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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Daelen, Eduard: Malkastenredoute: ein Hochzeitsmärchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0225

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von L. Daelen



„Im Namen der unheilbaren Narrheit! Amen.
Schaut! lhoch ist nun das hohe paar beglückt,
Nur wünschend, daß Allen, so hier es erblickt,
In selbigtem INaß der Glückseligkeit köeil,
Die lauterste Wonne auch werde zu teil.
Drnrn möge denn jetzo bci 2xiel und Tanz
Sich männiglich tummeln im Nummenschanz,
Allmaßen hier waltet heut offen und frei
Lin jeglich Narretheydung und Schelmerey.
Und wer dann Ser innigsten Freude begehrt,
Der zeige der Gunst holder Ulinne sich wert! —
Da aber der Ljoheiten Ulunificenz,
Zwar huldigend allzeit der größten Licenz,
Doch ernste vergehen gar fürchterlich haffen,
lvird folgendes Strafgesetz hiermit erlaffen:
k>at ein Grausamer vergnügcn daran gefunden,
lllit glühenden Blicken ein kferz zu verwunden,
Der werde anf eine Folter gespannt
5o lang bis das eine Wort er bekannt,
Das dem wunden löerzen so himmlisch süß klingt,
Und im 2lugenblick drum auch die Lseilung ihm bringt. —
Doch hat er, der so verwcgen geblickt,
verstohlen gar eine ksand noch gedrückt,
Dem werde an seine kraftmei'rische ksand
Lin kleiner, doch haltbarer Reifen gesxannt,
Der für immer die Lust ihm benimmt, mit Lntzücken
Noch andre wie jene köand so zu drücken.

So aber einer total vergißt
Die Schrankc, die einmal gezogen ist,
Und sollt' einen Auß sich zu rauben wagen,
Der Räuber werde in Fesseln geschlagen,
Die ihn halten bis an seiner Tage Lnd',
Allwelche man Banden der Lhe drum nennt.
So werde es hier denn für heute gehalten!
Laßt rücksichtslos streng des Gesetzes uns walten,
Beseelt von dem lVunsch, es entwickle daraus
Sich noch manch ein fideler Ljochzeitsschmaus."
Hierauf bringt der Zeremonienmeister dem hohen
Paare eine schwungvolle Ovation und gibt dann das
Zeichen für die Eröffnung des allgemeinen Festes dnrch
eine große Polonaise. So wird denn jetzt die gehobene
Festesstimmung der ganzen Gesellschaft mitgeteilt. Und
hat bisher das Auge die Überfülle der gebotenen Herr-
lichkeiten kanm bewältigen können, so darf es nun mit
aller Muße nnd in nächster Nähe die wunderschönsten
Bilder aufnehmen. Bis zum frühen Morgen werden dem
entzückten Schauen, auch deni nnermüdlichen, die kost-
barsten Genüsse geboten und wohl jeder der zahlreichen
frohen Teilnehmer wird befriedigt denken: „Wahrlich, ein
echtes Künstlersest!"
E. Daelen


Grustxr drr Zünfkr. Skizze zur Malkastenredoute s887. von L. Gehrts
 
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