Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (5.1891)

Nachtrag.

Nachweis, dass die Phosphorescenz der Balmain’sclien
Leuchtfarbe eine' Chemiluminescenz ist und Bemerkung1
zu Herrn Langley’s billigster Lichtquelle.
Von Eilhard Wiedemann. (Original-Mittheilung.)
Tn einer Reihe ven Arbeiten habe ich die Erscheinungen
der Luminescenz behandelt, d. h. die Erscheinungen, bei denen
ohne entsprechende Steigerung der Temperatur des Körpers
die Energie der Lichtstrahlung im weitesten Sinne des Wortes
erhöht wird. Je grösser die relative Steigerung der Energie
der Strahlen, die einer bestimmten Wellenlänge zukommt,
gegenüber der anderer Strahlen ist, um so mehr müssen die
ersteren Strahlen in dem ausgesandten Strahlencomplexe über-
wiegen. Es können dies sowohl Strahlen im infrarothen, wie
im sichtbaren, und im ultravioletten Spectrum sein. Durch
Untersuchungen über gewisse verbrennende Gase kennen wir
Fälle, wo die Strahlung im infraroth, durch spectrophoto-
graphische Aufnahmen solche, wo sie im ultravioletten, bei
Fluorescenz und Phosphorescenz solche, wo sie im sichtbaren
Theile des Spectrums besonders gross ist. Für einen beson-
deren Fall der Chemiluminescenzx) habe ich bereits längere
Zeit vor Herrn Langley in einer auch in dem Philosophical
Magazine publieirten, von demselben aber nicht berücksichtigten
Arbeit2) das Verhältnis der Energie des ausgesandten Lichtes
zu der dasselbe erregenden zu bestimmen gesucht, nämlich
für die Balmain’sehe Leuchtfarbe.
Zunächst habe ich nachgewiesen, dass wir es bei dem
Leuchten der Balmain’sehen Leuchtfarbe mit einer Chemi-
luminescenz zu thun haben, und dann habe ich bestimmt, wie

1) Chemiluminescenz tritt ein, wenn chemische Processe von einer
Lichtentwickelung begleitet sind (Oxydation von Phosphor etc.).
2) E. Wiedemann. Phil. Mag. (5.) 28 S. 149. 1889.