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Die dritte internationale Aquarellaiisstellung in Dresden
Erste Dolen. Don virginie D emont-Breton
VI. Intern. Aunstausstellung zu München
sind neun Architekturbilder aus Rom und Pompeji von
Luigi Bazzani in ihrer feinen Tönung von höchstem
Reiz. Auch V. Zancttis „Überfahrt in Murano" ist
ein malerisch wohl zusammengehaltenes interessantes
Werk. Ferner sind n. a. vertreten Feragutti (mit
zwei großen wirkungsvollen Köpfen in Pastell), A. Zczzos,
Passini und die Römerin Cornelia Paczka geb.
Wagner, die Max Klinger nacheifert und schon einen
hohen Rang in der Knnstwelt erreicht hat. Mit dem
Bleistift weiß sie bei voller Klarheit der Formen voll-
endet malerische Wirkungen zu erzielen. Mit großartiger
Wirkung sind die in erhabener Oede aufragenden Felsen
des Sabinergebirges geschildert: von hohem Reiz sind die
Modcllstudien zu einer Sibylle und einer Biocciarin mit
Kind. Auch Andrea Ta Vernier ist nicht zu ver-
gessen, der in heitern Farben eine blühende Wiesenland-
schaft am Meer poesievoll schildert. An die Italiener
schließen sich die Spanier Hernandez, dessen alter
Handegen in Lebensgröße in der Farbe zwar etwas un-
ruhig wirkt, aber von bedeutender und kräftiger Charak-
teristik ist, Jimenez Aranda, dessen Gegenstücke
Studium zu Haus und im Freien, treffliche natürliche
Auffassung und frische lebendige Durchführung aufweisen,
ferner Ramon Tusquet und Joaquin Soralla
Bastida („Ausgang aus der Messe in Salamanca").
Einen Ehrenplatz im Hauptsaale der Ausstellung
nehmen mit Recht die Schotten und Engländer ein, die
übrigens in ihren Aquarellen durchaus der alten reinen
Technik huldigen. Herrlich sind R. B. Nisbets große
Landschaften, mit tiefem Horizont und endlos weitem
Fernblick, die Schottlands melancholisches Gelände wie
in Rembrandts Geist gestimmt uns vorführen : mit feinstem
Verständnis für Luft und Wasser schildert Mason
Hunter einfach und stimmungsvoll die heimische See,
Hafen und Strand mit ihren Bewohnern. James
Paterson malt Blumen von feinem dekorativen Reiz
und Landschaften („Haus des Künstlers in Moniaive")
in saftigen, mild getönten Farben von weicher An-
mut. Von hoher poetischer Stimmung sind I. Whitclaw-
Hamiltons „Heuernte", welche mehr die Reize des
abendlich rötlichen Himmels festhält und R. Macaulay-
Stevensons impressionistische Abendbilder „Romanze",
„Mondaufgang", „Idyll". An sie schließen sich würdig
Christina P. Roß und I. Shorburn Roß, endlich
I. Austen Brown; letzterer schildert in einem höchst
anheimelnden Bilde einen Bauer, der mit seiner Kuh am
Abend heimwärts wandelnd sein Pfeifchen anbrcnnt.
Nicht minder gemütlich wirkt der in aller Natürlichkeit
und Wahrheit vorgcführte Knhstall zur Melkzeit. Neben
diesen Schotten kommen von den Engländern besonders
in Betracht Kate Mary Whitley (virtuos gemalte
Mineralien), Th. Pyne, A. W. Wecdon, Frank
Dadd (ein alter Soldat erzählt) und Edwin Hayes.
Die Holländer und Belgier sind Dresden zu Gunsten
Münchens etwas untreu geworden. Was sie bieten, ist
wie immer in seiner Art vollendet und von nationalem
Geiste durchdrungen oder, soweit es die letzteren angeht,
mit Pariser Schick vorgetragcn. Da ist Nicolaas van
der Waay, der eine Vereinsversammlung ernster
Männer bei Bier und Tabaksrauch mit allem Reiz lebens-
voller Charakteristik und in vollendeter malerischer Durch-
bildung wohl zusammcngehalten vorführt, da Leon
Abry, ausnahmsweise nicht mit militärischen Szenen,
sondern mit zwei feingestimmten Interieurs, Gustave
Denduyts mit zwei stimmungsvollen Landschaften in
wohlberechneter impressionistischer Mache und Richard
Fehdmer mit einem höchst charakteristisch und reizvoll
wiedcrgegebenen Novembcrabend in Flandern. Unter den
Holländern nennen wir namentlich drei Blätter des
zu früh verstorbenen D. A. C. Artz, die in ergreifend
gemütvoller Weise Szenen aus dem Familienleben schildern,
dann Blumen und Einzelgestalten („Nach dem Ball",
„Abend", „Junges Mädchen") von Gcrard Müller, der
mit breit hingesetzten leuchtenden Farbflecken auf die
Ferne plastische Wirkungen zu erzielen weiß.
Nächst den drei Russen Hefftler, Sythoff und
Lew Bakst, die in Seestücken, Feld- und. Parkbildern,
Charakterköpfen Erfreuliches bieten, sind dann von Nor-
wegen Oscar A. Wergeland, der drei lebensvolle
heimische Genrebilder ausstellt, und Th au low zu er-
wähnen, der in bekannter vollendeter Weise die Poesie
und Schönheit eines nordischen Flußthales schildert.
Am zahlreichsten sind natürlich die deutschen Künstler
vertreten und es ist eine erfreuliche Wahrnehmung,
daß nicht bloß aus den großen Kunststädten, sondern
auch aus zahlreichen andern Orten reife und erfreuliche
Leistungen zu verzeichnen sind: Adolph Männchen in
Halle, Ernst Eitner und Hermann Linde in Ham-
burg, der treffliche Künstler des „Odenwalds" Heinz
Heim in Darmstadt, Constance Münch-Belling-
hausen in Pola, die so herrliche Blumenstücke malt,
die geistvolle Radiererin Hermine Laukota in Prag,
G. Lührig in Göttingen u. v. a. bezeugen dies. In
Die dritte internationale Aquarellaiisstellung in Dresden
Erste Dolen. Don virginie D emont-Breton
VI. Intern. Aunstausstellung zu München
sind neun Architekturbilder aus Rom und Pompeji von
Luigi Bazzani in ihrer feinen Tönung von höchstem
Reiz. Auch V. Zancttis „Überfahrt in Murano" ist
ein malerisch wohl zusammengehaltenes interessantes
Werk. Ferner sind n. a. vertreten Feragutti (mit
zwei großen wirkungsvollen Köpfen in Pastell), A. Zczzos,
Passini und die Römerin Cornelia Paczka geb.
Wagner, die Max Klinger nacheifert und schon einen
hohen Rang in der Knnstwelt erreicht hat. Mit dem
Bleistift weiß sie bei voller Klarheit der Formen voll-
endet malerische Wirkungen zu erzielen. Mit großartiger
Wirkung sind die in erhabener Oede aufragenden Felsen
des Sabinergebirges geschildert: von hohem Reiz sind die
Modcllstudien zu einer Sibylle und einer Biocciarin mit
Kind. Auch Andrea Ta Vernier ist nicht zu ver-
gessen, der in heitern Farben eine blühende Wiesenland-
schaft am Meer poesievoll schildert. An die Italiener
schließen sich die Spanier Hernandez, dessen alter
Handegen in Lebensgröße in der Farbe zwar etwas un-
ruhig wirkt, aber von bedeutender und kräftiger Charak-
teristik ist, Jimenez Aranda, dessen Gegenstücke
Studium zu Haus und im Freien, treffliche natürliche
Auffassung und frische lebendige Durchführung aufweisen,
ferner Ramon Tusquet und Joaquin Soralla
Bastida („Ausgang aus der Messe in Salamanca").
Einen Ehrenplatz im Hauptsaale der Ausstellung
nehmen mit Recht die Schotten und Engländer ein, die
übrigens in ihren Aquarellen durchaus der alten reinen
Technik huldigen. Herrlich sind R. B. Nisbets große
Landschaften, mit tiefem Horizont und endlos weitem
Fernblick, die Schottlands melancholisches Gelände wie
in Rembrandts Geist gestimmt uns vorführen : mit feinstem
Verständnis für Luft und Wasser schildert Mason
Hunter einfach und stimmungsvoll die heimische See,
Hafen und Strand mit ihren Bewohnern. James
Paterson malt Blumen von feinem dekorativen Reiz
und Landschaften („Haus des Künstlers in Moniaive")
in saftigen, mild getönten Farben von weicher An-
mut. Von hoher poetischer Stimmung sind I. Whitclaw-
Hamiltons „Heuernte", welche mehr die Reize des
abendlich rötlichen Himmels festhält und R. Macaulay-
Stevensons impressionistische Abendbilder „Romanze",
„Mondaufgang", „Idyll". An sie schließen sich würdig
Christina P. Roß und I. Shorburn Roß, endlich
I. Austen Brown; letzterer schildert in einem höchst
anheimelnden Bilde einen Bauer, der mit seiner Kuh am
Abend heimwärts wandelnd sein Pfeifchen anbrcnnt.
Nicht minder gemütlich wirkt der in aller Natürlichkeit
und Wahrheit vorgcführte Knhstall zur Melkzeit. Neben
diesen Schotten kommen von den Engländern besonders
in Betracht Kate Mary Whitley (virtuos gemalte
Mineralien), Th. Pyne, A. W. Wecdon, Frank
Dadd (ein alter Soldat erzählt) und Edwin Hayes.
Die Holländer und Belgier sind Dresden zu Gunsten
Münchens etwas untreu geworden. Was sie bieten, ist
wie immer in seiner Art vollendet und von nationalem
Geiste durchdrungen oder, soweit es die letzteren angeht,
mit Pariser Schick vorgetragcn. Da ist Nicolaas van
der Waay, der eine Vereinsversammlung ernster
Männer bei Bier und Tabaksrauch mit allem Reiz lebens-
voller Charakteristik und in vollendeter malerischer Durch-
bildung wohl zusammcngehalten vorführt, da Leon
Abry, ausnahmsweise nicht mit militärischen Szenen,
sondern mit zwei feingestimmten Interieurs, Gustave
Denduyts mit zwei stimmungsvollen Landschaften in
wohlberechneter impressionistischer Mache und Richard
Fehdmer mit einem höchst charakteristisch und reizvoll
wiedcrgegebenen Novembcrabend in Flandern. Unter den
Holländern nennen wir namentlich drei Blätter des
zu früh verstorbenen D. A. C. Artz, die in ergreifend
gemütvoller Weise Szenen aus dem Familienleben schildern,
dann Blumen und Einzelgestalten („Nach dem Ball",
„Abend", „Junges Mädchen") von Gcrard Müller, der
mit breit hingesetzten leuchtenden Farbflecken auf die
Ferne plastische Wirkungen zu erzielen weiß.
Nächst den drei Russen Hefftler, Sythoff und
Lew Bakst, die in Seestücken, Feld- und. Parkbildern,
Charakterköpfen Erfreuliches bieten, sind dann von Nor-
wegen Oscar A. Wergeland, der drei lebensvolle
heimische Genrebilder ausstellt, und Th au low zu er-
wähnen, der in bekannter vollendeter Weise die Poesie
und Schönheit eines nordischen Flußthales schildert.
Am zahlreichsten sind natürlich die deutschen Künstler
vertreten und es ist eine erfreuliche Wahrnehmung,
daß nicht bloß aus den großen Kunststädten, sondern
auch aus zahlreichen andern Orten reife und erfreuliche
Leistungen zu verzeichnen sind: Adolph Männchen in
Halle, Ernst Eitner und Hermann Linde in Ham-
burg, der treffliche Künstler des „Odenwalds" Heinz
Heim in Darmstadt, Constance Münch-Belling-
hausen in Pola, die so herrliche Blumenstücke malt,
die geistvolle Radiererin Hermine Laukota in Prag,
G. Lührig in Göttingen u. v. a. bezeugen dies. In