Ueber den gesetzmässigen Bau der Linienspectra.
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zu finden, welche in der That bei allen bisher von uns unter-
suchten Elementen solche Serien darstellt.
Die Wichtigkeit dieser Untersuchungen beruht darauf,
dass wir hoffen können, dereinst auf diesem Wege weiteren
Aufschluss über die Molecüle und ihren Aufbau aus Atomen
zu erhalten; grade so, wie man aus den Beziehungen zwischen
den Obertönen einer Pfeife sofort erkennen kann, ob dieselbe
offen oder gedeckt sei, wird einst die Theorie aus der Serien-
formel Schlüsse über den Bau des Molecüls ziehen; oder, wie
wir aus den Tönen einer Saite die Länge oder Dicke oder
Spannung derselben ermitteln können, werden uns die Spectral-
linien Aufschluss über Masse und Kräfte der Atome geben.
Da zu vermuthen ist, dass chemisch verwandte Elemente
ähnlich gebaute Molecüle besitzen, und solche analoge
Schwingungen ausführen werden, haben wir äusser jedem
Spectrum für sich auch gleich Gruppen von solchen der Be-
trachtung unterworfen.
Zu diesen Untersuchungen ist eine sehr genaue Kenntniss
der Wellenlängen erforderlich, wie sie bisher noch für kein
Element existirte, sich aber durch Benutzung der Rowland-
schen Concavgitter und der Photographie erreichen lässt. Seit
mehr als drei Jahren sind wir mit der photographischen
Fixirüng und Ausmessung der Spectren beschäftigt.
Wir haben zuerst die 5 Alkalien discutirt (Abhandlungen
der Berliner Academie der Wissenschaften 1890). Die Linien
derselben lassen sich sämmtlich in Serien ordnen, und dann
erscheinen alle 5 Spectren durchaus analog gebaut. Sie be-
sitzen alle eine Serie von sehr leicht erscheinenden, sich leicht
umkehrenden Linien, welche wir Hauptserie nennen. Ferner
haben sie alle eine Serie unscharfer starker Linien., welche
wir erste Nebenserie nennen, endlich eine Serie weniger
unscharfer, schwächerer Linien, welche wir zweite Nebenserie
nennen. Bei Rubidium und Cäsium ist die zweite Nebenserie
nicht aufgefunden worden. Jedes Glied einer solchen Serie
besteht nicht aus einer Linie, sondern aus einem Paar (mit
Ausnahme von Lithium); in den Nebenserien ist der Abstand
der beiden Linien des Paares für jedes Element constant,
wächst aber von einem Element zum andern mit dem Atom-
gewicht; der Abstand ist sehr nahe proportional dem Quadrat
des Atomgewichts.
Wenn so zum ersten Mal zahlenmässig ein Einfluss des
Atomgewichts auf das Spectrum gefunden ist, so zeigt sich
derselbe 'sehr deutlich auch noch darin, dass mit wachsendem
Atomgewicht alle Serien immer mehr nach der rothen Seite
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zu finden, welche in der That bei allen bisher von uns unter-
suchten Elementen solche Serien darstellt.
Die Wichtigkeit dieser Untersuchungen beruht darauf,
dass wir hoffen können, dereinst auf diesem Wege weiteren
Aufschluss über die Molecüle und ihren Aufbau aus Atomen
zu erhalten; grade so, wie man aus den Beziehungen zwischen
den Obertönen einer Pfeife sofort erkennen kann, ob dieselbe
offen oder gedeckt sei, wird einst die Theorie aus der Serien-
formel Schlüsse über den Bau des Molecüls ziehen; oder, wie
wir aus den Tönen einer Saite die Länge oder Dicke oder
Spannung derselben ermitteln können, werden uns die Spectral-
linien Aufschluss über Masse und Kräfte der Atome geben.
Da zu vermuthen ist, dass chemisch verwandte Elemente
ähnlich gebaute Molecüle besitzen, und solche analoge
Schwingungen ausführen werden, haben wir äusser jedem
Spectrum für sich auch gleich Gruppen von solchen der Be-
trachtung unterworfen.
Zu diesen Untersuchungen ist eine sehr genaue Kenntniss
der Wellenlängen erforderlich, wie sie bisher noch für kein
Element existirte, sich aber durch Benutzung der Rowland-
schen Concavgitter und der Photographie erreichen lässt. Seit
mehr als drei Jahren sind wir mit der photographischen
Fixirüng und Ausmessung der Spectren beschäftigt.
Wir haben zuerst die 5 Alkalien discutirt (Abhandlungen
der Berliner Academie der Wissenschaften 1890). Die Linien
derselben lassen sich sämmtlich in Serien ordnen, und dann
erscheinen alle 5 Spectren durchaus analog gebaut. Sie be-
sitzen alle eine Serie von sehr leicht erscheinenden, sich leicht
umkehrenden Linien, welche wir Hauptserie nennen. Ferner
haben sie alle eine Serie unscharfer starker Linien., welche
wir erste Nebenserie nennen, endlich eine Serie weniger
unscharfer, schwächerer Linien, welche wir zweite Nebenserie
nennen. Bei Rubidium und Cäsium ist die zweite Nebenserie
nicht aufgefunden worden. Jedes Glied einer solchen Serie
besteht nicht aus einer Linie, sondern aus einem Paar (mit
Ausnahme von Lithium); in den Nebenserien ist der Abstand
der beiden Linien des Paares für jedes Element constant,
wächst aber von einem Element zum andern mit dem Atom-
gewicht; der Abstand ist sehr nahe proportional dem Quadrat
des Atomgewichts.
Wenn so zum ersten Mal zahlenmässig ein Einfluss des
Atomgewichts auf das Spectrum gefunden ist, so zeigt sich
derselbe 'sehr deutlich auch noch darin, dass mit wachsendem
Atomgewicht alle Serien immer mehr nach der rothen Seite
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