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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 5.1891

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Dallmeyer, T. R.: Ueber Focustiefe und Focusdiffusion
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https://doi.org/10.11588/diglit.44512#0321

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Ueber Fooustiefe und Focusdiffusion.

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Ueber Focustiefe und Focusdiffusion.
T. R. Dallmeyer1).
In der Planimetrie wird ein Punkt dahin definirt, dass
er wohl eine Lage, aber keine Ausdehnung hat; eine gerade
Linie ist eine solche, von der irgend ein Theil stets mit einem
anderen ihrer Theile sich deckt, wenn die Endpunkte beider
aufeinander fallen und eine ebene Fläche ist eine solche, bei
welcher die zwischen zwei beliebigen Punkten gezogene gerade
Linie ganz in der Fläche liegt. Diese drei Definitionen mögen
hier erwähnt sein, um klar zu machen, was unter dem hin-
sichtlich der sog. Focustiefe ideal vollkommenen photogra-
phischen Apparat zu verstehen ist. Könnte man einen Punkt,
den Querschnitt einer geraden Linie als Apertur einer Camera
verwenden, so würde jeder Punkt des Objectes in jeder be-
liebig von derselben entfernten Ebene durch einen entsprechen-
den Punkt des Bildes auf der zum Auffangen desselben be-
nutzten Ebene wiedergegeben werden. In diesem Falle könnte
man von vollkommener Focustiefe reden. In Wirklichkeit
jedoch erhält man in einer Camera mit noch so kleiner Apertur,
da diese kein Punkt ist, sondern eine Ausdehnung hat, Focus-
diffusion, jedoch mit gleichmässiger Focustiefe.
Es soll nun im Folgenden zunächst gezeigt werden, dass
absolute Focustiefe überhaupt bei keiner Linse existirt, mag
dieselbe vollkommen oder unvollkommen gegen sphärische
Aberration co-rrigirt sein; ferner so dargelegt werden, was
unter der sogen. Focustiefe in der gewöhnlichen Auffassung
dieses Ausdruckes zu verstehen ist, im Anschluss daran wird
eine Methode zur Berechnung der Focustiefe angegeben und
endlich der Sinn des Ausdruckes Focusdiffusion in seiner Trag-
weite für die Focustiefe auseinandergesetzt werden.
1. Absolute Focustiefe existirt bei keiner Linse. Ein be-
kanntes optisches Gesetz ist das der conjugirten Punkte (siehe
Fig. 70) Jeder beliebige Punkt in einer gegebenen Ebene
des Objects 0 wird nur absolut genau wiedergegeben in einem
entsprechenden Punkte in der Ebene des Bildes, welches man
aus der Entfernung des Objectes vom optischen Mittelpunkt
der Linse und aus der Brennweite der Linse bestimmt. Gegen-
stand und Bild lassen sich unter einander vertauschen; sobald
jedoch die Ebene des Objects nur um das Geringste ihrer Lage
nach verändert, also der Linse näher gebracht oder von der-
selben weiter entfernt wird, muss eine entsprechende Ver-

1) Aus „The Phot. Journal.1

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