Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 5.1891

DOI issue:
Original-Beiträge
DOI article:
Einsle, Anton: Der Photograph als Landschafter
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44512#0034

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
20

Der Photograph als Landschafter.

gabung nnd Empfindung vorhanden, dort wird Optik und Chemie
nur Mittel zum Zweck, wie Griffel und Pinsel.
Nicht jedem ist die Gabe verliehen, ein entzückendes
Landschaftsbild mit wenigen eiligen Strichen in sein Skizzen-
buch zu fixiren, selbst der Zeichner von Beruf und Talent ist
nicht immer im Stande Natureindrücke in gewünschter Weise
zum Ausdruck zu bringen, da auf Reisen nicht selten die
nöthige Zeit hierzu fehlt. Und wenn er auch flüchtig sein
Bild entwirft, um daheim zur Ausführung zu schieiten, so
mag das vollendete Werk an den empfangenen Eindruck ge-
mahnen, nimmer aber das Bild der Erinnerung ersetzen. Um
wie viel besser ist hier der Photograph bestellt, das Bild, das
er so schön gefunden, er kann es unfehlbar getreu nach Hause
tragen. Nachdem ihm nun die technische Wiedergabe so leicht
gemacht, hat er da nicht geradezu die Pflicht, sein ganzes
Fühlen und Empfinden mit in seine Landschaft zu legen; photo-
graphisch gesprochen: erst dann zur Aufnahme zu schreiten,
wenn er sein Bild nach jeder Richtung geprüft und harmonisch
gefunden hat. In diesem Momente ist Photographie eine
Kunst und der Photograph ein bildender Künstler.
Die Production auf dem Gebiete der Landschaft, sowohl
vonSeiten der Berufsphotographen, wie der Amateure, ist eine
enorme. Wer aber da mit kritischem Blick zu sortiren an-
fänge, der würde, Gott sei es geklagt, nur Wenig finden, das
ein künstlerisches Sehen der Autoren verrathen würde. Es
ist schon so viel gesprochen und geschrieben worden von der
malerischen Wirkung in der Landschaft, dass es heute ein
fruchtloses Beginnen wäre, die Zahl jener Vorträge und Schrif-
ten zu vermehren. Meine Absicht ist es auch nicht, eine An-
leitung zu geben, wie man es anzustellen habe, um als Photo-
graph zum bildenden Künstler zu werden, vielleicht bin ich
hierzu auch gar nicht berufen. Ich sage mit Faust:
„Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen.
Wenn es nicht aus der Seele dringt,

Doch werdet ihr nie Herz zu Herzen schaffen
Wenn es euch nicht vom Herzen geht.“ —
Es sind drei Momente, welche bei der Landschafterei eine
ganz besondere Sorgfalt erfordern und dem Zwecke ent-
sprechend zu modificiren sein werden.
1. Die Aufnahme.
2. Die Entwicklung.
3. Die künstlerische Retouche.
 
Annotationen