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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Pecht, Friedrich: Künstlerische Weihnachtsgaben, [2]
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von Friedrick peckt



diesmal sogar nicht ausgeklebte — Lichtdrucke wicdergeben
zu lassen. Diese Zeichnungen verdienen das auch, denn Grot-
Johann weiß, das; beiDichtungen die Jllustration nicht die erste
leitende, sondern nnr eine begleitende Rolle zu nbernehmen
nnd daher den anmntig spielenden Charakter festzuhalten
hat. — Nimmt sie's zu gründlich, so wirft sie gar leicht
den Text aus dem Sattel und setzt sich selbst aufs Roß,
uni ihn zuni Begleiter zu niachen, was wieder ganz etwas
anderes ist. Dafür wird man sehr dankbar sein, wenn
es ein Dürer oder Menzel thut, sonst stört es einen aber
gewaltig nnd teilt das Jnteresse, statt es
zn verdoppeln. Solchen Fehlers macht
sich nun Grot-Johann, wie gesagt, nicht
schnldig, er erhöht durch seine anmutigen
Kompositionen Farbe nnd Leben der Dich-
tung, löscht sie aber weder aus, nvch wider-
spricht ihr. Da diese Erzahlung aber hier
leicht und sröhlich ist, so passen beide
trefslich znsamnien, nm ein sesselndes Ganzes
und in uns das Gefühl voller Befriedigung
für sv hübsche Gabe hervorzubringen.
Viele Freunde wird bei der lieben
Jugend eine neue Bearbeitung von „Ro-
binson Crnsoe" sinden, den Oskar Höcker
modernisiert nnd, mit vielen kolorierten
Jllnstrationen geschniückt, herausgegeben hat.
(Berlin, Meidinger, Pr. 5 M.) Daniel
Defoes geniales Buch ist hier zu einer
Art Naturgeschichte Westindiens erweitert,
und was es dadurch an Spaniiung etwa
verlor, ersetzt es hier durch mancherlei Kennt-
nisse nnd durch die lebendige Anschauung.
welche die zahlreichen Jllustrationen im
Text vermitteln.
Da „Ende gut, alles gut" auch für
Weihnachtsbücher gilt, so schließeu wir am
liebsten mit den Werken der lustigen
Künstlerschar, welche sich um die „Flie-
genden Blätter" gruppiert, da denen der
Witz selbst dann nicht ausgeht, wenn er
den Diplomaten schon lang versagt hat.
Zunächst bringt nns Lothar Meggen-
dorfer eine Wurst von so nnendlicher
Länge, als die Wagner'sche Melodie. Auch
läßt er sie für die verschiedensten Nasen
so köstlich duften, als seinen „Sonnen-
schein" auf Gerechte und Ungerechte scheinen,
für den er nach langeni Herunitappen
allmählich den richtigen Stil gefnnden.
Jsabella Braun aber schickt noch aus
dem Himmel einen Band ihrer „Jugend-
blätter", was offenbar beweist, daß man
auch da das Schreiben nicht lassen kann, wenn man sich dies
Laster erst angewöhnt hat. Die neuen Bilderbogen bringen
uns aber diesmal reizende „Gnomengeschichten" von
Gehrts, der doch weiß, daß man im Holzschnitt nie
zwei Striche zu dem brauchen soll, was man mit einem
ausdrücken kann; Schnurren von Reinicke, Märchen von
Jlle u. a.
Die köstlichste Blüte aber, welche diesmal im Garten
der „Fliegenden" gewachsen, heißt„UnsereFrauen" (Pr.2M.)

ein Heft so voll eines mit den Grazien im Bnnde steheiidcn
Humors, daß man beim Lesen aus dem Lachen nicht
heranskommt. Man kann den Herren Schlittgen,
Albrecht, Harburger, E. Wagner u. s. f. gar nicht
daukbar gcnng sein für diese Schildernngen jenes Teiles
der deutschen Frauenwelt, von dem Miris so unüber-
trefflich wahr singt: „Sie lialten — unsere bessere Hälfte —
die zehn Gebote und das elste.".sLaß Dich nicht
erwischen).
Diese Frauendarstellnngen, an Schönheit und Eleganz

den besten französischen ganz gleichstehend, die englischen
im Pnnch n. a. a. O. entschieden übertrefsend, haben
bei aller Grazie vor jenen, die gewisse Typen ewig wieder-
holen, den Vorzug viel größerer Mannigfaltigkeit und
feinerer Jndividualisierung voraus, so daß unsere Kunst
hier einen wirklichen Fortschritt zeigt. Man kann daher
das Heft als eine Perle, nicht nur des deutschen Hnmors,
sondern auch der nationalen Kunst um so eher bezeichnen,
als sie yier ein ganz neues Feld erobert hat.

Sllsrirsischrs Wädchrn. von Uarl Becker
pr. 10 m. (s. s. B/so)

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