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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Koehler, Robert: Die Entwicklung der Schönen Künste in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0296

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von Robert Roetzier.

2z;

V

Der letzte der Büffel, von Albert Bierstadt.

Das Ringen und Kämpfen um die Existenz, die opfermutige Entsagung, die begeisterte Hingabe zu
einem Berufe, dem es überall an Ermutigung fehlte, welche diesen Vorkämpfern der Kunst in Amerika zu eigen
war, bilden ein glorreiches Kapitel in der Geschichte idealer menschlicher Bestrebungen. Sie sind aber auch
ein Beleg dafür, wie tief im Volke der Drang nach hohem geistigen Streben wurzelt, und für die unwider-
stehliche Macht des sich bahnbrechenden Bewußtseins einer höheren Mission. Es- ist leicht begreiflich, daß sich
in dem Kreise der Landschaftsmaler weit weniger das Bedürfnis geltend machte, in europäischen Ateliers An-
leitung und Anregung zu holen, als unter den Porträt- und Figurenmalern; geschah dies dennoch, so war
es namentlich Italien, welches die meiste Anziehungskraft ausübte — und das gereichte der jungen Kunst nicht
gerade zum höchsten Segen; denn in Italien stand die Kunst zu Anfang dieses Jahrhunderts in nichts weniger
als schönster Blüte. Wohl predigten auch damals die unsterblichen Werke der Meister der Renaissance das
Evangelium der Wahrheit und Schönheit — aber man braucht nur im Auge zu behalten, in welch verkehrter
Weise beispielsweise damals in Deutschland und Frankreich diese Lehren Anwendung fanden, um zu begreifen,
daß auch bei unfern damaligen Kunstjüngern das wahre Verständnis dafür nicht vorhanden war. Es ist auch
kaum als ein Unglück für unsre Kunstentwicklung zu betrachten, daß weder die „romantische Schule" noch der
„Klassizismus" drüben festen Boden zu fassen vermochten. Zu bedauern aber ist, daß die beiden großen Eng-
länder: Turner und Constable, welch letzterer namentlich auf die Entwicklung der französischen Landschafts-
malerei einen so bedeutenden Einfluß ausgeübt, von unsren Künstlern damals so wenig gewürdigt wurden; es
waren weit schwächere, wenn auch beim allgemeinen Publikum viel beliebtere Vorbilder, welche sie sich aus-
gesucht, wofern sie nicht vorgezogen, der Natur allein und von außen unbeeinflußt gegenüberzutreten, sich
dadurch ihre reine Individualität bewahrend, aber in ihrem technischen Können hinter ihren europäisch gebildeten
Kollegen zurückbleibend. Doch auch der Mehrzahl von diesen gelang es, nachdem sie wieder zur heimischen
Natur zurückgekehrt, ganz sich selbst wieder zu finden, wie Whittredge (Schüler Achenbachs), Cropsey, Bellows
und andere. Überhaupt bekunden die Werke dieser Periode der Landschaftsmalerei eine auffallende Verschiedenheit
in Auflassung und Technik; dennoch begegnen wir noch keinem Genie ersten Ranges, keinem Künstler, der
seine Brüder um ein Bedeutendes überragte.

Unter den Genremalern dieser ersten Epoche verdienen Henry Jnman und Wm. Sidney Mount genannt
zu werden, von denen namentlich letzterer in seinem Fache Hervorragendes leistete, indem er, selbst Farmer,
dem Landleben die Vorwürfe zu seinen Bildern entnahm. Er bediente sich eines Ateliers auf Rädern, mit
dem er im Lande umherzog.

(Die Fortsetzung im nächsten Hefte.)

Die Kunst für Alle V III.

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