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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Koehler, Robert: Die Entwicklung der Schönen Künste in den vereinigten Staaten von Nord-Amerika, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0310

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Die Entwicklung der Schönen Künste in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika.

seinen Bildern zu wählen, wie es die der sogenannten „Unäson River sebool" angehörenden Zeitgenossen
seiner Jugend vorzugsweise zu thun pflegten. Er ist Idealist, ohne indessen je Veranlassung zu finden, in seinen
Werken von der ihm über alles geltenden Wahrheit abzuweichen; es ist vielmehr eine seinfühlende, poetisch
angelegte Natur, welche sich darin offenbart, die, von der Überzeugung dnrchsättigt, in der Landschaftsmalerei
das erhabenste Kunstgebiet zu finden, durch eifriges Studium und rastloses Ringen mit des Lebens bitter fühl-
baren Widerwärtigkeiten sich klärend und bildend, berufen ist, als starker Pfeiler in dem dem Kultus des

Wahren und Schönen ge-
widmeten stolzen Tempel
zu prangen.

Die drei Genannten:
Jnneß und die vor kurzem
verstorbenen Hunt und
Füller bezeichnen einen be-
stimmten Abschnitt, oder
richtiger: einen bestimmten
Übergang in der Kunst-
geschichte Amerikas. Zeigt
sich in ihren Werken zu-
weilen auch deutlich der
Mangel an gründlicher
Vorschule, wie es eben die
zu ihrer Jugendzeit herr-
schenden Verhältnisse er-
klärlich machen, so finden
wir andererseits das un-
verkennbare Walten des
Genies, das, alle beengen-
den Schranken durch-
brechend, sich in hehren
Leistungen von bleibendem
Wert offenbarte. Der
Geniusder Kunst, derJahr-
hunderte lang zu schlum-
mern schien, erwachte end-
lich wieder, und zu denen,
die er in seinem erneuten
Fluge durch die Welt be-
lebend streifte, zählen auch
die Genannten. Es ge-
hören der mit diesen ihren
Abschluß findenden Periode
noch mehrere Bildhauer an,
von denen sich namentlich
Powers, Crawford und
Rinehart hervorthateu,
ohne daß man ihnen aber
einen sehr bedeutenden

Grabdenkmal. Von Augustus Saint Gaudens.

Rang zusprechen könnte.
— Es hieße die gestellte
Aufgabe nur zur Hälfte
lösen, wollte ich mit der
Würdigung der in ihren
Werken in sich zum Ab-
schluß gelangten Künstler
diese Betrachtung schließen.
Ständen nicht einer rein
objektiven Beurteilung der
Bedeutung der mit uns
eng verbundenen Zeitge-
nossen, wie leicht begreiflich,
erhebliche Schwierigkeiten
im Wege, so würde ich
mich wohl veranlaßt sehen,
gerade dem nun beginnen-
den Abschnitte unsrer
Kunstentwicklung eine weit
eingehendere Besprechung
zu teil werden zu lassen.
Allein, eingedenk der be-
stehenden Gefahr, in oft
erst im Stadium hoff-
nungsvoller Entwickelung
sich befindenden Jüngern
bereits zum vollen Be-
wußtsein ihrer Kraft ge-
langte Künstler glauben
erblicken zu müssen, sei der
Versuch gemacht, nur die-
jenigen namentlich in Be-
tracht zu ziehen, welche vor
allem die neue Aera cha-
rakterisieren. Daß eine
solche angebrochen, ward
auf einmal klar, als im
Jahre 1878 die neuge-
gründete „Gesellschaft
Amerikanischer Künstler"
in New-Uork ihre erste

Ausstellung eröffnete. Schon seit einigen Jahren machten sich in den Ausstellungsräumen der Akademie
die Werke einer Anzahl in Paris und München weilender Amerikaner bemerkbar; die Akademiker begannen
um ihren Ruhm besorgt zu werden und beschlossen, den Werken der neuen Ankömmlinge hinfort erst
in zweiter oder dritter Linie Berücksichtigung zu gewähren. Die Folge war die Gründung der oben
genannten Gesellschaft, die, mit dem aus Müuchen zurückgekehrten Walter Shirlaw an der Spitze, die
jüngere Künstlerwelt um sich scharte, der sich auch eine Anzahl gleichgesinnter aus der älteren, darunter
Mitglieder der Akademie wie Jnneß, Füller, Hunt, Chas, H. Miller, Thomas Moran, zugesellten.
Weiter waren auf genannter Ausstellung durch teils hervorragende Werke vertreten: Wm. M. Chase, Frank,
Duveneck, Frank Currier, Wyatt Eaton, Thomas Eakins, R. Swain Gifford, John Lafarge, John S. Sargent,
I. Alden Weir, James Whistler, Homer Martin, W. Twachtman, F. D. Millet, William Dannat, Frederik
 
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