcrleauna seines Amtes als Oberbürgermeister
verlange, nachdem er Sen Volten als Minister de»
Neunern übernommen Labe. DavauWn erklärte»'
sick alle Mi »lieber des Stadtrats unter dankbare
Anerkennung seiner grossen Verdienste dafür. Lo°
Oberbürgermeister Dietrick sein Amt beb«*
ten möge.
 
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