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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 3.1889

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Weissenberger, Wilhelm: Ueber den Anilindruckprocess
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https://doi.org/10.11588/diglit.44067#0317

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Ueber den Anilindruckprocess.

301

ergab sich wesentlich folgendes zur Erläuterung des chemischen
Vorganges dieses interessanten Processes:
Nach meinen Beobachtungen geht bei Anwendung von
Schwefelsäure die Umsetzung im Lichte sowohl, als auch die
Oxydation des Anilindampfes im Räucherkasten am schnellsten
vor sich, wenn gerade so viel Schwefelsäure vorhanden ist,
dass sich Chromsulfat und neutrales Kaliumsulfat bilden können;
also nach der Formel
Ka Cr2 O7 + 4: K2 SOi = Cr2 (SO4)3 + K2 SO4 + 4 + 3 0.
Eine diesen Verhältnissen entsprechende Vorschrift ist:
10 g Kaliumbichromat,
100 ccm Wasser,
13,3 g concentrirte Schwefelsäure, Dichte = 1,845.
Aehnliches gilt für die Anwendung von Phosphorsäure.
Aus der Formel
3 K2 Cr2 Oy + 8 P04 = 3 Cr2 (P04\ + 2 K3 PO4
' + 12-ff2O + 9O
ergibt sich:
10 g Kaliumbichromat,
12,2 g Phosphorsäure, Dichte = 1,117.
Die mit den der Formel
Ko Cr2 Ot + SHs PO, = Cr2 (PO^ + K2HPO4 + 4 £r20 + 3 0
oder gar
K> Cr2 0-,+iH-, PO, = Cr.2 (P0,)2 + 2 KH2 P04 + 4 K20 + 3 0
entsprechenden Lösungen präparirten Papiere erweisen sich als
viel weniger lichtempfindlich.
Im Allgemeinen ist zu bemerken, dass eine grössere Menge
Säure die Lichtempfindlichkeit erhöht. Bleibt man hingegen
unter den angegebenen Mengen, so ist eine bedeutend längere
Copirzeit erforderlich. In diesem Falle kann auch das ge-
sammte Chrom nicht in die Chromverbindung der angewen-
deten Säure übergeführt werden, und das überschüssige Kalium-
bichromat zerfällt in der bekannten Weise unter Ausscheidung
von chromsaurem Chromoxyd, welches an seiner gelbbraunen
Farbe als solches leicht erkennbar ist.
Wesentlich bei dem Verfahren mit freien Säuren ist, dass
es nach meinen Erfahrungen ganz ohne Sauerstoffüber-
träger ausführbar ist.
Das Eindringen der Flüssigkeit in das Papier lässt sich
schwerlich durch Repräpariren mit Gummi oder Kleister ver-
hindern , wohl aber, indem man über einem sogenannten
„Quetscher“ ein Stück Flanell straff gespannt hält, und mit
dieser Streichvorrichtung die Flüssigkeit rasch über die Ober-
fläche des Papieres vertheilt.
 
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