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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0459

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Ausstellungen und Sammlungen.

weil es vor mehr als 10 Jahren entstanden ist. Besitzt es
noch nicht dieWeichheit, den harmonischen Klang, sondern ist es
viel härter und kälter, so zeigt es doch, wie unbeirrt damals
schon Uhde seinen Weg sand und seiner Zeit vorauSgrisf. Wohl-
thuend berühren noch ein kleines Aquarell von Herkomer, ein
holländisches Interieur von Guüden, ein kleines Meisterstückchen
der Wisinger-Florian, ein Aquarell von Rocholl, ein allerliebster
Spitzweg. Dann noch einige gute Italiener und Spanier. Bon
Bokelmann ist ein Klrcheninteneur da, das man am liebsten auf
die Echtheit der Unterschrift untersuchen lassen möchte; ein Studien-
kopf von Fenner-Behmer scheint recht gut zu sein, doch hat ihn
die Hänge-Kommission irdpchen Bücken entrückt. Ähnlich geht
es einer Landschaft von Lang, die m tiefer Finsternis zwischen
zwei Portieren ruht und dort etwas vom Thomafchen Geiste zu
atmen schien; doch es kann auch Täuschung sein, bei Nacht
sind ja alle Katzen grau. — Der Grogheczog von Baden
steuerte auch etwas zur Ausstellung bei, indem er ihr sein
Porträt von Schurth und die Büste der Kaiserin Augusta von
Moest in Karlsruhe überließ. 12312;

— München. In der Ausstellung im k. Glaspalast in
München wurde seitens S. k. Hoh. des Pnnz-Regenten noch das
Gemälde „Veilchen" von Elara Zschille angekaust. Bon Privaten
wurden Gemälde von Edward (Z. Eomptvn, Dall' Oca Bianca,
Tischler, Fabbi, Fontana, Grauer y Arrufi, C. Le Roux,
H. Mühlig, F. Pacher, C. Raupst, M. Roebbecke, P. Salinas,
L. Schulderer, Sindici und Wywiorski erworben. 1234s,

Vrrnnsrytrs.

UkU. Man kann es unsren Kunsthändlern nicht übelnehmen,
daß sie sich in erster Linie für den Handel und in zweiter für
die Kunst interessieren, aber manche verkennen vollständig den
augenscheinlichen geschäftlichen Wert einer Ausstellung nach künst-
lerischen Grundsätzen. Es sind in neuester Zeit vereinzelte prak-
tische Anregungen zu einer derartigen Ausstellungsweije aufge-
taucht, aber wie wenig sind dieselben, trotz der Begeisterung, sie
sie erregten, durch Nachahmung seitens der Kunsthändler wie der
Künstler anerkannt worden. AIS kürzlich ein junger Künstler,
angeregt durch die wundervolle Anordnung der Lenbach-Kabinette
aus der letzten Münchener internationalen Ausstellung, seine
Werke in ähnlicher Weise, unter Zuhülsenahme entsprechenden
dekorativen Beiwerks, dem Publikum in angemessener räumlicher
Trennung und mit künstlerischem Geschmacke vor Augen führen
wollte, hatte der Besitzer der Ausstellung, obgleich ihm keinerlei
Kosten aus der Veranstaltung erwachsen sollten, gegenüber solcher
Respektlosigkeit vor dem herkömmlichen Schlendrian nur ein kühles:
dioli turbare circulos meos! und schob damit einem dankeswerten
Bestreben zur Förderung des Kunstgenusses einen Riegel vor.
Unter andecm wurde als Gegengrund angeführt: dann würden
andre kommen und ihre Biioer ebenfalls in dieser Weise aus-
stellen wollen — als ob nicht gerade das der beste Erfolg der
Sache gewesen wäre und als ob nicht das Publikum eine Aus-
stellung, welche einen höheren Genuß böte, auch zahlreicher be-
suchen würde! Ist es denn für einen Kunsthändler so schwer,
neben dem Laden für Alles wenigstens einen der kleineren Räume
für die Ansorderupgen der Kunst zu reservieren. 12347s

r. Mannheim. Es mutz als ein Vorzug der Kunstvereine
angesehen werden, daß ihre Ausstellungen gegenüber anderen der
Besichtigung von Gemälden dienenden Lokalen, der Tummelplatz
der aufstrebenden Jugend sind und dadurch oft ungleich reizvoller
als jene werden. So erfreute sich der hiesige Kunslverein
der Ausstellung von zweiunüzwanzig Arbeiten, meist große
Aquarelle eines jungen, bisher noch ganz unbekannten Mannes,
H. Baumeister aus Karlsruhe, der jedoch seine Studien als
Maler in Düsseldorf machte, nachdem er vorher Architektur studiert
hatte. Seine Arbeiten, Reijestudien aus Venedig, Verona und
Südtirol, wie er sie nennt, bekunden ein so hervorragendes Talent,
daß von deren Erwähnung in diesen Blättern kaum Umgang ge-
nommen werden dürfte; sie sind in glücklicher und geschmackvoller
Auswahl landschaftliche und architektonische Bilder aus genannten
Gegenden, deren Leuchtkraft der Farbe durch die einfachsten Mittel
der Aquarelltechnil erreicht ist, ohne daß hierbei von dem sonst
viel mißbrauchten Mittel der Deckfarbe mehr als der allerdis-
kreteste Gebrauch gemacht oder die Schärfe der Zeichnung dadurch
im geringsten benachteiligt worden wäre. Die lugendliche Frische
und Unmittelbarkeit der Anschauung, wie die Leichtigkeit und
Sicherheit, mit der hier die schwierigsten perspektivischen Probleme
gelöst und mit einer schönen koloristischen Wirkung in Einklang
gebracht sind, berühren auf das Angenehmste und berechtigen zu

Vermischtes. — Vom Aunstmarkt. 365

der Hoffnung, von dem jungen Künstler noch viel Gutes erwarten
zu dürfen.

— München. Prämiierung in der Akademie
der bildenden Künste. Die große silberne Medaille erhielten:
in der Bitdhauerschule Ruemann: Hugo Kaufmann für seine
Porträtbüste, Streng für seine Figur „Phrhne", Netzer für seinen
Denkmaisentwurf; in der Bildhauerschule Eberle: Dittler für
seine Figur „Phrhne", Düll für seine Gruppe „Geschwister",
Pezold für seine „Madonna", Taschner für seine Figur „Gürten-
der Krieger" und Meisen für seine Figur „Frierender Knabe".
Die kleine silberne Medaille erhielten: in der Kupferstecherschule
Lopienskh für seine Stiche, Riß für seine Radierungen; in der
Komponierschule Diez: Anetsberger und Ruders für Original-
radierungen, Correggio für sein Gemälde „Wintervergnügen";
in der Komponierjchule Wagner: Lbedeano für sein Reiterporträt;
in der Bildhaueftchule Ruemann: Harting und Gliecensiein für
Porlrälbllsten, Hentschel für seine Figur „Josef"; in der Bild-
hauerschule Eberle: Wilhelm für seine Figur „Schlafender Hirt".

* Dresden. Die Freiherr v. Bielsche Freskostiftung wird
in diesem Jahre von der Dresdener Kunstakademie verwaltet.
Kunstfreunde, welche im Königreiche Sachsen oder in den thüring-
schen Herzogtümern oder in dem Herzogtums Anhalt oder Braun-
schweig oder endlich in den Fürstentümern Reuß ein Haus be-
sitzen, worin sie einen Raum durch Freskomalereien heben möchten,
haben sich bis zum 1. Juli d. I. bei der kgl. Kunstakademie in
Dresden schriftlich zu melden und ihr zugleich mitzuteilen, was
sie dargestellt zu haben wünschen, wieviel Geld sie bei größerer
Ausdehnung ver Arbeit beizusteuern bereit sind (die Stiftung
gewährt 30v0 M.). Die Kosten für die Vorbereitung der Wand-
släche, Herstellung der Gerüste und Beschaffung der nötigen Ge-
räte hat der Besitzer des zu schmückenden Gebäudes zu tragen.
Größe und Gestalt, Lage des Raumes und der Wandfläche sind
durch Einsendung eines möglichst genauer Grund- und Aufrisses
nachzuweijen. Ü^ls

v. Ick. Neue Erfindungen. Endlich eine Verbesserung
der im Grunde sehr unpraktischen Handstützen für Maler. Wir
verdanken sie Herrn Ferdinand Pacher in München (Patent
Skr. 61454). Der Erfinder weist zunächst auf die Unbequemlich-
keit hin, daß der Maler den Malstock stets mit der einen Hand
halten muß, diese also nicht frei hat. Sodann beschreibt er seine
Handstütze, welche den Malstock ersetzen soll. Auf dem Rahmen
sind linis und rechts verschiebbare Winkel angeordnet, deren
untere Schenkel durch ein Gummiband verbunden sind. Dadurch
erhalten die Winkel eine feste und doch verschiebbare Verbindung
unter sich und mit dem Rahmen. Mit den oberen Schenkeln
dieser Winkel ist nun durch Gelenke eine teleskopartig auseinander-
ziehbare Unterstützuugsstange verbunden, die wagrecht und senk-
recht gedacht werden kann. Will man die Vorrichtung verwenden,
so setzt man die Winkel in zwei gegenüberliegende Seiten des
Malrahmens ein und verschiebt sie beliebig. Dabei schieben sich
die beiöen Teile der Unterstützungsstange auseinander oder zu-
sammen und bieten der Hand beim Malen eine sichere Stütze.
Die linke Hand bleibt also frei, da sie die Stütze nicht zu halten
hat. — Laut Patent 63667 ist Ernst Websky in Tannhausen
der Erfinder eines Verfahrens zur Herstellung abwaschbarer Gips-
abgüsse. Er übergießt dieselben mit trocknenden Ölen, erwärmt
sie und läßt sie 10 bis 12 Stunden in der Temperatur. Nach
Reinigung der Gegenstände, setzt er sie der Einwirkung der Lust
aus, welche das Oel in eine durchscheinende Masse verwandelt.
Das Verfahren macht die Gipsabgüsse bis zu einer gewissen
Tiefe durchscheinend und verleiht ihnen angeblich einen schönen
warmen Ton. Der Geruch des Öls verschwindet nach kurzer Zeit.

tt. Mühlhausen im Elsaß. Unser die Jahreszahl 1552
tragendes im deutschen Renaissancestile errichtetes Rathaus wird
durch Professor F. Wagner in München seine ursprünglichen
Fassadenmalereien wieder erhalten, wobei die vor 25 Jahren
von Braun in Dörnach hergestellten photographischen Aufnahmen
der damals noch wohlerhalteneren Malereien als Grundlage
dienen. - l23lo;

Vom Kunstmarkk.

^München. Die Sammlung des Fürsten Camille Rohan,
Werke Münchener Künstler aus der Aera Ludwigs I. umfassend, ge-
langt hier durch die E. A. Fl eis chm annj che Hofkunsthandlung
zur Versteigerung. Ein Katalog ist für Interessenten erschienen.

^ Antwerpen. Ende dieses Jahres sollen in Antwerpen
die Fresken, mit denen Heinrich Leys seinen Speisesaal aus-
gestattet hatte, sowie seine Gemäldegalerie, alte Meister ent-
haltend, zur Versteigerung gelangen. t233ss
 
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