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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 5.1891

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Gothard, Eugen von: Ueber die neueren Fortschritte der Heliochromie
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Ueber die neueren Fortsclirite der Heliochromie.

Ueber die neueren Fortschritte der Heliochromie.
Von Eugen v. Gothard in Hereny (Ungarn).
Kein Stoff kann interessantere Eigenschaften aufweisen,
wie die Verbindungen des Silbers. Die hohe Lichtempfindlich-
keit der modernen Bromsilberemulsions- Platten setzt uns in
Erstaunen, es ist unbegreiflich, wie die kürzeste Belichtung
genügend sein kann, solche moleculare Erschütterung heror-
zubringen, welche zur Erzeugung eines photographischen Bildes
nöthig ist. Nicht minder bemerkenswert!! sind die verschie-
denen Farbennuancen des Bildes, welche von den Umständen
der Herstellung bestimmt, so ausserordentlich differiren können.
Hier scheinen mikrochemische Kräfte zu wirken, hier scheint
eine Welt verborgen zu sein, zu deren Kenntniss unsere Sinne
zu grob sind, unser schärfstes Beobachtungstalent zu oberfläch-
lich entwickelt ist. Die höchste Stufe der verborgenen Eigen-
schaften wird aber erst bei der Heliochromie erreicht, welche
uns möglich macht, die verschiedensten Farben der Natur zu
fesseln, wiederzugeben. Sie kann für den Laien nur höchst
überraschend, für den Fachmann aber unwiderstehlich an-
ziehend sein.
Es wundert mich nicht, dass ein Bericht über die Lösung
dieser wichtigen Aufgabe in allen Fachzeitschriften und Tages-
blättern der Welt vor einigen Monaten als Flugfeuer sich ver-
breitete. Leider stehen wir noch ziemlich weit von der defini-
tiven Lösung, es ist überhaupt noch nicht bewiesen, ob es je
möglich sein wird, mit der Camera Momentbilder in natür-
lichen Farben herstellen zu können. Fortschritte können aber
mit Freude constatirt werden, ich selbst habe das Vergnügen
ein Verfahren, wenigstens in grossen Zügen, zu kennen, wel-
ches seit 8 —10 Monaten Fortschritte gemacht hat, die nicht
zu leugnen sind, sondern uns zu der schönsten Hoffnung auf-
muntern.
Ich meine das Veress’sehe Verfahren, welches den Enthu-
siasmus und später eine unerklärliche Gegenwirkung in manchen
photographischen Kreisen hervorrief. Da ich durch die Güte
des Herrn Veress in der angenehmen Lage bin, mit seinen
Präparaten Versuche anstellen zu können, möchte ich manches
von diesem interessanten Verfahren, so weit es ohne Indiscretion
möglich ist, in Folgendem mittheilen.
Ich muss vorausschicken, dass Veress nicht nur die helio-
chromischen Versuche von Becquerel, Poitevin etc., sondern
alle in den letzten 30 Jahren entdeckten Verfahren auf dem
Gebiete der Photographie aus eigener Erfahrung kennen ge-
 
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