Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

DOI Artikel:
Koehler, Robert: Die Entwicklung der Schönen Künste in den vereinigten Staaten von Nord-Amerika, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0311

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Von Robert Aoehler

2^5

Nbrndbrisr. Von V. Liddons Mowbray.

A. Bridgman und andre. Von diesen haben einige ihren dauernden Aufenthalt in Europa gewählt, manche
sich deshalb dem Geiste ihrer Arbeiten nach der Heimat mehr oder weniger entfremdet. Dennoch wird ihr
Einfluß, gepaart mit den Lehren der Zurückgekehrten, nicht verfehlen, ein heilsamer zu fein, soweit ihren
Leistungen überhaupt an und für sich ein hervorragender künstlerischer Wert beizumessen ist, wie dies bei-
spielsweise in so hohem Grade bei Whistler der Fall ist, dessen Werke, mögen sie dem Uneingeweihten zuerst
auch exzentrisch und vielleicht irritierend Vorkommen, einen Poetisch idealen Zauber in sich bergen, welcher sie der
gegenwärtigen, so vorwiegend realistischen Anschauung gewidmeten Zeit zu entrücken scheint. Wenn sein Ein-
fluß sich bei einem so eminent begabten und feinfühlenden Künstler wie Chase bemerkbar macht, so spricht das
mehr, als es Worte zum Ausdruck zu bringen vermögen für den hohen, rein künstlerischen Gehalt seiner
Schöpfungen; es gehörte in der That ein ganz von modernster realistischer Anschauung befangenes Gemüt
dazu, in Bildern wie Whistlers Porträt seiner Mutter nicht eine von feinem poetischen Gefühl durchgeistigte
Leistung von bleibendem Werte, sehen zu können. Wir stehen hier vor einem Werk, in welchem weder brillante
Technik noch satte Farbenpracht auf unser Auge bestechend wirken, das uns aber bei wiederholter Betrachtung
dennoch immer mächtiger anzuziehen vermag, denn wir stehen vor der Schöpfung eines Meisters, der uns in
einfacher schlichter Vortragsweise einen Einblick gewährt in das Walten einer ganz dem Idealen gewidmeten
echten Künstlernatur. Whistler lebl seit Jahren in England, doch zeugt seine Kunst nicht von englischem Ein-
flüsse; sie hat auch nichts spezifisch Amerikanisches, noch Französisches oder sonst irgendetwas an eine bestimmte
Nation Gemahnendes: sie ist rein individuell. Mehr uns gehörig, weil ganz auf unserm Boden entstanden
und wirkend, ist John La Farge. Auf dem Gebiele der dekorativen Kunst hat er unbestreitbar das Hervor-
ragendste geleistet, dessen wir uns rühmen können, und es dürste wenig darunter sein, das nicht den besten
Leistungen diesseits des Ozeans würdig zur Seite gestellt werden könnte. Auf seinen Staffeleibildern sind seine
Vorzüge weniger erkennbar, ja werden oft durch unsichere Zeichnung wesentlich beeinträchtigt; allein an Ge-
dankenreichtum und Farbenwirkung ist dafür ein nicht zu unterschätzendes Äquivalent geboten. Künstler von
 
Annotationen