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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Aphorismen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0093

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84, Ausstellungen, Sainml. rc. — vermischte Nachrichten — Unnst-Littcratur u. verrnels. Unnst — Aphorismen — Inhalt

Genugthuniig alles anf den so gliicklichen Abschlns; des schänen
Ansstellniigsuntcrnehinens zurückblickte.
O. Die nnter dem Vorsitze des an Stelle des verstorbenen
Kanzlers von Goßlcr getretencn Oberlandesgerichts-Prasidenten
von Hollebcn-Königsberg stattfindende Hauptversaminlnng der
ostdentschen Knnstvereine zu Danzig, Königsberg, Stettin, Elbing,
Brcslan nnd GörliN ist kiirzlich in dem Sitningssaalc der kgl.
Akadcmie der Kiinste in Berlin abgehaltcn wordcn. Derjelden
wohnte ein Delegierter des Posener Knnstvereins bei, anf dessen
Zlntrag dieser Vercin in den Vcrband der obengenannten Knnst-
vereine anfgenvininen worden ist. Die?lusstelliingen des Ver-
bandes werden beginnen
in Danzig am 5. Dezember 1886,
„ Köingsberg am 30. Januar 1887,
„ Stettin nnd Elbing am 27. März 1887,
„ Breslau am 22. Mai 1887,
„ Görlitz am 15. Juli 1887,
„ Posen am 15. September 1887.
An dic nanihaftesten Kiinstler sind ?liifsordernngen zur Beteili-
gnng an den Ansstellungen seitens des Verbandes in großer
Anzahl erlassen wvrden; anch versprechen die Ansstcllnngen
namentlich ans dein Grnnde schr interessant und bedcnlend zn
werden, iveil der Herr Knltilsininister die fiir die kgl. A'ational-
galerie gekauften Werke aus der Jubiläums-AnSstellnng vorans-
sichtlich siir deu bevorstehcnden Tnrnns zur Verfiigung stcllen wird.
O. II. Jn der Mitte des Oktobers sind hier die dies-
jährigen Einscndnngen der Zöglinge der Villa Mediris in Rom
ausgestellt worden. Es ist iinmer die alte Geschichtc. Vergebens
sncht inan anf diesen Bildcrn den Einflnß Noms. Natiirlich ist
hier nicht von den Kopien die Nede, die ein altes llicglement den
Pensionnrcn vorschreibt, nnd die emc große technische ssertigkeit
wohl verraten. Die Arbeiten selbst könnten aber cbensogut anf
dcn Höhen des Nkontmartre oder, fiir den, der fciner sein will,
in der llmgebung des Park Monceau ausgefiihrt worden sem.
Die Architekten sind eigentlich die einzigen, bei denen der Anf-
enthalt in Rom sich bemerklich macht. klnter den vcrschiedenen
Stndien ist viel beachtcnswertes. Von den Bildhauern hat anf
cincn Schnler des ersten Jahres llioin mit seinen Schätzen deS
klassischen Altertums und dcr Nenaissanee einen so iiberwälti-
genden Eindruck gemacht, daß er die mvralijche nnd intellektnelle
Erschiitternng nur in einer bluinenpfliickcnden Frau loswerden
konnte. Ein anderer hat gar die Seine, eine anf der traditionellen
klrne sich stiitzende weibliche Gestalt dargesteltt, und ein drittcr
ein hiibsches Modell in das Kostiim einer Diana gesteckt.
Labatut stellt einen Roland in Ronceval aus, in welchem man
die Beschäftignng mit Michelangelo erkennt. Sehr ausfallend ist
hier ein Kostnmfehler. Dieser Noland hat nämlich absolut nichts
an. Von den Malern hat der eine cinen am Fnße des Krcuzes
sitzenden, ivie es scheint ganz allein abgestiegcnen, „zum Tode"
gelangtweilt dreinschauenden Christus ansgestellt, ein anderer
dagegen ein Kabinettstnck, ich ineine ein Stiick fnr das „Lalnnet
cke toilette", geliefert. Ein jnnges, ganz nacktes Mädchen läßt
sich von einer schwarz gekleideten Kanimerzofe frisiercn. „Groß-
machen" hat Herr Fonrnier wollen, wenn tch nicht irre, ein
Eleve des dritten Jahres, der den letzten Gesang der Valleda
gemalt, aber nicht damit fertig geworden. Das Bild ist nicht
ohne Jnteresse, leider sündigt es ivie alle anderen durch ein
schwärzliches Kolorit. Wenn das das lustfrohe Jtalien zuwege
bringt, dayn frage ich mich doch, wozn die Reisen dahin?
Vrrmischte Nachrichtrn
O. I>. Die Antwcrpener Jury siir den großen Preis in
der Malerei hat diesen einem Herrn Montald aus Gent zuer-
kannt. Schon war der glückliche Gekrönte im Begriff seinen
Einzug in die Stadt seiner Väter zn halten, als man erfnhr,
daß das llrteil der Jnrh vom Ministcrinm kassiert sci, da Herr
Montald nicht die absolute Majorität erhalten. Von neun
Stiininen waren nur vicr auf ihn gefallen, die fünf übrigen hatten
sich zersplittert, ohne daß die Jnry darnn gcdacht hatte, eine
zwcite Abstinininng eintreten zu lassen. Ilber die Entscheidnng
des Ministers herrschte große Anfregnng in Gent. Der Lokal-
patriotismus entzündete sich. Man sprach von einer Jntrigue
und schanderte bci dem Gedanken, daß die fünf Montald feind-
lichen Stimincn sich bei der zwciten Abstimmnng auf einen
anderen Namen konzentrieren möchten. Wäre es dazn gekoininen,
ich glanbe die Bürger der Stadt Arteveldcs hättcn denen der
Hciniat ylnbens' den Krieg erklärt. Glücklichcrweise erspartc uns

d.ie Jnry die ilkeuausgabe der altcn Kämpfe der vlämischen
Koinmunen, indcm sie im 2. llmgange dnrch sechs gegen drei
Stimmen Montald den ersten Preis zuerkannte. Gent jnbelte.
Der junge Künstler kann sich aber zu der Reklame Glück wünschen.
Lange haben große Künstler kämpfen niüssen, ehe ihr Name so
allgemcin genannt wnrde. Freilich hat er aber auch eine schwere
Position heute zu vertcidigen nnd das ist der Revers der Medaille.
Abcr cS wächst ja bekanntlich dcrMcnsch mitseinen größeren Zwecken.
Kunstlitteratur unÄ vrrvirlMtigruÄe Runst
Franz von Lenbach's „Fürst Vismarck" in Grvß-
folio-Radiernng von Wilhclm Rohr. Jm Verlage von
Adolf Schmitz in Münchcn erschcint soeben ein für den Kilnstfrennd
ivie besonders aber für den Sainmlcr cbenso interessanteS als zn-
gleich wertvolles Blatt, das innerhalb der zeitgenössischen Leistnngen
anf dcm Gebicte der Nadierknnst eine hervorragende Stellnng
einznnehmcn bestimmt ist. Das s. Z. vom Hambnrger Knnst-
verein erivorbene vvn dcm berühmten Porträtmaler nach der
Natur gefcrtigte Bildniß des dentschen llkeichskanzlers, welches als
eine der vorzüglichsten Darstellnngen dieser weltgeschichtlichen Per-
sönlichkeit allgemein ancrkannt ist, gelangte hiermit zn einer dem
Original völiig ebenbürligen Nachbildnng. Schon rein änßcrlich
beansprucht die Radiernng insosern eingehcnde Beachtnng, als sie
in einem Ilmfnngeanftritt, wieesin solcher Größe — die Plntte be-
trägt 91X77 cm nnd die Bildflüche 57X^1 cm — bis jetzt noch
nicht gewagt wnrde. Das Ilnternehmen, eine solch' ausgedehnte
Flnche künstlerisch auf der Radiernadel zn beherrschen, auf dicsem
R'anm einen malerisch, sesselnden Eindrnck, sowie eine harmonisch
abgernndete Wirknng zn erreichen, mnß trotz der dabei zu über-
windenden Schwierigkeiten als dnrchans gelnngen bczeichnet werden.
Der in dunklem Rock nnd mit dem typisch gewordenen Schlapp-
hnle dargestellte, in ruhigem Nachdenken anfgesaßte, gewaltige
Staatsmann ist hier in aller Schärfe eigenartigster Jndividnalität
und zugleich mit einer so vollendeten Durchbildnng der Form ge-
geben, daß der Schöpfer dcs Bildes, der diese so cinzig dastehende
Nachbildnng in allen Stadien ihrcr Entstehung mit regster Teil-
nahme verfolgte, sich mit der geleisteten Wiedergabe rückhaltlos
cinvcrstanden erklnrte. Auch gernhte Sr. Dnrchlancht der Fürst-
Reichskanzler dem Künstler „sür diese ivohlgelungene Ilrbeit, seinen
Dank nnd zugleich seine Frende und dlnerkennnng auszusprechen."
Es wird somit dieses in der Erscheinung ebenso packende, wie in
seiner Eigenart so merkivürdige Produkt der virtuoS geführten
Nadiernadel des bewährten Künstlers, der sich init seincn nls aus-
gezeichnet anerkannten Arbeiten nach alten Meisteni besonders der
Niederländischcn Schnle einen wohlverdientcn Ncimcn gemacht, sich
sowohl den Verehrern deS großen Mannes wie spezieil den Lieb-
habern der Kupferstichkunst ganz vvn selbst empfehjen, nnd kann
ihm anf Grnnd seiner ansgezeichneten Eigenschaften die weit-
gehendstc Pvpularität in Aussicht gestcllt werden.
-t Phil. Skiederhöfer. Borlagen sür Lederschnitt-Arbeiten,
Frankfnrt a./M. Selbstverlag. 2 Ausgaben zn 12 resp. 6 Mk.
Eine sehr branchbare Sammlnng von ornamentalen Motiven, die
sür diese nenerdings so sehr in Aufnahme kommende Technik
geeignet sind.
Mxhvrismrn*)
Alle Runst sübrt auf wenig Gestalten nnd vorstellungcn
zurück; aber es ist bier gegebcn, diese bis ins Uncndliche'zn
oerscinern nnd zn vcrinannigfachcn.
Liebensivürdige Lgoistcn sind allein dic Ainder.
Vas Schätzensivcrtcstc ist cin stolzcr, fester, unabbängiger
Sinn; komint noch ein großcs Lalent hinzn, so läßt sick, kaüm
ctwas Göttlichercs dcnken.
?ic Natur gibt nns übcrall den nnversälsckitcn Tcrt;
aber niemals dazn eincn Aomincntar.

Dic hicr alMdrmktcn sind ciNiwmmcn ans „Gcdankcn iibcr Kunst nnd
Lcbcin von I. I. Mohr igrankfnrt, Mahla» L Walbjchmidt, Prcis s M.)
nnhall dcs vlcrtcn Ocitcvl Lcrt: ktdnard twn Stcintc. BanNichard
Paul. Bcfehdung dcr k;il. Akadcniic dcr bildcnden Künstc nnd dcr
Aqnarcllincn IN Londan, imLommcr IKX«. Bo» OttoTonner-v. Nichtcr. —
Nnscrc Pitdcr. Pan Fr. Pccht. — Bei dcn Jnkohärentcn. Pon Otto
Brandcs — Knnstnvtizcn x. — rsikdcrbciragen: Ed. Stcinlc. TaS
Lcdcn dcr hcillgcn Enplnosinic. — K. ö. Pilot», Tik M'tiiiin von Francn
chicmscc lDoppcwild). — H. Gndc, Vor dcr jchottischcn Kiistc.

Redigiert nntcr verantmortlichkeit der vcrlagsanstalt sür Aunst und Wissenschast vorm. ,sr. Bruckmann (vorstand: A. Bruckmanii i
 
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