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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 5.1891

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Fritz, G.: Nochmals über den Druck von Autotypien
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Einsle, Anton: Der Photograph als Landschafter
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https://doi.org/10.11588/diglit.44512#0033

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Der Photograph als Landschafter.

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auch durch das Uebergehen der Walzen abgenützt und durch
letzteres ganz bedeutend, weil die harten Bestandtheile der
Farbe die Wirkung wie feiner Schmirgel ausüben. Die zarten
feinen Töne sind sehr bald verschwunden, die Mitteltöne laufen
ineinander, und nach einigen Tausenden von Drucken ist das
Cliche unbrauchbar geworden. Treffen nun hartes Papier und
schlechte Druckfarbe zusammen, so ist es erklärlich, dass Auto-
typien, gerade sowie jede andere Druckform schnell zu Grunde
gehen müssen
Ein anderer Umstand, welcher weniger auf die Abnützung
der Cliches, wohl aber auf die Schönheit des Druckes nach-
theilig einwirkt, ist, dass die Druckfarben oft in zu starker
Consistenz angewendet werden. Die Abdrücke zeigen dann
ein unreines, russiges Aussehen und die Töne kommen nicht
mit ihrem richtigen Werth zur Geltung; die Druckfarbe für
feintönige autotypische Cliches muss weich, geschmeidig und
gut deckend sein.
Resumiren wir, so werden die Klagen verstummen, wenn
der Drucker den autotypischen Cliches die für jeden guten
Illustrationsdruck unbedingt nöthige Zurichtung angedeihen
lässt, und wenn zum Druck entsprechendes Papier und Farbe
verwendet werden, die übrigens jede halbwegs gute Arbeit
ebenfalls beansprucht.

Der Photograph als Landschafter.
Von A. Einsle in Wien.
Ist Photographie eine Kunst? Ist der Photograph ein
Künstler? — Diese Fragen werden von Malern und Zeichnern
beharrlich verneint. Wie kann der ein Künstler, ein bilden-
der Künstler sein, der nichts weiter thut, als das optische
Bild auf chemisch-mechanische Weise zu fixiren. Bildet er
denn im künstlerischen Sinne?
Auf diese letzte Frage sage ich ja; oder präciser: Der
Photograph soll bildender Künstler sein, er soll
seine chemische Kunst zur göttlichen machen. Wie der Maler
mit dem Pinsel, wie der Zeichner mit dem Griffel, so soll der
Photograph mit Optik und Chemie seinem Fühlen und Denken
Ausdruck verleihen. Auf dem grossen Gebiete der Lichtbild-
kunst kann er es nirgends besser, als in der Landschaft. Hier
ist ihm Gelegenheit gegeben, die Natur selbst zum Ausdruck
seiner Empfindungen zu machen. Künstlerisch fühlen und
denken und sehen muss er, wie der Maler und Zeichner, sonst
bleibt er Handlanger der Natur. Wo aber künstlerische Be-
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