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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0458

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Denkmäler. — Preisausschreiben. — Ausstellungen und Sammlungen.

Z64

Denkmäler.

V. r. Genf. Am 30. Juli d. I. wurde im Beisein des
Präsidenten der Eidgenossenschaft und vieler Abgeordneter das
Denkmal des verstorbenen Erbauers des Gotthardtunnels,
Louis Favre, in CHLne-Bourg, dessen Heimatsorl, enthüllt,
zu welchem der sranzösische Bildhauer Lambert, Besitzer des
Schlosses Ferney, die Modelle der überlebensgroßen Statue
und der beiden Reliefs des Piedestals unemgeltlich gefertigt hat.
— Die in Bronze gegossene Porträtbüste des bekannten Kompo-
nisten Lv dwig Abraham Niedermeher, ein Geschenk seines
in Paris lebenden Sohnes, wurde in Nyon am Genfer Sec,
dem Geburtsort Niedermeyers, am 9. Juli d. I. aufgestellt.

— Frankfurt a. M. Der Bildhauer Friedrich
Hausmann in Frankfurt a. M. hat unter 42 Bewerbern
bei der Konkurrenz um das Denkmal, welches Darmstadt dem
verstorbenen Oberbürgermeister Ohly zu errichten beabsichtigt,
den ersten Preis davongetragen; gleichzeitig erhielt er die Aus-
führung des Denkmals. Der Künstler ist an Stelle des pensionierten
Professors Kempert als Leiter der Bildhauerschule an dem Städel-
schen Institut endgültig angestellt worden.

n. Ruhrort am Rhein. Der Berliner Bildhauer Pro-
fessor Gustav Eberlein, Schöpfer des Mannheimer Kaiser
Wilhelm I. Denkmals, ist nunmehr auch mit Modellanfertigung
und Ausführung eines hier zu errichtenden Kaiser-Denkmales
betraut worden, wofür ein Kostenaufwand von 130 000 Mk. und
als Tag der Enthüllung der 27. Januar 1896 in Aussicht ge-
nommen worden ist.

,t. Bremen. Das von Bildhauer R. Bärwald in Berlin
modllierte und in Erz ausgesührte Reiterstandbild Kaiser
Wiehelm 1. wird auf dem Platze der alten Börse vor unserm
Ratlhause am 18. Oktober mit entsprechender Feierlichkeit enthüllt
werden.

— Heilbronn. Die Stadt Heilbronn wird als neue
Zierde zwei Kaiser-Denkmäler erhalten, welche im September
d. I. enthüllt werden sollen. Das Kaiser Wilhelm-Denkmal
wird von der Firma Eisenlohr L Weigle, das Kaiser Friedrich-
Denkmal von dem Bildhauer Stock mann in Karlsruhe aus-
gesührt. i^3Sf

Preisausschreiben.

— Stuttgart. Eine Aufforderung zur Beteiligung an
einem neuen Preisausschreiben für das m Stuttgart geplante
Kaiser Wilhelm-Denkmal ist an eine ausgewählte Anzahl deutscher
und österreichischer Bildhauer versandt worden. Für das Denk-
mal stehen 150 000 M. zur Verfügung, es soll aus einem Reiter-
standbild in Bronze bestehen, die Preise werden aus der Privat-
kasse des Königs bestritten. Als Preisrichter fungieren Prof.
S. Eberle (München), E. Hundrieser (Charlottenburg),
I. Kopf (Rom) und Architekt Eisenlohr in Stuttgart.
Vorsitzender des Komitees ist Kommerzienrat Siegle in Stutt-
gart, an den die Entwürfe bis zum 1. Ilpril 1894 einzusenden
sind. l2i»ii

6. Berlin. Stipendien bei der Akademie. Für
das Jahr 1894 werden bei der Akademie folgende Stipendien
zur Ausschreibung gelangen: 1. zwei des „Großen akademischen
Staatspreises" in der Höhe von je 3300 M. einschließlich 300 M.
Reisekostenentschädigung zu einer einjährigen Studienreise nach
Italien für Bildhauer und Architekten; 2. das Stipendium der
lir. Paul Schultze-Stistung in der Höhe von 3000 M. zu einer
einjährigen Studienreise nach Italien für Bildhauer, welche dem
Studium der Bildhauerkunst an der hiesigen Akademie noch ob-
liegen; 3. die beiden Stipendien der Michael Beerschen Stiftungen
im Betrage von je 2250 M. zu einer einjährigen Studienreise
nach Italien mit der Verpflichtung eine? achtmonatlichen Aufent-
halts in Rom für Maler mosaischer Konfession und für Kupfer-
stecher ohne Znterschied des religiösen Bekenntnisses; endlich
4. das Reisestipendium der Karl Blechenschen Stiftung für Land-
schaftsmaler. — Über die näheren Bedingungen der Zulassung
zu den einzelnen Wettbewerben werden wir seinerzeit weiteres
berichten. 12-48;

Ausstellungen und Sammlungen.

— München. Da die Wahl der Preisjury für die
Jahresausstellung 1893 der Künstlergenossenschaft zu München
ein Resultat nicht ergeben hat, ist das Preisrichteramt der
Aufnahmejury übertragen worden. 12333;

— Berlin. Für die Lotterie der Großen Berliner
Kunstausstellung hat die Kommission auch die kleineren
Gewinne ausgewähtt. Es sind als solche folgende Werke be-
stimmt: 29 Radierungen „Lug ins Land" und 2 Radierungen
„Schillerplatz" von B. Mannfeld, 5 Radierungen von I. Krostc-
witz (mit Rahmen), 15 Radierungen der „heiligen Cäcilie" von
G. Eiters, 10 Prachtwerke „Rattenfänger" und „Wilde Jäger",
9 landschaftliche Radierungen und 4 Radierungen „Schloß Grune-
wald" von H. Kohnert, 5 Exemplare „Unser Heer" von Carl
Röchling, 2 Kupferstiche „Kronprinzessin Victoria" und 10 Kupfer-
stiche der „Infantin Margareta" nach Velasguez von Hans
Meyer, 21 Doppelhefte Radierungen des Vereins sür Original-
Radierung, 30 Leinwandmappen mit Photographien von Aus-
stellungsbildern, 10 Radierungen „Kaiserhof zu Nürnberg" von
Ludwig Kühn, 1 sünfbändiges Werk „Geschichte der deutschen
Kunst", 1 Radierung nach Defreggers „Letztes Aufgebot", 3 Ra-
dierungen nach Lcheurenbergs „Zum Tisch des Herrn", 3 Ra-
dierungen „Kaiser Wilhelm 1." und 9 Lichtdrucke der Vereinigung
der Kunstfreunde „Skizzen Kaiser Wilhelms II." von Max Koner
(mit Rahmen). .. I2S3Ss

?. 8. Baden-Baden. Ähnlich wie im vergangenen
Jahre ist in den Räumen des Konversationshauses eine Kunst-
ausstellung arrangiert worden, deren Gejamteindruck im all-
gemeinen ein bedeutend besserer ist, als der in gleichen Ver-
anstaltungen in Kunstvereinen w., und die den Vorzug hat, neben
manchen ausstellungsmüden Krebsen, einesteils etliche ganz neue
Werke zu zeigen, andernteils einige ältere Bilder bester Namen
zu bringen, die uns heute doppelt interessant erscheinen. Da
sind z. B., um mit den fast durchweg recht gut vertretenen
Karlsruhern zu beginnen, die der Ausstellung eine gewisse solide
breite Basis sichern, zwei ältere Schönleber und Baisch, aus
dem Anfang der achtziger Jahre, deren elfterer in seiner gold-
braunen Grundstimmung, die an die Meister Hollvuds gemahnt,
den weiten Schritt bis zu seinen heutigen, luftverklärten Werken
zeigt. Aber besonders mit neueren Bildern ist Karlsruhe gut
vertreten, so vier ganz ausgezeichnete von Grethe; eine Strand-
szene mit Fischern und der Matrose auf der Wache, beide
brillant gemalt; dann ein Pastell, ein Durchblick durch eine
Hamburger Straße, von Dachhöye aus gesehen, das ein Meister-
stück moderner Farbenempfindung ist. Ferner die Karlsruher
Kampmann, Kallmorgen, Hoch, Wielandt. Ein „Abend in
Venedig" von Hellwag, eben erst entstanden, fällt auf; die so
oft gemalte Salute, aber in seltsam glühender Sonnenstimmung
deren Farbensymphonie durch eine eigene, ein wenig an die
nordischen Maler gemahnende Brille gesehen zu sein scheint.
Auch v. Volkmann bringt u. a. diesmal ein italienisches Motiv
aus Rapallo, dessen srühlingsfrohe Stimmung einen ganz eigenen
Zauber ausübt. Von Figurenmalern war nur Claus Meyer
zu finden; Blumen von Sophie Ley, deren Erntestillleben vor
einer äußerst frischen, sehr fein gesehenen Stimmungslandschaft
steht, ferner noch von Frau Kallmorgen und von Weech. Zwei
im Katalog stehende Aquarelle von Franz Hein waren nicht zu
finden, hoffen wir, daß sie ein Käufer mitgenommen, ähnlich
geht es übrigens noch mit andern Karlsruher Namen, die der
Katalog ausweist. — Die Arbeiten auswärtiger Künstler sind
bedeutend ungleicher im Wert. Einige ganz ausgezeichnete Sachen;
daneben aber die Legion der „verkäuflichen", jene entsetzliche
Sorte von Bildern, die auch keine Spur von Persönlichkeit zeigen,
sauber gemalt sind und irgend eine „Idee" in sich tragen, die
mit Kunst ganz und gar nichts zu thun hat und gewöhnlich in
einem Dackel, einer Wiege oder einem Brief besteht; dabei hängt
ihnen meist ein blauer Zettel mit „Verkauft" an. Ich will keine
Namen nennen; man kennt sie schon. Auch die Galerie schöner
Frauenköpfe fehlt nicht; Blaas und Sichel ftihren den Reigen
und leider, leider reicht ihnen ein Meister wie Gabriel Max
manchmal dazu die Hand, obgleich er doch in seinen zwei neuesten
Affenbildern gezeigt hat, daß es noch lange nicht bergab mit
ihm geht. — Auch unter den Landschaftern giebt es Malsabrik-
besitzer, die noch dazu oft ganz gute Ware führen. Allerdings
immer Ware und keine Kunstwerke. Aber cs giebt auch schlechte
Ware. —- Perlen der Ausstellung sind zwei Uh de. Das eine,
aus jünster Zeit, ist eine Studie nach feinem Töchterchen, das
mit einem Bilderbuch in der Nähe des Fensters sitzt. Also ein
ganz einfacher Vorwurf; aber die Art und Weise, wie das
gegeben ist, diese anspruchslose schlichte Wiedergabe der Natur,
so auf alles technische Raffinement verzichtet, die Feinheit des
Gesamttons läßt es aus allen Bildern seiner Umgebung hervor-
leuchten, daß man unwillkürlich beim Betreten des Saales da-
von angezogen wird. Besonders interessant ist auch das andere,
 
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