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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0103

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Preisausschreiben — Ausstellungen und Sammlungen

rechter nicht einigen und es mußte zwischen P, Klein-Chevalier
und Fritz Neuhaus das Los entscheiden. Dasselbe entschied
zugunsten des erstem, der somit den zweiten, während F. Neu-
haus den dritten Preis erhielt. Jedem der drei preisgekrönten
Künstler ist die Ausführung eines der drei großen Wandbilder
übertragen worden. Prof. Baur wird von seinen Entwürfen
denjenigen malen, der eine Episode aus der Geschichte des Julich-
Cleve-Bergschen Erbfolgestreites darstellt, den Moment nämlich,
wie ein Abgeordneter des großen Kurfürsten das Patent der
Besitzergreifung Düsseldorfs an das alte Südthor der Stadt,
das Bergerthor, anheftet. P. Klein-Chevalier soll einen Moment
aus der glanzvollen Zeit des Kurfürsten Johann Wilhelm malen,
dem Düsseldorf seine Malerschule, seine (jetzt in München be-
findliche) berühmte Bildergalerie und zahlreiche Bauten verdankt.
Klein-Chevaliers Entwurf zeigt den prunkliebenden Fürsten am
Rheinufer, wie ihm Grupello, sein Architekt und Bildhauer, den
Plan zu einem neuen fürstlichen Schloß in der Neustadt nebst
Entwürfen zu der Erbauung dieses Stadtteils zeigt. F. Neuhaus
ist die Freiheit gelassen, von seinen Entwürfen einen geeigneten
zu malen; die Bedingung ist, daß Kaiser Wilhelm I. in würdiger
Weise auf dem Bilde verewigt wird. — Von der Jury wurde
zunächst das Bild von Neuhaus ins Auge gefaßt, das Kaiser
Wilhelms I. Anwesenheit im „Malkasten" bei Gelegenheit des
großen Künstlerfestes im Jahre 1877 üarstellt, welchen Bioment
Neuhaus sehr interessant komponiert hat. Ob er diesen Entwurf
oder eine Ruhmeshalle der berühmten Männer Düsseldorfs und
der Fürsten, denen Düsseldorf vieles verdankt, malen wird, soll
noch entschieden werden. Prof. A. Baur soll außer seinem
großen Wandgemälde noch vier oblonge Bilder, die Bürger-
tugenden darstellend, malen. Diese sind: Vaterlandsliebe (hier
Liebe zu Kaiser und Reich), Gewerbe- resp. häuslicher Fleiß, die
Pflege der Wissenschaft und der Kunst. Die Entscheidung des
Preisgerichts hat hier allgemein befriedigt. ftsivl

* Dresden. Zu dem vom akademischen Rate im Laufe
des Sommers ausgeschriebenen Wettbewerb um die Ausschmückung
der Ostschauseite des neuen akademischen Kunstausstellungsgebäudes
sind 24 Entwürfe, bestehend aus 144 Modellskizzen und zwei Zeich-
nungen, eingegangen. Es handelte sich dabei um die Nischen-
stguren der Geschichte, Religion und Poesie und die Reliefdar-
stellungen der drei Parzen, von Glaube, Liebe und Hoffnung
und der drei Grazien. Der Entwurf mit dem Kennworte „Glaube",
Schöpfer Bildhauer En gelte in Blasewitz, ist mit dem ersten
Preise von 600 Mark, die Entwürfe mit dem Kennworte „Fortuna"
(BildhauerOskarRühm, Dresden), mit dem Kennworte„Stief-
kinder" (Bildhauer Hartmann-Maclean, Dresden) und mit
demKennworte„Tanne"(Pöppelmann, Dresden) sind mit einem
Preise von je 500 Mark ausgezeichnet worden. Den mit den
Kennworten „Rustica", „Kosmos" (Bildhauer Halbe und Ockel-
mann) „Eos" und „Eiche" (Bildhauer Lederer) versehenen Ent-
würfen konnte eine lobende Erwähnung zugesprochen werden.
Die Urheber der Entwürfe „Rustica" und „Eos" haben im voraus
die Nennung ihrer Namen abgelehnt. I1S2S)

tr. Düsseldorf. Bei dem Wettbewerb um das Kaiser-
Denkmal der Rheinprovinz, welches nach den Wunsch Kaiser
Wilhelms II. am sogenannten „deutschen Eck" bei Coblenz errichtet
werden soll, haben den ersten Preis Bildhauer E. Hundrieser
und Architekt Bruno Schmitz, beide in Berlin, den zweiten
Prof. Fritz Schaper und Architekt Rieth und den dritten
Bildhauer Otto in Berlin erhalten. Die Entscheidung des
Preisgerichts wird zunächst Kaiser Wilhelm II. vorgelegt, dann
wird der rheinische Provinzial - Landtag, der demnächst hier
Zusammentritt, über die Ausführung des Denkmals entscheiden.
Die Ausstellung der eingegangenen 27 Konkurrenz-Entwürfe
findet erst nach Eröffnung resp. Beschlußfassung des Provinzial-
Landtages statt. lissch

Ausstellungen und Sammlungen

UL Innsbruck. Das Exekutiv-Komitö der hiesigen Tiroler
Landes-Ausstellung 1893 ladet sämtliche aus Tirol stammenden
Künstler zur lebhaften Beteiligung an der in Innsbruck von
Mitte Juni 1893 ab aus die Dauer von mindesten drei Monaten
stattfindenden Ausstellung ein, welche ein Bild des geistigen und
materiellen Schaffens des Landes Tirol auf künstlerischem, gewerb-
lichem und landwirtschaftlichem Gebiete geben soll. Die" Kunst-
ausstellung wird in einer eigenen Abteilung der für die Ausstellung
erbauten, aus Eisen konstruierten und gut beleuchteten Halle
stattfinden. Programme, welche die Bedingungen zur Zulassung
enthalten, können von dem Exekutiv-Komite — Geschäftsleiter

vr. Kofler — bezogen werden. Etwaige Anmeldungen werden
mit möglichster Beschleunigung erbeten. 0533)

* Dresden. (III. Internationale Aguarellausstellung in
Dresden). Das Preisgericht für die Ausstellung, welches aus
den Herren Eugen Felix-Wien, Julius Jacob-Berlin, Paul
Kießling-Dresden, Georg Papperitz-München und Adolf Seel-
Düsseldorf bestand, hat folgende Auszeichnungen zucrkannt:
Goldene Medaillen (Staatspreise): T. Austen Brown-
Edinburg, Ludwig Deltmann-Berlin-Charlottenburg. Silberne
Medaillen (Staatspreise): Christian Kröner-Düsseldorf, Franz
Skarbina-Berlin, Alexander Stichart-Dresdeu. Ehrendiplome:
August v. Conring-München, Frank Dadd London, Rudolf Dam-
meier-München, Gustave Denduyts-Brüssel, Ernst Fitner-Hamburg,
Juljan Falat-Berlin, Richard Fehdmer-Antwerpen, Conrad Fehr-
Berlin, Ludwig Hans Fischer-Wien, Philipp Franck-Halle a. S.,
Richard Friese-Berlin, Jsmael Gentz-Berlin, Max Giese-Dresden-
München, Alexander D. Golz-Wien, Peter Halm-München, Dora
Hitz-Dresden, Max Horte-Berlin, Alb. Hynais-Paris, Eugen
Kampf-Düsseldorf, Hugo König-München, Max Koner-Berlin,
Wilhelm Krauskopf-München, Erich Kubierschky-München, Ludwig
Kühn-Nürnberg, Carlo Legnani-Bologna, W. Leibl-Aibling, Walter
Leistikow-Berlin, Adolf Lins-Düsseldorf, Richard Lipps-München,
Adolf Männchen-Halle a. S , L. Marold-Paris, Frieda Mens-
Hausen-Kassel, Hans Meyer-Berlin, Carl Theodor Meyer-Basel-
München, Maria Müller-Wien, R. B. Nisbet-Edinburgh, Erwin
Oehme-Dresden-Blasewitz, Max Pietschmann-Dresden, I. Shor-
burn-Roß-Edinburgh, I. van den Sande-Bakhuysen-Haag, Edgardo
Saporetti-Neapel, Joseph Scheurenberg-Charlottenburg, Julius
Scholtz-Dresden, Rudolf Schuster-Dresden, Paul Souchay-Berlin,
Konrad Starke-Dresden, Otto Strützel-München, Hans Völker-
Berlin, Friedrich Wahle-München, Hans Wilt-Wien, Wilhelm
Zimmer-Düsseldorf, Anders Zorn-Paris. O-t-w;

— Chicago. In Chicago hat sich ein „Kunstgewerbe-
verein" gegründet, der nach der Art der deutschen Kunstvereine
die Kunst und das Kunstgewerbe zu fordern auf seine Fahne
geschrieben hat. Er will auch eine Kunstgewerbeschule nach
europäischem Muster und Ausstellungen veranstalten, sowie ein
eigenes Fachblatt herausgeben, welches die Interessen des Chi-
cagoer Kunstgewerbes zu fördern bestimmt ist. st«?)

tr. Düsseldorf. Der Verein Düsseldorfer Künstler, sowie
die „Freie Vereinigung Düsseldorfer Künstler" (die hiesigen Se-
zessionisten) werden im Frühjahr des nächsten Jahres eine
„März-Ausstellung" veranstalten; der elftere in der Kunsthalle
wie bisher, die letztere in den Räumen der Schulteschen Kunst-
ausstellung wie in diesem Jahre. — Am 18 Oktober wurde das
endlich fertiggestellte Kriegerdenkmal der Stadt Düsseldorf von
Karl Hilgers in Charlvitenburg (einem geborenen Düssel-
dorfer) enthüllt und feierlich eingeweiht. Bei der Einweihungs-
feier überreichte Geheimer Ralh vr. M. Jordan, der DireUor
der Berliner Nationalgalerie, im Namen des Kultusministers
dem Künstler das Patent seiner Ernennung zum königlichen
Professor. Das in Tiroler Marmor ausgeführte herrliche Denk-
mal ist, gänzlich abweichend von den Kriegerdenkmalen, die in
Deutschland entstanden sind, ganz im antiken Sinne erdacht.
Karl Hilgers hat die Jünglingsgestalt eines gefallenen jugend-
lichen Kriegers, eines Helden, dargestellt, der auf einem in edlen
Stile gehaltenen monumentalen Prachtsarge ruht, wie eben hin-
gebettet aus der Schlacht, wo er im Kampfe für das Vaterland
den Todesstreich empfing. Seine Linke, auf dem etwas empor-
gestemmten Beine ruhend, hält das frische Lorberreis des Siegers;
die Rechte hat noch den Griff des Schwertes umspannt. Die
Gestalt des jungen Helden ist von edelster Form und klassischer
Schönheit. Nicht umsonst hat, wie Or. M. Jordan in seiner
Ansprache bei der Einweihung des Denkmals zu dem Künstler
sagte, dieser geistig zu den Füßen Gotthold Ephraim Lessings
gesessen und von ihm gelernt, „wie die Alten den Tod bildeten".
Neben dem Gefallenen sitzt, den Kopf auf ihn gerichtet, ein
mächtiger Löwe, das alte Sinnbild der Kraft und Stärke; die eine
Pranke liegt auf der obersten Stufe des Sockels, darauf der
Sarkophag steht. Sein Mund ist, wie zur Klage, halb geöffnet.
Der Sarkophag, aus Tiroler Marmor, wie das ganze Denkmal,
steht auf einem marmornen Unterbau, von einem halbrunden
Geländer, ebenfalls aus Marmor, umgeben. Auf den Eckpfeilern
der schöngegliederten Balustrade stehen zwei Hochleuchter mit
Flammen. Der Marmorsockel, der l'/z m hoch und 4^ m lang
ist, zeigt auf der Vorderseite die Inschrift: „Ruhm ward dem
Sieger genug, und Jauchzen, und grünender Lorber; Thränen,
von Müttern geweint, schufen dies steinerne Bild." Die Rückseite
des Sockels zeigt die Widmung für die Gefallenen, denen die
 
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