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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 3.1889

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Vogel, Hermann Wilhelm: Ueber Orthochromasie
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https://doi.org/10.11588/diglit.44067#0191

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Ueber Orthochromasie.

175

1. Rosa,
2. Neapelgelb
3. Hellgrün,

4. Chromgelb,
5. Mennige,
6. Dunkelgrün,

7. Ultramarin,
8. Cobalt,
9. Zinnober.

In der Photographie mit Albert’s isochromat. Portrait-
Collodium wirken dagegen die Farben wie folgt:

1. Rosa,
3. Hellgrün,
2. Neapelgelb,

4. Chromgelb,
7. Ultramarin,
8. Cobalt,

6. Dunkelgrün.
5. Mennige,
9. Zinnober.

Solche Wirkung kann man weder isochromatisch noch
orthochromatisch nennen. Ist sie aber auch von der Wahrheit
noch entfernt, so ist sie doch gegenüber der alten blau-
empfindlichen Platte eine bedeutende Annäherung an jene.1)
Für viele Zwecke (Naturaufnahmen) reicht die erzielte
Farbenempfindlichkeit völlig aus, für andere (Oelgemälde)
können wir sie noch durch gelbe Sti ahlenfilter beliebig steigern.
Absolute Wahrheit zu erreichen ist aber unmöglich, denn die
Kunst der Photographie beruht (wie jede andere Kunst der
Bilddarstellung auf ebener Fläche) auf Täuschung. Wir
bringen auf der ebenen Fläche die Täuschung der Körperlich-
keit hervor und zwar einerseits durch Licht und Schatten,
andererseits durch Perspective. In einem Oelgemälde können
zwei Farben z. B. rother Sonnenreflex auf blauem Wasser
gleich hell sein, sie heben sich dennoch von einander ab
durch die Farbe. Würde aber ein Kupferstecher das Bild in
Kupferstich übersetzen, so würde er sich wohl hüten, beide
benachbarten Farbenfelder gleich hell zu machen. Er weiss,
dass ein Sonnenreflex immer den Eindruck grösserer Helligkeit
macht als eine blaue Wasserfläche und demgemäss zeichnet
er das Roth heller, das Blau dunkler. Eine vollkommen
richtig farbenempfindliche Platte würde aber beide Partien
gleich hell wiedergeben und in Folge dessen der Reflex auf
dem gleich hellen Grunde unsichtbar sein.
In solchem Falle ist auch der Photograph genöthigt, dem
Kupferstecher nachzuahmen, d. h. gleich helle Farben ungleich
hell zu reprodueiren, also gegen die „Orthochromasie“ zu
sündigen.
Fälle der Art kommen bei der Oelgemäldereproduction
sehr häufig vor. Ein sehr bekanntes Beispiel ist die Mitter-
nachtssonne von Douzette mit dem rothen Sonnenreflex im

i) Von ganz besonderem Interesse ist die Thatsache, dass die Farben-
wirkung zu verschiedenen Zeiten verschieden ist. An manchen Tagen
erscheint die Wirkung des Ultramarin stärker, an anderen schwächer
als die des Chromgelb. Weitere Versuche darüber sind im Gange.
 
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