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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Pecht, Friedrich: Die Hirth'schen Publikationen
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunst-Literatur und vervielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0466

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Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler rc. — Ausstellungen, Sammlungen rc. — vermischte Nachrichten 567

— Zum Direktor des Bayerischen G ewerbemuseums
in Nürnberg ist an Stelle des im letzten Friihjahr zurückge-
treteneu Or. Karl von Stegmann der bisherige Leiter der Kasseler
Kunstgewerbeschule Theodor von Kramer ernannt worden.
61. Der ungarische Meister Karl Lotz, Rahls genialster
Schüler, hat vor eimgen Tagen eine der bedeutsamsten Rufgaben
moderner Monumenialmalerei in Angrisf genommeni die Wand-
gemälde im Prachtsaale der ungarischen Akademie der Wisscn-
schaften in Budapest. Borläufig führt der Künstler drei Bilder
anf der dem Haupteingange gegenüberliegenden freien Wand aus,
welche in zusammenhängender Komposition Hauptniomente aus
der altungarischen Geschichte zu Motiven haben. Lotz nrbeitet,
von dem jungen Maler Jgnaz UjvLry unterstützt, mit begeister-
tem Eiser an diesen Gemälden, welche er bis zuni November zu
vollenden hofst; dieselben sind nicht Fresken, sondern auf feineni
Mnrniorzenient-Grunde nüt konzentrierteu Wasserfarben al tempera
gcmalt. Die übrigen Wände des Saales sollen nüt Bildern aus
den späteren Zeitabschnitten der niagyarischeu Nativnalgeschichte
geschmückt werden, was jedoch erst in Jahren geschehen dürfte.
** Berlin. Die Direktivn dei Nationalgalerie hat bei
dem Bildhauer Pros. Erdmann Encke die Ausführung einer
Gruppc bestellt, welche die Kurfürsti» Elisabeth von Biandenbuig
darstellt, wie sie^ eiu Kind in der Bibel unterrichtet. Die in
halber Lebensgrösje auszuführende Gruppe wird iu Brouze ge-
gossen und soll in den Gartenaulagen, welche die Nationalgalerie
unigeben, aufgestellt werden. Der ursprünglichc Entwurf zu dieser
Gruppe rnhrt von dem Modell her, mit welchem sich Encke an
der Koiikurrenz um das Berliner Lutherdenkmal beteiligte.
** Berlin. Der Bildhauer Prof. Alexander C aland rel li,
der Schöpfer des Reiterdenknials F-riedrich Wilhelm IV. auf der
Freitreppe der Nationalgalerie, ist au Stelle des verstorbenen
Bildhauers Wilhelm Wolfs zum Senator der kgl. Akadenüe der
Künste gewählt worden. Die Bestätigung der Wahl ist bereits
erfolgt.
— Berlin. Professor Gustav Eilers ist nüt der Aus-
führung eines Porträtstiches des Prinzen Albrecht vou Preußen,
Regenten von Braunschweig, beauftragt worden. — Regierungs-
baumeister Borrniann, bekannt durch seine Thätigkeit in
Olympia im Dienste des Neiches, hat vom Magistrat der Stadt
Berlin den Auftrag erhalten, Berlins Kiiiistdenkniäler zu inven-
tarisieren.
v. II. Aus Chateauneuf-les-Bains wird der Tod des
Malers Angust Perrodin, eines Schülers Hippolyte F-landrins
gemeldet, dessen Tradition er fortgesetzt. Sein Hauptwerk ist die
bemerkenc-werte Dekoration der beiden Kapellen des Chores von
Notre-Dame, des Transepts und der Sakristei, eine Arbeit, die
ihm Viollet-le-Duc übertragen hatte. Perrodiu ist 54 Jahre alt
geworden.

Denkmälrr rlr.
. ..7^ dluch das Gebiet der Monumentalplastik ist unseren
kiliistnbenden Damen, wenn auch von ihnen bisher nur aus-
nahmsweise fruktifiziert, doch kein sremdes mehr. Neuerdings
nun hat sich die Zahl der von weiblichen Händen gemeißelten
Statuen durch diejenige Boltaires in St. Cloud um eine weitere
vermehrt. Dieselbe ist ein Werk der Tochter eines wohlbekamiten
französischen Abgeordneten, namens Seyamour.
61. Der Konkurrenz-Ternün für ein Arany-Denkmal in
Budapest endet am 30. September. Wie in ungarischen
Künstlerkreisen verlautet, dürfte dieser künstlerische Wettkampf den
Richtern die Entscheidung sehr schwierig machen, da sich daran
fast sämtliche ungarischen Bildhauer — auch der in Preßburg
geborene Viktor Tilgner — beteiligt haben. Die Koilkurrenz-
Modelle werden im Prachtsaale der ungarischen Akadenüe der
Wissenschasten, deren Sekretär der Dichter Johann Arany durch
viele Jahre gewesen, in vffentlicher Ausstellung dem Publikum
zugänglich gemacht werden.

Ausstellungen, Sammlungen rkr.
— Ludwig Knaus' jüngste Schöpfung, das Gemälde
„Ein Starost" ist für die Hamburger Kuiisthalle erworben worden.
— Die Gesellschaft sür bildende Künste in Basel veran-
staltet vom 1. November d. I. an eine Ausstellung großen Stiles

für Ölgemälde und Aquarelle, zu welcher ausschließlich Werke
französischer Künstler zugelassen werden sollen. Auch ein
Zeichen der Zeit!
— Für Kiel wird jetzt der Bau eines Künstlermuseums
ernstlich ins Auge gefaßt. Der Staat will ein solches bauen
lassen uiiter der Voraussetzung, daß der Bau nicht mehr als im
ganzeu 250,000 Mk. kosten wird, und daß zu dieser Suninie von
seiten Dritter 150,000 Mk. hergegeben werden. Es ist nun
geplaut, die 150,000 Mk. in folgender Weise aufzilbringeii: die
Provinz 100,000 Mk., die Stadt Kiel 30,000 Mk., der Fonds der
adeligen Güter und Klöster 10,000 Mk., die Gesellschaft sreiivilliger
Armenfreuiide (!) in Kiel 10,000 Mk.
6. V. Berlin. Hermine Schmidt-v on Preuschens
Gemälde >dlc»-s Imperator-, das von der Jury der Berliner
akadeinischenAusstellung zurückgewiesen wurde, ist nunmehr von ver
Künstleriu in einem besondereu Raume in der Leipzigerstr. Nr. 43
auSgestellt. Nachdem für das Bild von vielen Seiten Partei er-
griffeu worden ist, bevor dasselbe noch öffentlich zu sehen war,
ivird die Ausstelluiig selbst inanche irrige Meinung berichtigen.
Das Bild wirkt wesentlich als prunkvolles Dekorationsstück. Ein
über nnd über nüt Purpur und Hermelin bedecktes Skelett rüttelt
an eiiiem Thron, von welchem Szepter und Krone heriiuter
fallen. Ein bestimmtcr Throu kanu nicht gemeint sein, denn das
in den Stilfornieu der Spätrenaiffance ausgeführte Gestell zeigt
auf der Nücklehne alS Wappen einen chinesischen Drachen. ^Doch
wer aus dem Bolke beachtet dies? Jn der Gestalt des Todes
wirkt vornehmlich nur der vorzüglich gemalte Hermelinkragen
und der Purpurmantel. Jedenfalls ist die Darstellung dieser Stoffc,
der Blumeii und Vergoldungen von einer Vvllenduiig, der nian
den Vorwurf einer „unkünstlerischen Darstelliing" nicht inachen
kann. Der dem Bilde zu Grunde liegeude Gedanke mochte für
daS Mittelalter nichts Befremdliches haben, als die Maler kein
Bedenken trugen, den Tod und den Teusel nls Herreu über Papst
u,id Kaiser darzustellen. Doch im gegeuwärtigen dlugenblick, wo
wir bei dem herausfordcriiden Titei »dlors Imperator- sofort an
einen bestiinniten Thrvn denken, sür dessen Herrscher sich alle
Häude zum Gebet falten, mußte die öffentliche 'Ausstellung dieser
Darstelliing als seusationelles Kolossalgemälde befremden.
O. kt. München. Am 14. Nug. hal der bekannte Bauiiieister
Heilmanii die von ihm nüt großem Geschick in die Hofräume des ehe-
inaligen Eichthal-Palais in der Theatinerstraße hiiieiiigebaute Kunsi-
gewerbehalle ervffuet. Aar das Wagestück, neben dem Verkaufslokal
des Kunstgewerbevereins ein zweites derartiges Jnstitut zu errichten,
in den längst zu beschrünkt gewordenen Räunilichkeiteii des letzteren
unseres Erachtens durchaus begründet, so kann man es jetzt auch
angesichts der schönen, weiten, trefflich beleuchteten Säle sowohl,
als ihres bereits sehr reichen Jnhalts vorläufig als geglückt be-
zeichnen. Mau findet da eine lange Reihe unserer ersten
Kunstgewerbefirmen oft sehr glänzend vertreten, da die nündestens
dreimal so großen Räume als jene des Kunstgewerbevereins die
Aufstellung ganzer Zimmereinrichtungen, dann auch von Bildern
u. dgl., die dort unmöglich war, mit Leichtigkeit gestatten. Ganz
besonders aber kommt das Jnstitut jenen jungen Meistern zu
gute, die nicht in der Lage sind, sich teuere Lokale in der besten
Berkausslage der Stadt für sich allein zu nüeten. Während diese
im Kunstgewerbeverein nur eine beschränkte Zeit ausstellen köiinen,
sind sie hier nicht an dergleichen gebunden. Sind nun in den
Parterreräunien die Produkte der Majolika, Metall- und Holz-
industrie, sowie Stickerei uud Weberei ausgestellt, so findet man
in der um den Hauptsaal oben herumlaufenden Galerie dann die
Erzeugiüsse der grap hischen Künste bereits sehr reichlich vertreten.
Ja sogar wertvolle Ölgemälde und Skulpturen haben ihre durch
verschiedene Kunsthändler gefüllten Kabinette gefunden. Mau
kann daher schon jetzt das Unteniehmen als eine bei dem kolossalen
Wachstuin unserer Kunstilidustrie sehr wünschenswerte Ergänzung
des Kunstgewerbevereins belrachteu und ihm ein fröhliches Ge-
deihen wünschen, da jede Erleichterung des Vertriebes uud der
Keiiiitnisnahnie des Schönen auch dessen bildende Wirkung
erhöht.

Vermischir Nachrichtrn
0. 8. Paris. Die Konkurrenz um den Nömerpreis
hat auch in diesem Jahre nicht viel bessere Nesultate geliefert,
memi schon die dlufgabe einfacher, saßlicher und vor allein rein
menschlicher ivar. Jn der Skulptur handelte es sich um Wieder-
gabe der Freude des Wiedersehens: in der Malerei um den Aus-
 
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