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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0019

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Nr. s

4- Die Aun st-Halle

fakturen Schwedens, Dänemarks, Hollands, von Galls in
Nancy und Tiffany in New-Hork, patinirte Bronzen des
französischen Meisters Bouval und von Skoerensen. Da
nun einmal das Ausland in diesem Salon das Wort staben
soll, hat man eine Reihe englisch-schottischer Malereien in
den Mittelpunkt der Bilderräume gestellt. — Der Salon
Fritz Gurlitt hat in diesen Tagen seine erste Herbst-
ausstellung mit einer reichen und künstlerisch bedeut-
samen Auswahl von Gemälderr fremder und hiesiger Meister
eröffnet; u. A. ist Max Klinger mit zwei neuen Ra-
dirungen vertreten. Tine Würdigung dieser Ausstellung
folgt im nächsten Hefte. — Die erste Ausstellung von Bruno
und Ha ul Tasfirer wird zunächst den Nachlaß des ver-
storbenen italienischen Malers Giovanni Segantini um-
fassen. Segantini hat nicht viel hinterlassen. Die Frag-
mente befinden sich in der italienischen Abtheilung der
Kunstausstellung in Haris: Zeichnungen und Oelstudien
aus seiner früheren Zeit und einige große Bilder seiner
letzten, an Millet erinnernden Heriode. Neben Segantini
wird in der Tröffnungsausstellung der Hariser Impressionist
G. d'Tspagnat mit etwa zwanzig Werken vertreten sein.
* Berlin. Ls ist eine erfreuliche Erscheinung heute,
daß die künstlerischen Kräfte immer mehr zur Ausschmückung
derjenigen Räume, in welchen der . Bürger Erholung „nach
des Tages Last und Mühen" sucht, herangezogen werden.
Die „Gesellschaft rheinischer Winzerstuben" eröffnet dem-
nächst ein Wein-Lokal in der Friedrichstraße 96, das nach
Entwürfen des Architekten Gtto Lies heim von der Firma
Max Schulz äc Lo. eingerichtet und als eine künstlerische
Sehenswürdigkeit zu bezeichnen ist. Architektur, Malerei
und Hlastik wurden dazu berufen, den Besuchern in einem
Hauptraum und zwei Nebenräumen pittoreske Bilder aus
der Rhein- und der Moselgegend vor die Augen zu führen.
Jener Hauxtraum, als Klosterruine mit angebauter Veranda,
durch deren Säulen man in die offene Landschaft hinausschaut,
angelegt, hat 5 Rhein- und Moselbilder von Max Fritz
und dazu eine Statue der Loreley von H erm. Hausmann
erhalten. Max Fritz hat hier wirklich einschmeichelnde land-
schaftliche Motive gefunden, die er auch koloristisch mit
glücklicher Hand zu beleben mußte. Der zweite Raum
nennt sich die Försterstube, die recht behaglich ausgestattet
ist. Den dritten Raum aus der Gegenseite hat Max Fritz
nach eigenen Entwürfen als alten prächtigen Klosterkeller
stimmungsvoll eingerichtet. Hier erhielt die landschaftliche
Ausschmückung eine erwünschte Abwechselung durch zwei
figürliche Wandbilder, deren Ausführung Heinrich Wilke
recht wirkungsvoll gelang.
* Dresden. Für die im Jahre stattfindende
internationale Kunstausstellung ist eine Anzahl aus
Italien stammender Kunstwerke (Bilder und Skulpturen)
gewonnen worden, welche sich gegenwärtig auf der Welt-
ausstellung in Haris befinden, von dort unmittelbar nach
Dresden befördert werden sollen.
* Hannover. Unsere Stadt wird voraussichtlich bald
in der Lage sein, eine anscheinend werthvolle Gemälde-
sammlung zu erwerben. Der Bankier Menke in Antwerpen,
ein geborener Hannoveraner, hat seine im Laufe einer langen
Reihe von Jahren erworbene Sammlung älterer nieder-
ländischer Gemälde seiner Vaterstadt unter der Bedingung
angeboten, daß diese ihm 20 — 25 Jahre hindurch eine
jährliche Rente von ;o-)5ooo Mk. zahle. Die städtische
Finanzkommission hat nun, nach der „Voss. Ztg.", in ihrer
letzten Sitzung beschlossen, zunächst den Werth der Samm-
lung — der aus das Doppelte des von der Stadt geforderten
Hreises geschätzt worden sein soll — untersuchen zu lassen.
Zu diesem Zwecke wird Ende dieser Woche eine Kommission,
die aus unserem Stadtdirektor (Oberbürgermeister) Tramm,
dem Direktor des hiesigen Kestner - Museums Dr. Schuch-
Hardt, einem Senator, zwei Bürgervorstehern Stadtver-
ordneten) und dem Direktor des Kasseler Museums zu-
sammengesetzt ist, nach Antwerpen reisen. Da der Bestand
an guten älteren Gemälden in Hannovers Museen nur
gering ist, dürsten unsere Stadtväter, falls der Bericht der
Prüfungskommission günstig ausfallen sollte, wohl nicht
zögern, das Angebot anzunehmen.
* Elberfeld. Die städtischen Behörden haben un-
längst den Bau einer Handwerker- und Kunstgewerbe-


schule beschlossen und dafür 880000 Mk. Baukosten in
Aussicht genommen.
* Düsseldorf. Die Stadtverordneten haben 7 t )50 Mk.
als Mehrkosten für die vornehmere Ausgestaltung des
Ausstellungsxalastes bewilligt. Der Bau muß t°>02
vollendet sein und wird nach dem Entwürfe des Düssel-
dorfer Architekten A. Bender ansgesührt werden.
* München. Die diesjährige Kunstausstellung
im Kgl. Glaspalast erfreute sich bisher unausgesetzt eines
sehr regen Besuches; vom September ab hat man er-
mäßigte Saisonkarten ausgegeben. Schluß: 5). Oktober.
* München. Aus dem Bayerischen Kunstetat.
Für die Jahre tyoo und )9O) sind der Regierung im
Ganzen für Kunst und Kunstanstalten Zt08t6Z Mk. be-
willigt worden, die zum größten Theile der Hauptstadt zu
Gute kommen. Gegen die früheren Jahre wird demnach
jährlich die Summe von einigen sooooo Mk. mehr auf-
gewendet; besonders weisen die budgetmäßigen Be-
willigungen sür Kunstsammlungen und zur Erhaltung von
Kunstalterthümern eine wesentliche Erhöhung auf. Hervor-
zuheben find hierbei folgende Positionen: für den Ankauf
von Gemälden älterer Meister sind als gesonderte Position
zo ooo Mk. auf das Jahr neu bewilligt. Jur Erwerbung
von antiken Skulpturen behufs Ergänzung der Bestände
der Glyptothek werden ;oooo Mk. verwendet. Der Fonds
zuin Ankauf von Kupferstichen und Handzeichnungen wurde
von 8500 auf 20000 Mk. für das Jahr erhöht. Zur Er-
haltung kirchlicher und anderer Kunst- und Geschichts-
denkmale des Landes wurden für das Jahr t-t200 Mk.
bewilligt. Im Finanzgesetz sind noch vorgesehen: 3H2 857
Mark als Entschädigung der König!. Livilliste für Ucbcr-
lassung des alten Nationalmuseums an den Staat und
t35 000 Mk. für Instandsetzung dieses Gebäudes. Für
Bauten am Hof- und Nationaltheater sind t8 5oo Mk.
vorgesehen, weitere bedeutende Summen wurden noch
bewilligt zur Erweiterung der Kunstgewerbeschule München
und für das neue bayerische Nationalmuseum in der prinz-
Regenten-Straße; dann für Bauvornahmcn bei der Pina-
kothek und für die Instandsetzungsarbeiten bei der Ge-
mäldegallerie Schleißheim bei München.
* Brüssel. In der belgischen Hauptstadt und in
Löwen begingen die Kunstakademien dieser Tage ihre
Zentenarseier. Retrospektive Ausstellungen von Werken
der Lehrer und Schüler siud hier wie dort veranstaltet.
Zunächst wurde die in Löwen feierlichst eröffnet. Sie um-
faßt ca. 200 Nummern, vertreten find u. A. Gemälde
von verhaeghen, dein Hofmaler Maria Theresias, Bilder
von Mathien, Porträts voir vanderhulst, dem niederlän-
dischen Hofmaler, von vanderhaert, dein besten Zeichner
seiner Zeit (t«25 — )8H8), Mitbegründer der Löwener
Akademie, Maswiens, van der Lycken, Michel vermeylen.
Die ältere Bildhauerei ist durch Euypers, Has, van Ter-
schodt, Albeloos, de Fierlandt vertreten.
* Brüssels Der „Salon" wurde dieses Mal im
Palast des entfernten Parkes Linquantenaire eröffnet,
von heimischen Kräften stellten Emile wauters, Elaus,
verheyden, Karl Jacoby, wagemans („Der umstrittene
Fischzug"), A. Levsque „Die Thore zur Hölle", u. a. Maler,
ferner die Bildhauer L. Meunier, van der Etappen,
Lharlier und der junge, durch den Pariser Orunci Ickix
kürzlich ausgezeichnete Genter van Biesbroek aus. Das
Ausland ist durch Stuck, Koner, den Schotten Lavery und
andere namhafte künstlerische Vertreter verschiedener
Nationen beschickt worden.
* Mailand. Jin Museum Poldi-Pozzoli wurde
mährend der allgemeinen Besuchszeit ein kleines alt-
holländisches Bildniß von I. Torenvliet gestohlen.
* Athen. Die griechische Archäologische Gesellschaft
beabsichtigt eine vollständige Restauration des Lrechtheions
auf der Akropolis. Erleichtert wird diese Aufgabe dadurch,
daß fämmtliches ursprüngliches Baumaterial in erhalten
gebliebenen Bruchstücken zur Stelle ist. Jin November
wird Professor vr. Dörpfeld seine lange erwarteten Aus-
grabungen auf der Insel Lenkas, die er für das
homerische Ithaka hält, beginnen. In Milet und Alexandria
werden die Archäologen Wiegand und Alfr. Schiff neue
Ausgrabungen, auf Veranlassung des Deutschen archäolo-
gischen Instituts, demnächst leiten.
 
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