Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (5.1891)

Typographischer Farbendruck.

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wenn sie diesen oder jenen meiner Herren Collegen zur noch-
maligen gründlichen Prüfung dieses vernachlässigten Stief-
kindes „mit dem wunderlichen Namen“, wie neulich Jemand
geringschätzig schrieb — veranlassen sollten.

■Typographiseher Farbe ndruck.
Von Friedrich Jasper, Buchdruckerei-Besitzer in Wien.
Unter den photomechanischen Druckverfahren, welche im
letzten Decennium zur Entwickelung gelangt sind, spielt die
Photo-Chromotypie eine der hervorragendsten Rollen, und sie
scheint auch berufen zu sein, in der Zukunft einen heute noch
ganz unberechenbaren Aufschwung zu nehmen Es ist dies
das Verfahren, mittels in Zink hochgeätzter Platten auf der
Buchdruck-Maschine Farbendruckbilder herzustellen.
Es hat Anfangs überrascht, dass man es versuchte, dem
auf so hoher Stufe der Vollkommenheit stehenden lithographi-
schen Farbendrucke ein Concurrenz-Verfahren gegenüber zu
stellen, das in-seinen Anfängen noch manche Mängel aufzu-
weisen hatte. Es zeigte sich jedoch bald, dass der typo-
graphische Farbendruck lebensfähig sei, und heute hat er eine
weitgehende Verbreitung gefunden. Der Grund dieser Er-
scheinung liegt weniger in der grösseren Leistungsfähigkeit
der Buchdruck-Schnellpresse gegenüber der lithographischen
Maschine,' denn erstere kann man bei Farbendruck-Arbeiten
auch nicht so rasch laufen lassen, wie beim Schwarzdruck,
sondern in ganz anderen Umständen Die Erfahrung hat näm-
lich gelehrt, dass man bei typographischen Farbendrucken mit
weniger Platten den gleichen Effect erzielen kann, als mit
einer grösseren Zahl von Steinen beim lithographischen Drucke.
Dies hat nicht nur eine billigere, sondern auch eine raschere
Herstellungsweise im Gefolge. Im typographischen Farben-
drucke kann man mit vier bis fünf Platten eine ganz gute
Wirkung erzielen, während mit acht Platten ein allen An-
sprüchen 'genügendes Bild hergestellt wird. Der Lithograph
benöthigt aber mindestens zwölf Platten, um den gleichen
Effect zu erzielen. Wer aber mit Farben gearbeitet hat, der
wird den grossen Wert der Verminderung der Plattenzahl wohl
zu schätzen wissen Wenn man eine Anzahl Farben gedruckt
hat, tritt nämlich die Nothwendigkeit zu Tage, die Auflage
trocknen zu lassen, ehe die nächste Farbe gedruckt werden
kann. Diese Schwierigkeit wächst mit jeder weiteren Farbe