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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 5.1891

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Kayser, Heinrich: Ueber den gesetzmäßigen Bau der Linienspectra
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https://doi.org/10.11588/diglit.44512#0094

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Ueber den gesetzmässigen Ban der Linienspectra.

Leber den gesetzmässigen Bau der Linienspectra.
Von Prof. Dr. H. Kayser in Hannover.
Ein heisser Körper ist bekanntlich ein solcher, dessen
unsichtbar kleine Theile, die Moleciile, in unsichtbar kleinen
regellosen Bewegungen begriffen sind, welche desto schneller
werden, je höher die Temperatur steigt. Die Molecüle stossen
dabei ausserordentlich oft zusammen; sie sind aus noch
kleineren Theilen, den Atomen, zusammengesetzt, welche
durch die Stösse in regelmässig schwingende Bewegung ge-
rathen. Atome und Molecüle sind umgeben von dem überall
gegenwärtigen Medium, dessen Schwingungen wir als Licht
wahrnehmen, dem Lichtäther; ihm theilen die Atome ihre
eigenen Schwingungen mit, und so können wir letztere wahr-
nehmen in den Strahlen von bestimmter Wellenlänge, welche
ein leuchtender Dampf aussendet.
In ganz ähnlicher Web- entstehen Schallwellen in der
Luft, indem die langsameivü Schwingungen der Theilchen
eines Körpers auf die Luft übertragen werden. Von einem
tönenden Körper geht aber niemals ein einzelner Ton aus,,
sondern stets eine ganze Anzahl derselben; dun tiefsten Ton
mit den langsamsten Schwingungen nennen wir den Grundton,
die höheren Obertöne. Für musikalische Zwecke lassen sich
nur solche Fälle benutzen, wo die Schwingungszahlen der
Obertöne ganzzahlige Vielfache der Schwingungszahl des
Grundtons sind; so verhalten sich bei der Saite die Zahlen
wie 1:2:3:4:5 u. s. w., bei der gedeckten Pfeife wie
1 : 3 : 5 : 7 u. s. w. In diesen Fällen spricht man von harmo-
nischen Obertönen.
Ein leuchtender Dampf sendet niemals nur eine Wellen-
länge aus, sein Spectrum besteht nie aus nur einer Linie,
sondern stets aus vielen; die Zahl der Linien erreicht z. B.
beim Eisen 5000. Man hat längst vermuthet, dass auch hier
zahlenmässige Beziehungen zwischen den Wellenlängen oder
Schwingungszahlen der verschiedenen Linien existiren müssten,
so dass es möglich sei, durch eine Gleichung eine ganze An-
zahl derselben darzustellen, sie zu einer Linienserie zusammen-
zufassen. Aber alle Versuche, eine solche Gleichung zu
finden, scheiterten, weil man immer nach harmonischen Ober-
tönen suchte; erst im Jahre 1885 gelang es Balmer eine
solche für Wasserstoff aufzustellen. Im Verein mit meinem
Collegen C. Runge habe ich auch andere Spectren in dieser
Richtung untersucht, und es ist uns gelungen, eine Gleichung
 
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