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Ueber schlecht gekühltes G-las etc.
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spannungsfrei sind. Wird nämlich zur Fabrikation von photo-
graphischen Objectiven schlecht gekühltes Glas benützt, so ist
die unmittelbare Folge die, dass die Bildebene keine regel-
mässige Form hat und daher auch das photographische Bild
unscharf sein wird. Der Brechungsindex des schlecht gekühlten
Glases ist gleichsam stellenweise ein verschiedener, wodurch
auch stellenweise verschiedene Brennweiten resultiren. Eine
Linse, welche in eine Fassung stark eingepresst wurde, zeigt
ein ähnliches Verhalten.
Die photographischen Linsen besitzen fast immer sehr
starke Krümmungsradien und damit sich der Optiker die mecha-
nische Arbeit etwas erleichtert, lässt er sich die Linsen ange-
nähert in die berechnete Form pressen. Diese gepressten
Gläser müssen aber sehr gut gekühlt sein, sonst tritt der oben
erwähnte Uebelstand auf und es ist mir daher erfreulich, dies-
bezüglich berichten zu können, dass in dem glastechnischen
Laboratorium von Schott & Gen. in Jena in neuester Zeit gut
gekühlte gepresste Linsen hergestellt werden. In der Zeit-
schrift für Instrumentenkunde, X. Jahrgang, 2. Heft, ist darüber
eine Abhandlung erschienen, betitelt: „Der Einfluss der Ab-
kühlung auf das optische Verhalten des Glases und die Her-
stellung gepresster Linsen in gut gekühltem Zustand “, daraus
ist zu entnehmen:
1. Jedes Glas ist gespannt, d. h. die kleinsten Theilchen
im Innern befinden sich in einem Zustande der Dehnung bezw.
Pressung, wenn der Uebergang aus dem erweichten in den
festen Zustand nicht sehr langsam vor sich geht.
2. Der Brec-hnungsexponent ein und desselben Glas-
stückes ist verschieden, je nach der Schnelligkeit des Verlaufes
der Kühlung; er ist um so niedriger, je schneller der Kühlungs-
process verläuft. Der Unterschied kann mehrere Einheiten der
dritten Decimale betragen.
3. Zeigt eine Linse oder kreisrunde Scheibe bei sorg-
fältiger Untersuchung im polarisirten Licht während einer voll-
ständigen Drehung um ihre optische Achse ein regelmässiges,
in keiner Stellung verzerrtes schwarzes Kreuz, so ist die Span-
nung als eine regelmässige anzusehen. Das Vorhandensein
einer solchen Spannung in mässigem Grade äussert sich in
derselben Weise, wie eine geringe Verminderung des Brechungs-
index nach der Achse hin. Durch die symmetrische Anordnung
zur Achse ist sie ohne nachtheiligen Einfluss auf die Beschaffen-
heit des Bildes.
4. Zeigt eine Linse oder kreisrunde Scheibe bei der
Untersuchung im polarisirten Licht während der Drehung um
Ueber schlecht gekühltes G-las etc.
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spannungsfrei sind. Wird nämlich zur Fabrikation von photo-
graphischen Objectiven schlecht gekühltes Glas benützt, so ist
die unmittelbare Folge die, dass die Bildebene keine regel-
mässige Form hat und daher auch das photographische Bild
unscharf sein wird. Der Brechungsindex des schlecht gekühlten
Glases ist gleichsam stellenweise ein verschiedener, wodurch
auch stellenweise verschiedene Brennweiten resultiren. Eine
Linse, welche in eine Fassung stark eingepresst wurde, zeigt
ein ähnliches Verhalten.
Die photographischen Linsen besitzen fast immer sehr
starke Krümmungsradien und damit sich der Optiker die mecha-
nische Arbeit etwas erleichtert, lässt er sich die Linsen ange-
nähert in die berechnete Form pressen. Diese gepressten
Gläser müssen aber sehr gut gekühlt sein, sonst tritt der oben
erwähnte Uebelstand auf und es ist mir daher erfreulich, dies-
bezüglich berichten zu können, dass in dem glastechnischen
Laboratorium von Schott & Gen. in Jena in neuester Zeit gut
gekühlte gepresste Linsen hergestellt werden. In der Zeit-
schrift für Instrumentenkunde, X. Jahrgang, 2. Heft, ist darüber
eine Abhandlung erschienen, betitelt: „Der Einfluss der Ab-
kühlung auf das optische Verhalten des Glases und die Her-
stellung gepresster Linsen in gut gekühltem Zustand “, daraus
ist zu entnehmen:
1. Jedes Glas ist gespannt, d. h. die kleinsten Theilchen
im Innern befinden sich in einem Zustande der Dehnung bezw.
Pressung, wenn der Uebergang aus dem erweichten in den
festen Zustand nicht sehr langsam vor sich geht.
2. Der Brec-hnungsexponent ein und desselben Glas-
stückes ist verschieden, je nach der Schnelligkeit des Verlaufes
der Kühlung; er ist um so niedriger, je schneller der Kühlungs-
process verläuft. Der Unterschied kann mehrere Einheiten der
dritten Decimale betragen.
3. Zeigt eine Linse oder kreisrunde Scheibe bei sorg-
fältiger Untersuchung im polarisirten Licht während einer voll-
ständigen Drehung um ihre optische Achse ein regelmässiges,
in keiner Stellung verzerrtes schwarzes Kreuz, so ist die Span-
nung als eine regelmässige anzusehen. Das Vorhandensein
einer solchen Spannung in mässigem Grade äussert sich in
derselben Weise, wie eine geringe Verminderung des Brechungs-
index nach der Achse hin. Durch die symmetrische Anordnung
zur Achse ist sie ohne nachtheiligen Einfluss auf die Beschaffen-
heit des Bildes.
4. Zeigt eine Linse oder kreisrunde Scheibe bei der
Untersuchung im polarisirten Licht während der Drehung um