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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Schumann, Paul: Die dritte internationale Aquarell-Ausstellung in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0016

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Von p. Schumann

Winkerlandschast. von Louis Apol

75 mit 200 Kunstwerken, darunter sehr ernsthaften
Leistungen, wie die Bildnisse und Sittenbilder von Dora
Hitz in Dresden und die geistvollen Zeichnungen von
Linda Kögel in München.

Erneut zeigt die Ausstellung, einmal daß die Aquarell-
malerei auch in Deutschland zur vollen Anerkennung ge-
langt ist und Werke ersten Ranges liefert, die sich stolz
neben den viel gerühmten Leistungen der Engländer,
Italiener u. s. w. sehen lassen können, anderseits daß
die sogenannte reine Aquarellmalerei, die sich z. B.
scheute, die weiße Farbe anders als durch den Papier-
grund auszusprechen, ein überwundener Standpunkt ist.
An Kraft und Sattheit der Farben, wie an Umfang der
Bilder wetteifern die Schöpfungen der Wassermalerei
mit vollem Erfolge mit den Ölbildern; die bisherigen
Schranken der verschiedenen Techniken sind gesprengt und
kühne Neuerer wissen die mannigfachen Verfahren zu
gegenseitiger Steigerung der Wirkungen geschickt zu ver-
vereinigen.

Wie bei der 2. Ausstellung sind auch diesmal —
durch die rührige Vermittelung Alexander Schmidt-
Michelsens in Paris — eine Reihe hervorragender Pariser
Meister in Dresden vertreten. Neben vier feinsinnigen Land-
schaften L' Hermittes, die bei durchaus impressionistischer
Mache den Eindruck wohl durchgeführter Bilder machen,
und einem geheimnisvoll anziehenden Frauenbildnis
Dagnan-Bouverets, das nur wie aus violettem
Nebel hervorschaut und doch das feinste Formgefühl, die

sicherste Zeichnung verrät, nennen wir nur Madel aine
Le maires höchst reizvolles Aquarell Lebewohl, Bautet
de Monvels raffiniert einfache aber ergreifend wirkende
Genrebilder „Letzter Gruß" u. s. w., Besnards phan-
tastische Elephanten, die mit Nymphen spielen, dann
Luise Breslau, Eugen Carriere, Hynais
(Amorettenszenen), Leandre (die heilige Genoseva),
Manold, Orazzi, Ribarz (landschaftliche Zeich-
nungen aus Oberbayern), Iwill (Blick von der London-
brücke, Pastell). Von Paris kamen auch eine Reihe vor-
züglicher Radierungen von Anders Zorn, u. a.
die Bildnisse Ernest Renans und Max Liebermanns,
die in scheinbar flüchtig hingeworfenen Parallelschraffie-
rungen die Persönlichkeiten merkwürdig scharf wieder-
geben, und verschiedene charakteristische Genrebilder und
Ansichten des Wieners Josef Engelhart, die von
scharfer Beobachtung und tüchtigem Können zeugen.

Unter den Italienern ragt Segantinis energische
Persönlichkeit hervor; vier graugetönte Pastellbilder —
— „Überfahrt", „Letzte Tagearbeit", „Auf der Weide
beiGewitter", „Schafschur" — in denen die grauen grünen
roten Farbstriche wild und unregelmäßig durcheinander
laufen, sind Werke von kraft- und stimmungsvollster
Charakteristik. Gustav Simoni überraschte von
neuem durch seine staunenswerte Technik, die freilich das
geistige Element über dem stofflichen stark vernachlässigt,
so daß nur eine äußerliche Wirkung erzielt wird. Sein
bestes ist das reich belebte Fest des Ramadam. Dagegen
 
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