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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 5.1891

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Ebert, Hermann: Ueber das Wesen der Flammenstrahlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.44512#0606

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592

N ach trag.

Ueber das Wesen der Flarumenstrablang.
Von H. Ebert in Erlangen.
In seiner „Mechanik des Leuchtens“ hat Herr E. Wiede-
mann1) nachgewiesen, dass es bei den Lichtschwingungen
eines leuchtenden Körpers die materiellen Theile der Atome
und Molecüle sind, welche schwingen, und nicht die Aether-
hüllen derselben. Dieser Schluss wurde aus directen, abso-
luten Messungen der Energie der Strahlung bestimmter Ge-
wichtsmengen leuchtender Substanz (Platin, Natrium) gezogen,
bei denen sich zeigte, dass wir den Aetheratomen ganz un-
mögliche Werthe der Amplitude zuschreiben müssten, wenn
wir uns vorstellen wollten, dass die schwingenden Aether-
hüllen der Sitz jener Energie sind, die bei dem Leuchtprocess
ausgestrahlt wird. Dabei ist keinerlei Voraussetzung über den
speeiellen Bau der Atome gemacht worden; der gezogene
Schluss gilt also ebensowohl, wenn wir an der Vorstellung
des alten Leukipp-Demokrit’schen, unendlich festen Atomes
festhalten, eine Vorstellung, welche auch der kinetischen
Gastheorie zu Grunde liegt und die sich durch ihre Anschau-
lichkeit empfiehlt, als auch wenn wir unter Atom nur eine
bestimmte Art der Bewegung des durchaus gleichbeschaffenen
Aethers verstehen, die für alle gleichartigen Bewegungsformen
undurchdringlich ist, wie es z. B. die Wirbelatomtheorie thut,
eine Vorstellung, welche zwar weniger anschaulich ist, aber
einige Schwierigkeiten vermeidet, welche der alten Atom-
theorie begegnen. In beiden Fällen ist dasjenige, welches
als Masse in die Bewegungsgleichungen eintritt, das schwingende
Etwas, von dem die Lichtschwingungen herrühren, im Falle
des unendlich festen Atoms sind es also unmittelbar die
elastischen Deformationen des körperlichen, untheilbaren
materiellen Theilchens, die sich auf den umgebenden Aether
übertragen und sich in diesem als Lichtschwingungen fort-
pflanzen, im Falle des Wirbelatoms sind es Rippen oder
„Kämme“, die mit grosser Geschwindigkeit über den Wirbel-
ring hingehen, welche die Lichtschwingungen veranlassen,
wie dies Sir W. Thomson näher ausgefühlt hat.
Erst nachdem dieser Nachweis über den wahren Sitz des
„Leuchtenergieinhaltes“ bewegter Molecüle geliefert wurde,
ist es möglich, auch über die Wechselbeziehungen der drei
Formen von Energie, die in einem leuchtenden Körper immer

1) E. Wiedemann, Wied. Annal. 37, S. 177. 18S9.
 
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