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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Schulze, Otto: Wandschreine
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Braunmühl, Clementine von: Der Hausfrau Leinenschrank, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0324

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Flandrischer Wandschirm mil Velskrr Fayencen.

Wandschreinc-

von Dtto Schulze (Köln a. Rh.).

Wandschreine — Hängeschränkchen —
^ als offene Gefache zur Ausbewahrung
von besserem Gerät, Geschirren und Ge-
brauchsstücken, die man gern schnell zur
Hand hat und nicht erst lange verschließt,
haben sich in der modernen Wohnungsaus-
stattung als Möbel nicht behaupten können.
Wir kennen auch Wandschränkchen, aber sie
bergen Zigarren, Briessachen, Schlüssel,
Hausapotheken und dergleichen, sie sind
ihrer Kleinheit und galanterieartigen Bau-
art wegen mehr Nippesschränkchen als Ge-
brauchsmöbel.

Vielfach häufen wir unsre Krüge, Prunk-
Fahencen u. a. auf Bordbrettern, Schrank-
aussätzen, Buffets in Reih und Glied höchst
unmalerisch; es steckt darin mehr Dekoration
als praktischer Wert, der durch die gesährliche
Aufstellung in Bruchstücken untergeht. —
Das beistehende Vorbild zeigt uns einen
mustergiltigen Wandschrein mit offenen Ge-
fachen, trefflich geeignet, in Wohn- und
Speisezimmern nüchterne Wanddekorationen
zu beseitigen. Auch vom Wandschmuck kann
eine ziemlich umfassende Nutznießung ge-
fordert werden.

Ver tzauchrau Tclnenfchranli.

von L. v. Braunmühl.

(Fortsetzung aus dem vorigen Hefte.)

ot ist die Mutter der Erfindungen.
Charles Marie Jacquard, geb.

N

7. Juli 1752 zu Lyon, gest. am 7. August
1834 wurde durch sie der Erfinder des nach
ihm benannten, für Gebildweberei jetzt wohl
ausschließlich benützten Webstuhls. Um seine
physische Kraft für das Schäfteziehen zu er-

höhen, erhielt er keinen Unter-
richt ; aber hinter dem Rücken
seines Vaters lernte er lesen und
schreiben. Er entfloh seiner müh-
seligen Thätigkeit. Aber sein
Sinnen blieb darauf gerichtet, den
Schrecken seiner Kinderjahre, das
Schäfteziehen in der Weberei für
die Zukunft entbehrlich zu machen.
Seinem rastlosen Bemühen gelang
es. Die bisher an den Schäften
vermittelst der Litzen befestigten
Kettfäden werden durch eine
äußerst sinnreiche Vorrichtung an
sogenannten Platinen durch einen
einzigen Tritt des Webers je
nach dem Muster emporgehoben
oder liegen gelassen.

Vielleicht interessiert die Leser
diese Einrichtung und ich will sie
in der Hauptsache kurz erklären.

Ein vierseitiger Balken, also
ein vierkantiges Prisma von der
Länge des Webstuhls, jede Seite
10—12 cm breit, hat, sagen wir,
auf jeder dieser Seite vier Reihen
Löcher; in jeder Reihe 50, folg-
lich 200 Löcher. Diesen 200
Löchern entsprechen 200 Pla-
tinen'), an welchen die sämtlichen
Kettfäden des Gewebes mittelst
Schnuren befestigt sind. Es
hängen also, wenn das Gewebe
1600 Kettfäden hat, 8 Fäden an
einer Platinenschnur, die mit der
Platine zu gleicher Zeit gehoben
werden, oder liegen bleiben. In diesem
Falle würde sich die Zeichnung achtmal in
der Breite des Stoffes wiederholen. Die
Platinen stehen senkrecht im Webstuhl und
werden von wagrecht stehenden Nadeln
umschlungen.

Durch einen Tritt des Webers drückt
sich das Prisma, Cylinder genannt, gegen
die Nadelenden, die so gestellt sind, daß jede
Nadel in ein Loch des Cylinders eintreten
kann. In diesem Falle bleiben Nadeln
und Platinen ruhig stehen und ein horizontal
unter allen Platinenhäkchen stehendes Messer,
kann die Platinen emporheben und damit
auch die an den Schnüren befestigten Kett-
fäden.

Nun muß aber ja immer ein Teil Kett-
fäden liegen bleiben, damit der Schuß in
dem dadurch gebildeten Fach durchgehen
kann. Zu diesem Zwecke werden über den
gelochten Cylinder Kartenblätter von der
Größe einer Cylinderseite gelegt, die nur teil-
weise durchlöchert sind. Drückt sich nun
der mit dem Kartenblatt bedeckte Cylinder
an die Nadeln, so schiebt er da wo die
Karte nicht durchlöchert ist, die Nadeln und
die mit- ihnen verbundenen Platinen zurück,
so daß letztere von dem Messer nicht erfaßt
und gehoben werden können und daher in
der Tiefe liegen bleiben und das Fach
bilden.

Jedes Muster hat nun io viele verschieden
gelochte Karlen, als sich, die Kettfadenlage
desselben ändert. Diese Änderung kann da-
her ohne weitere Mühe bei jedem Schuß
stattfinden, denn zugleich mit dem Tritt, der
den Cylinder den Nadeln nahe bringt, wird
er auch wieder zurückgeschobeu und um seine

') Eine Platine ist ein kleines Stäbcben mit einem
Widerhaken am oberen Ende.

eigene Axe gedreht, so daß mit seiner nächsten
Seite auch die nächstfolgende Karte oen
Nadeln gegenüber erscheint. Die Karten
sind nämlich ununterbrochen aneinanderge-
reiht, so daß, wenn das Muster einmal
fertig gewoben ist und damit die letzte Karte
funktioniert hat, die erste zur Wiederholung
des Musters schon wieder an ihrem Platze
steht. Die Zahl der Platinen und der
Löcher in einer Cylinderseite kann bis auf
2000 steigen, so daß beispielsweise für eine
Ware mit 2000 Kettfäden, etwa eine Tisch-
serviette, ein nur einmal auf derselben er-
scheinendes Muster mit Leichtigkeit gewoben
werden kann.

(Die Fortsetzung im nächsten Hestc.)

Tilrrrarur

„Musterbuch für Frauenarbeiten." Von
Mathilde Ela sen-Schmid. Dritte vermehrte
und verbesserte Auflage. Erster Band. Leipzig,
Verlag von Hoffmann und Ohnstein. 1^93. Eine
überaus reiche Fülle von Publikationen haben die
weiblichen Handarbeiten aufzuweisen und ihre Zahl
wächst von Tag zu Tag. Was aber am angenehmsten
dabei auffallt ist das, daß jede nachfolgende Publi-
kation reicher, besser und gediegener als ihre Vor-
gängerinnen ist. Wie bescheiden traten die Schulen
der weiblichen Handarbeit von F. D. Georgens und
I. M. von Gahette-Georgens 1875 auf! Es wurden
dann die alten Musterbücher von Siebmacher. dann
die der Venezianer reproduzirt. Die Ausstellungen
brachten russische, südslavische und ungarische Publi-
kationen. Es erschienen dann einzelne, zusammen-
hängende Sammlungen in den Modezeitungen, vor
allem in der Jllustrirten Frauenzeitung von der
auf diesem Gebiete geradezu genialen Frieda Lipper-
Heide, dann selbstständige Werke bis zu den ge-
lungensten und gediegensten Prachtpublikationen, von
der soeben genannten Verfasserin, vr. Stuhlmann,
vr Lesffng u a. Das vorliegende, in dritter Auf-
läge erscheinende Werk unterscheidet sich von den ge-
nannten besonders dadurch, daß es die gesamte
Frauenarbeit — mit Ausschluß der Näherei — um-
faßt. Der erste Band behandelt die Kaneras-Stickerei,
die Strickerei, die Häkelarbeit und die Weiß- und
Buntstickerei, während für den zweiten Band die
Tüllstickerei und Spitzenarbeit, das Durchziehen in
Tüll und Filet und die Knüpfarbeiten, Fransen und
Quasten reservirt sind. Was den Text betrifft, so
ist er klar und deutlich und die Muster sind, wenn
auch nicht alle neu. doch durchwegs gut. teilweise
vorzüglich. Für Schulen und zum Selbstunterrichte
in Familien kann dieses Werk allerbestens empfohlen
werden. St.

Meine.Mitteilungen.

— Berlin. Im Aufträge der Firma Berger
L Wirth, Farbenfabriken in Leipzig, erläßt der Verein
für deutsches Kunstgewerbe soeben ein neues Preis-
ausschreiben, das aus eine rege Beteiligung rechnen
darf, als alle deutschen Künstler dazu eingeladen sind.
Es handelt sich hierbei um Erlangung von Entwürfen
zu einem Abreißkalender für Kontorzwecke, welcher
als Empfehlungsfchild der obigen Firma dienen soll.
Tie Größe der Platte soll etwa 45 :20 cm, die des
Abreißblockes nicht unter 1> :8 cm betragen. Ter
engeren Vorschriften wegen ist es gut, sich von Herrn
Bibliothekar vr. P. Jeffen, Berlin 12, Kunst -
gewerbemufeum, die Bedingungen des Preisaus-
schreibens zu erbitten. Ablieferungstermin bis
15. Juni 1893 an Herrn vr. Jeffen. An Prer,en
werden verteilt. M. 300 als I., M. 200 als II. und
M. 100 als III. Preis; weitere gute Entwürfe sollen
zu 75 M angekauft werden Das Ergebnis der letzt
vom Berliner Verein erlapenen Preisausschreiben
werden wir demnächst an dieser Stelle bekanntgeben.

— Magdeburg. Im kgl. Palais am Domplatz
werden gegenwärtig mehrere Zimmer, als Empfangs-,
Arbeits-, Schlaf- und Badezimmer re. durch die Aus-
stattungssirma Paul Knüppelholz in dem von Sr.
Majestät dem Kaiser besonders bevorzugten, modern
englischen Stil neu eingerichtet. Die einfachen Möbel
werden aus Hellen Edelhölzern gefertigt, die Zimmer
erhalten Uchte Seidentapeten nnd Teppichbelag. Die
Gesamtkosten betragen etwa 39000 M., wozu die
Stadt Magdeburg 30 000 M. beigesteuert hat.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
Otto Schulze in Köln.
 
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