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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Von unserm Büchertisch - Vom Kunstmarkt
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Personal- und Ateliernachrichten

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Auf der Promenade, von A. Dall'Gcca Bianca.

Personal- u. Mrlier-Nachrichkrn.

V. V. Wien. Sommerstille. Die Kunstereignisse seit Schluß
der Jahresausstellung schreiben sich auf die Fingernägel der Hand
und noch bleibt Raum, um daraus die Genngthuung zu ver-
zeichnen, daß wir nächstes Frühjahr zur Viertelsükularfeier des
Künstlerhauses endlich einmal eine große internationale Aus-
stellung bekommen. Mittlerweile ist das Donnerbankett gefeiert
worden und hat die Künstlergenossenschaft zum 200. Geburtstage
des großen Bildners (24. Mai 1893) durch Professor Stephan
Schwartz eine prächtige Gußmedaille anfertigen lassen; die Aus-
stellung von Werken und Reliquien Raphael Donners soll
demnächst im Künstlerhause folgen. Derzeit jedoch ist dort eine
iogenannte „Sommerausstellung" zu sehen. Solche Ausstellungen,
seit einigen Jahren in der Lothringerstraße üblich, machen die
Kunstfreunde mit Wiener Privatsammlungen in dankenswerter
Weise bekannt. Einheimische und Fremde erfahren solchermaßen,
daß es, trotz aller Ungunst und Mißgunst der Verhältnisse, in
Wien noch Leute giebt, die Geld und Platz für Gemaltes haben.
Es sind ihrer nicht viele, doch die Spezies ist noch nicht ausge-
storben und das ist immerhin ein Trost. Diesmal ist Franz
Ziaver Mayer, der Freund Pettenkofens an der Reihe. Sein
Bilderbesitz weist zumeist Pettenkofeniana und Allwiener Meister
auf. Für diese Besonderheiten hat sich Mayer als Kenner und
Sammler wohl bemüht und auch beraten lassen. Pettenkofen
läßt sich in seiner ganzen Entwicklung versalzen, säst vier Jahr-
zehnte lang; auch sein Bildnis von Lenbach ist da. Unter den
Altwienern kommen Darrhäuser, Waldmüller, der gemüts-
volle „Hunde"-Ranftl, Gauermann, Amerling mit
besten Nummern für das Interesse auf. In einer der großen
Erdgeschoßsäle wird im August ein Kolossalgemälde zur Aus-
stellung gelangen, welches in diesen Tagen im Belvederesaale
seiner Vollendung entgegensieht. Es ist dies der „Triumph des
Achilles" von Franz Matsch, dessen Deckenbilder in den Stiegen-
häusern des Burgtheaters und Zwickelgemälde im Treppenhause
des Kunstmuseums zu den hervorragendsten Schöpfungen der neueren
Wiener Monumentalmalerei gehören. Das für das Treppenhaus
des „Achilleions", der Villa der Kaiserin Elisabeth aus Corfu
bestimmte Ölbild, acht Meter lang und vier breit, zeigt den sieg-
reichen Achill auf prächtiger Biga mit Rappengespann, wie er
die Leiche Hektars um die Mauern Ilions schleift. Ein Heeres-
haufen in wildem Siegestaumel folgt dem Myrmidonenkönige,
der in seiner jugendlichen Heldenkraft herrlich charakterisiert ist;
besonders gelungen ist auch die Gestalt des Königs Agamemnon,
dessen düstere Haltung und neiderfüllte Miene einen wirksamen

Die Kunst für Alle VIII.

Kontrast zu den stark bewegten, jubelnden Gruppen bilden.
Matsch, der kürzlich zum Professor am österreichischen Museum
ernannt morden ist, wo er seine erste Ausbildung genossen, über-
rascht hier nicht allein durch künstlerisches Erfassen aller, selbst
der schwierigsten Details, sondern auch durch eine malerische Be-
herrschung bewegter Massen, welche bei dsesem Großformat ein
wahrhaft starkes Können erheischt. Im Österreichischen Kunst-
vereine hat wieder der Nordlandsmaler Otto Sinding das
Wort. Man findet jetzt nicht weniger als 55 Ölgemälde des
Königsberger Meisters im Schönbrunnerhause, denselben Cyklus
im großen Ganzen, welchen der Kunstverein schon 1889 in einer
großen Bretterbude auf dem Stubenring vorgeführt hat. Wir
haben uns damals darüber ausgesprochen und die Meinung nicht
geändert: Sinding hat, was Prima-Landschafterei in der Schären-
und Lofotenwelt, unmittelbare Naturschildernng, Behandlung der
Luft und Lichtstimmungen für Polargebiete, zur Mitsommer-
wie Winterszeit anbelangt, heute kaum einen Rivalen. Man
wird denn auch manche Gewaltsamkeit, manchen Doktrinarismus
der absoluten Hellmalerei mit in Kauf nehmen, ohne sich den
Genuß an seiner aus dem Lebendigen nach Wahrheit strebenden
Kunst verkümmern zu lassen. Sie hat einen großen Zuschnitt,
diese Kunst, und wird dabei auch dem Milden und Lieblichen gerecht.
Auf dem Gebiete der Plastik ist der Wettbewerb für das Schmidt-
Denkmal zu verzeichnen. Unter einigen dreißig Entwürfen, an
welchen sich auch Bildhauer aus dem Reiche und Preußen beteiligt
hatten, ist jenem des Wiener Bildhauers Edmund v. Hofmann
der Sieg geblieben; die Architektur hat Prof. Julius Deininger
beigetragen. Es zeigt Meister Friedrich von Schwaben,
der ja als Gestalt wahrhaft monumental gewesen, in ganzer
Figur auf schlichtem Sockel aufrecht, mit einer Balustrade nach
beiden Seiten, deren Abschlußsockel architektonische Sinnbilder
ausweisen. Gestalt und Aufbau muten schlicht, kräftig und
monumental an. Die Figur wird in Bronze, der Sockel aus
Marmor,sdie Balustrade aus weiß schimmerndem Jstrianer (Mazzano)
Stein hergestellt. Das Ganze soll in zwei Jahren fertig sein
und kommt auf die Anlagen längs der Rückfront des Rathauses
zu stehen. Der eherne Neugote wird vom Sockel herab auf
sein bestes Werk für alle Zeiten Hinschauen können. Auch
für Tilgners Mozart-Denkmal ist nun endgiltig der Platz
bestimmt: der Albrechtsplatz hinter der Oper. Dort, dem zweifel-
haften Meixner-Brunnen gegenüber, wird das weißmarmorne
Monument, von einer Balustrade umgeben, Unterkunft finden.
Eine bessere, sagen die Herren vom Ausschuß, war schlechter-
dings nicht zu finden. In der Bildner-C olonie im Prater,
in den kleinen Kunstpavillons der ehemaligen Weltausstellung,

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