Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (5.1891)

156 Kurze populäre Notiz über Objective für Detectiv-Camera.

dasselbe. Tiefe und Lichtkraft Jassen sich nie ganz vereinigen;
erhöht man erstere, so muss letztere leiden. Der Mittelweg
ist hier entschieden der beste und finden wir auch bei allen
bekannten Objectiven, die sich zu Momentaufnahmen eignen,
diesen bei der Construction eingeschlagen.
Einige Beispiele werden das erläutern. Ein Antiplanet
von 25 mm Durchmesser und 144 mm Focus, der bestimmt ist
eine Platte von 9 X 12 cm mit Blende von 12 mm (fll2) scharf
zu decken, hat z. B eine Tiefe von 12 m, d. h. es zeichnet
bei geeigneter fester Einstellung alle Gegenstände gleich
scharf, die 12 m und ganz entfernt sind; Gegenstände, die
dem Objectiv näher wie 12 m sind, werden unscharf. Rückt
man das Objectiv heraus, so werden dieselben scharf, die ent-
fernten aber nun unscharf. Ein Antiplanet von 35 mm Durch-
messer und 195 mm Focus hat eine Tiefe von 15—20 m und
deckt eine Platte von 13 X 18 cm mit Blende von 15 mm
(fl!3~) scharf.
Da der Antiplanet viel zu Momentaufnahmen mit grossem
Erfolg benutzt wird, so hat man an diesem Instrumente eine
Norm und kann andere damit vergleichen. Man wird dann
finden, dass auch Objective anderer Art von bekannten Opti-
kern ganz ähnliche Verhältnisse zwischen Tiefe und Licht-
kraft haben und alle diese Instrumente eignen sich zu Moment-
aufnahmen und werden auch viel benutzt. Man kaufe also
niemals ein Objectiv oder eine Detectiv-Camera mit einem
solchen, das eine zu grosse Tiefe hat; es kann trotz der
gegenteiligen Versicherungen, man erhalte gute Aufnahmen,
keine sonderliche Lichtkraft haben und nur bei hellem Son-
nenschein wird man brauchbare Bilder erhalten, während bei
weniger hellem Wetter und im Winter die Schatten im Nega-
tiv glasklar bleiben. So werden z. B. Detectiv-Cameras für
Platten 9 X 12 angeboten, deren Objectiv von 4m ab alle
Objecie scharf zeichnet und benutzt diese Eigenschaft als
Reclame, während sie für einen Kenner das Gegentheil ist.
Unterstützt wird die Reclame noch durch die Behauptung,
das Objectiv sei von einer der ersten Firmen und eigens zu
diesem Zwecke berechnet. Ist dieses aber wirklich der Fall,
so ist damit bewiesen, dass der Fabrikant, der eine solche
Camera anbietet, von Optik absolut keine Idee hat. Dass
noch eine Menge Amateure solche Cameras resp. Objective
kaufen, kann eigentlich nicht wundern, da man ja nun darauf
los arbeiten kann, ohne befürchten zu müssen, dass die zu
sehr in die Nähe des Objectivs kommenden Personen und
Gegenstände unscharf werden, wie es aber mit der Durch-