Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0447
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Pecht, Friedrich: Die Jahresausstellung 1893 der Künstlergenossenschaft zu München, [3]
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vom Herausgeber.
ZS5
Mailand, der Prinz Balduin von Flandern durch Kerkhove und der kleine König Alfons von Spanien —
ein recht hübscher Junge — von Querol. Von Dichtern findet man ganz köstlich Hermann Allmers von
Magnussen, Paul Heyse als fein studiertes Medaillon von Kurz, Ibsens prächtige Büste von Hellmer in
Wien, ebenso Ferd. Bonn von Brenner dort, Herrn. Lingg? von König in München, köstliche Statuetten
der Tondichter Mozart und Beethoven von Weigl in Wien. Von Künstlern und Männern der Wissenschaft
sieht man dann die Bildhauer Cauer von Berwald und Kopf, sehr gut, von ihm selber, ebenso des Wieners
Otto König humoristischen Kopf, von Malern I. P. Laurens von Rodin und Schindler in Wien von
Hellmer, Pettenkofer von Jordan, Prof. Pfannschmidt von dessen Bruder, Thiersch in Leipzig von
Seffner dort, Dölliuger von Zumbusch in München. Sehr interessant ist auch die Büste des Kolumbus
von Vito Pardo in Madrid, wo der große Entdecker zwar fein und willenskräftig genug, aber doch etwas
wie ein alter Wucherer ausschaut. Man sieht, unsre berühmten Männer werden wenigstens nicht vergessen und
Zur Vliileuxrik. von j). Joris.
Iahresausstellung 18YZ der Rünstlergenoffenschaft zu München.
unleugbar gewährt ihr Studium besonderen Genuß in unfern Sälen, selbst wenn man so schöne Köpfe wie
den des Adlerjügers Dorn von Donndorf fr. darüber übersähe oder die köstlichen Büsten, die Cifariello, Engel-
mann in München, König und Lang ebenda, Ringel d'Jllzach in sechs prächtigen Medaillons und Zadow in
Berlin gebracht.
Wir kommen nun zu den Idealfiguren, die in Anbetracht der überwiegend realistischen Tendenzen der
heutigen Skulptur allerdings oft bizarr, aber gewiß nie so langweilig ausgefallen sind als früher, besonders
die jetzt meist viel geistvoller gedachten Personifikationen. Recht gut ist z. B. „die französische Kunst" von
Des Enfans in Brüssel charakterisiert, als eine auffallend hübsche, große, sehr elastische und leidlich kokette
Dame voll Selbstgefälligkeit. Auch die Eva — ein aus guten Gründen neuerdings sehr beliebter Vorwurf —
desselben Künstlers ist zu loben, ebenso die Grabfigur der „Erinnerung" vom Belgier Dil lens. Überaus
komisch ist dann die sehr selbstbewußt auftretende Bronzefigur eines stolz in seinen Mantel gehüllten Quinten
— civis romanns suiri — unter dessen majestätischen Falten aber eine wohl gestohlene Ente hervorguckt, von
Bisi in Mailand. Armb ruster in Dresden gab endlich einen sterbenden Jüngling — stark antikisierend —,
wie deren noch verschiedene herumlungern und die Teilnahme der Backfische in Anspruch nehmen. So z. B- ein
ZS5
Mailand, der Prinz Balduin von Flandern durch Kerkhove und der kleine König Alfons von Spanien —
ein recht hübscher Junge — von Querol. Von Dichtern findet man ganz köstlich Hermann Allmers von
Magnussen, Paul Heyse als fein studiertes Medaillon von Kurz, Ibsens prächtige Büste von Hellmer in
Wien, ebenso Ferd. Bonn von Brenner dort, Herrn. Lingg? von König in München, köstliche Statuetten
der Tondichter Mozart und Beethoven von Weigl in Wien. Von Künstlern und Männern der Wissenschaft
sieht man dann die Bildhauer Cauer von Berwald und Kopf, sehr gut, von ihm selber, ebenso des Wieners
Otto König humoristischen Kopf, von Malern I. P. Laurens von Rodin und Schindler in Wien von
Hellmer, Pettenkofer von Jordan, Prof. Pfannschmidt von dessen Bruder, Thiersch in Leipzig von
Seffner dort, Dölliuger von Zumbusch in München. Sehr interessant ist auch die Büste des Kolumbus
von Vito Pardo in Madrid, wo der große Entdecker zwar fein und willenskräftig genug, aber doch etwas
wie ein alter Wucherer ausschaut. Man sieht, unsre berühmten Männer werden wenigstens nicht vergessen und
Zur Vliileuxrik. von j). Joris.
Iahresausstellung 18YZ der Rünstlergenoffenschaft zu München.
unleugbar gewährt ihr Studium besonderen Genuß in unfern Sälen, selbst wenn man so schöne Köpfe wie
den des Adlerjügers Dorn von Donndorf fr. darüber übersähe oder die köstlichen Büsten, die Cifariello, Engel-
mann in München, König und Lang ebenda, Ringel d'Jllzach in sechs prächtigen Medaillons und Zadow in
Berlin gebracht.
Wir kommen nun zu den Idealfiguren, die in Anbetracht der überwiegend realistischen Tendenzen der
heutigen Skulptur allerdings oft bizarr, aber gewiß nie so langweilig ausgefallen sind als früher, besonders
die jetzt meist viel geistvoller gedachten Personifikationen. Recht gut ist z. B. „die französische Kunst" von
Des Enfans in Brüssel charakterisiert, als eine auffallend hübsche, große, sehr elastische und leidlich kokette
Dame voll Selbstgefälligkeit. Auch die Eva — ein aus guten Gründen neuerdings sehr beliebter Vorwurf —
desselben Künstlers ist zu loben, ebenso die Grabfigur der „Erinnerung" vom Belgier Dil lens. Überaus
komisch ist dann die sehr selbstbewußt auftretende Bronzefigur eines stolz in seinen Mantel gehüllten Quinten
— civis romanns suiri — unter dessen majestätischen Falten aber eine wohl gestohlene Ente hervorguckt, von
Bisi in Mailand. Armb ruster in Dresden gab endlich einen sterbenden Jüngling — stark antikisierend —,
wie deren noch verschiedene herumlungern und die Teilnahme der Backfische in Anspruch nehmen. So z. B- ein