Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 3.1889

DOI Heft:
Original-Beiträge
DOI Artikel:
Husnik, Jakob: Die Leimtypie
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44067#0092

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
76

Die Leimtypie.

Diese Leimfolien, welche zur Herstellung der Oopien
dienen, sind für immer haltbar und können im Handel ein-
geführt, d. h. den Käufern des Patentes geliefert werden.
Man kann Autotypien in einer solchen Feinheit herstellen,
dass 7 schwarze und 7 weisse Linien auf einen Millimeter zu
stehen kommen.
Diese Feinheit von Netzen eignet sieh besonders für
Reproduction solcher Kupferstiche, deren Linien in den weissen
Ausläufern so blass sind, dass eine directe Reproduction ohne
Netz nicht denkbar ist. Solche mit Netzen nach Art der
Autotypie reproducirte Kupferstiche behalten ihren Charakter
als Kupferstich und lassen alle Linien des Originals mit Aus-
nahme jener blassen Ausläufer erkennen.
Dort aber, wo der blasse Strich nicht mehr als solcher
durch das Netz sichtbar wird, bleibt doch wenigstens der Ton
des Ueberganges in’s Weisse fühlbar und das Bild gewährt
den Eindruck des Originals.
Wir bringen ein solches Leimcliche unter den Illustra-
tionsbeilagen dieses „Jahrbuches“ zum Abdrucke, welches den
Engel der Gerechtigkeit vorstellt.
Dass auch Bilder in Strichmanier leicht und sicher, ja
viel sicherer, als mit jedem anderen Process mit der Leim-
typie darstellbar sind, zeigt die directe Reproduction eines
Kupferstiches (Christus am Kreuze) und eine Vignette der
Kunstanstalt M. Husnik in Prag, welche einer Federzeichnung
entnommen ist.
Die Leimtypie hat bereits grosse Verbreitung gefunden.
Das Patent der Leimtypie ist derzeit für folgende Länder
und Städte verkauft: Sachsen, Hannover, Portugal, Gross-
britannien, Republik Argentina, Belgien und Holland, Moskau,
Petersburg, Freiburg i. d. Schweiz.
Die Leimtypie gewinnt von Tag zu Tag an Werth, und
solange, als nicht ein neues Verfahren erfunden wird, welches
ohne Netz, nur mit natürlichem Korne alle Töne des
Originals bei Benutzung von blossen Halbtonnegativen für die
Buchdruckpresse geeignete Cliche’s gibt (wie z. B. die Pretsch-
Manier), aber einfach, schön und sicher ist — so lange wird
die Leimtypie alle anderen Verfahren beherrschen.

(Bei dem grossen Interesse, welches man vielseits dem von
Herrn Prof. Husnik erfundenen Druckprocess entgegen bringt,
theilen wir den Wortlaut der deutschen Patentbeschreibungen
zu Herrn Prof. Husnik’s Leimtypie im Nachfolgenden mit.)
 
Annotationen