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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Heilbut, Emil: Kleine Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0351

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276

Kleine Ausstellungen.

mitbringen und die dann mit allen Fähigkeiten, die sic
haben, nnd die sie entwickelt haben, nichts ansangen können,
nichts Nötiges anfangen können, und dann zu Bildern
kommen, die sie nur um der Geschicklichkeit wegen un-
fertigen. Das treibt nun ihre ähnlich gearteten Genossen,
noch geschicktere zu machen, und so erhalten wir denn
eine überflüssige Kunst, eine leere Kunst, eine Kunst des
edie, eine Kunst von Technikern. . . Nicht, daß etwa in
diesen Emanationen immer das Grobe hervortrete, das
nackte Darstellen, der Naturalismus gepflegt werden müsse

— nein, es giebt auch eine Art Angewöhnung phantastisch
zu sehen, Atclierphantastik, Atelierromantismus, aus dem
Atelier geborne, doch trotzdem sich „subjektiv" glaubende,
nnd am allermeisten banale und nichtsnutzige Kunst,
und eben diese ist es, deren Adepten mit ihrem Reiz und
ihrer Geschicklichkeit die Ausstellungen der modernsten
Richtung füllen. Diesen auf die Spitze getriebenen Dingen
entgegenzutreten, mag die Absicht des mehr oder minder

— nehmen wir an minder — ehrenwerten Skr Peladan
gewesen sein, als er seinen Salon der ehrliche Eingebungen
habenden Künstler begründete, in welchem nun natürlich
jene Ungeschicklichkeit eine Heimstätte findet, die zu ihrer
Entschuldigung sagt: ich bin gut gemeint.

Das sind so die Erwägungen, die man an schönen,
nur etwas heißen Tagen des Monats April in London
und Paris, die Ausstellungen der kleinen Sekten und
großen Entrepreneure sehend, haben konnte, und nur wenige
starke Individualitäten hoben sich in diesem seichten Meere
hervor. Meissonier, der jetzt eine historische Figur ist.
Von der Jugend, die das Recht hat, fanatisch zu sein,
über die Achsel angesehen. Eine große Erscheinung trotz-

dem, voll Varietät, Geist und in seinen landschaftlichen
Studien häufig von großer Schönheit. Diese landschaft-
lichen Studien — ich hebe einen nächtlichen Eindruck
hervor: eine Gesellschaft von Kavalieren begleitet eine
Karosse im geschmücktesten Stil der Renaissance einen
Weg hin, der über einen Hügel führt; dann einige der
Studien aus Venedig, die, ohne irgend etwas von jenem
Zauber zu haben, den ein so göttlicher Künstler wie
Whistler über seine Ansichten von dieser Stadt ausgießt,
doch durch die Objektivität und eine Gegenständlichkeit
verblüffen, welche selbst dessen Herz rühren, den solche
Tugenden, in geringerem Grade geübt, kalt lassen —
diese landschaftlichen Studien des Meisters sind bei
uns in Deutschland nicht bekannt genug. Noch weit
weniger ist das der Fall mit Monet. Von diesem Meister
waren im Lnglisli ^rt LInb drei Landschaften, unter
denen zwei Meisterwerke waren, ein Heuhaufen in der
Frühsonne, zärtlich in der Farbe wie eines der verklärten
Bilder von Claude Lorrain (nebenbei aber viel inter-
essanter) und ein Fluß mit einer Brücke, Häusern am
Ufer und immensen Hügeln, die bis zum Rahmen hinauf
auf diesem Flußbild, mit den kleinen Häusern, lasten.
Von Degas brachte dieselbe Ausstellung ein sehr kleines,
doch ganz wunderniedliches Szenchen auf einer der pariser
kleinen Bühnen, drei der Damen, ins Publikum hinein-
singend, humoristisch, mit langen Handschuhen, doch nichts
weniger als Damen der großen Welt, sondern kleine
Zigeunerinnen, diesmal alte, vielleicht um so amüsantere
Erscheinungen; hinter ihnen das merkwürdige Halblicht
der Bühne. Das Ganze ein Bild der Leistungsfähigkeit
dieses Künstlers, der aus dem Modernen nicht hinaus-

Die Kreuztragung

von Th. Lz-bacrt.
 
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