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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 5.1891

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Schott, Otto: Der Einfluss der Abkühlung auf das optische Verhalten des Glases und die Herstellung gepresster Linsen in gut gekühltem Zustande
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https://doi.org/10.11588/diglit.44512#0230

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216 Der Einfluss der Abkühlung auf das optische Verhalten etc.
mancher Objective allein auf diesen Uebelstand zurückzuführen.
Dieses Verhalten ist um so begreiflicher, wenn man berück-
sichtigt, dass die Verminderung des Brechungsexponenten vom
Rande nach der Mitte einen so hohen Grad annehmen kann,
dass dickere planparallele Glascylinder dem blossen Auge die
Wirkung einer schwachen Concavlinse hervorbringen können
Es ist vielleicht hier am Ort, eine Auslassung im Traite
encyclopedique de Photographie von Charles Fabre, Paris
1889, richtig zu stellen. Der genannte Herr bemerkt am
Schlüsse einer Besprechung der Voigt! än der ’ sehen Euryscope
vom Jahre 1888 aus den neuen Gläsern, dass „der einzige
Fehler, welchen man diesen Materialien vorwerfen könne, sei,
dass sie nicht in demselben Masse unveränderlich sich halten
wie die bisher gebräuchlichen, woraus man Zweifel in die
Haltbarkeit der Objective zu setzen berechtigt sei“. Es geht
hieraus hervor, dass der Autor bei dem kurz seinem Buche
voraufgegangenen Erscheinen der neuen Objective nicht die
Zeit gefunden hatte, sieh über deren Wesen zu orientiren. Er
verwechselt — es geht dies augenscheinlich aus der Einleitung
seiner Notiz hervor — die zu diesen Instrumenten verwandten
Glasarten mit den für die mikroscopischen Apochromat-
Objective zur Beseitigung des secundären Spectrums im Ge-
brauch befindlichen Borat- und Phosphatgläsern, die einer
sorgfältigen Behandlung unterworfen werden müssen, wenn sie
sich dauernd unverändert halten sollen. Die unsererseits für
die Photographie in Vorschlag gebrachten neuen Gläser sind
sämmtlich Silikat-Gläser und erfahrungsgemäss mindestens
von gleicher Widerstandsfähigkeit wie die besten
bisher für gleiche optische Zwecke in Anwendung
gekommenen Materialien Sie übertreffen diese letzteren
durch Farblosigkeit und durchweg grössere Härte. Sie er-
streben durchaus nicht die Beseitigung des secundären Spec-
trums , dessen Vorhandensein für alle gewöhnlichen photo-
graphischen Zwecke von untergeordneter Bedeutung ist; ihr
Werth liegt hauptsächlich darin, dass wegen der absolut
niedrigeren Lage von Brechung und Dispersion der positiven
und negativen Linse alle natürlichen Fehler des Aplanats in
geringerem Masse im Bilde bemerklich werden, wie bei den
bisher üblichen Glassorten Leicht- und Schwer-Flint Dieser-
halb geben die Objective aus diesem Glase bei gleicher Schärfe
grössere Oeffnung (Lichtstärke), grössere Ebenheit und grössere
Ausdehnung des Bildes. Durch die gesteigerte Farblosigkeit
des Glases ist der Verlust an chemisch wirksamen Lichtstrahlen
wesentlich geringer.
 
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