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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 7
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Roderich, Paul: Aus dem Düsseldorfer Kunstleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0121

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Nr. 7

L- Die Aunft-^alls -b

Bilder sind thatsächlich wieder einmal die originellsten.
R. L chuster-woldan sandte sein kurioses (Npriocio
..Oäi vrotaunn, vnlpn.8 et. oreeo", das in Berlin
wohl schon bekannt ist, hier ein gewisses unangenehmes
Lrstaunen erregt. Man liebt solche Künstlerscherze
nicht und lateinische Unterschriften schon gar nicht.
Maii hat so den leisen Verdacht, als ob der Maler
sich über das p. t. Publikum lustig machen wollte,
und das braucht man sich doch nicht gefallen zu
lassen. Auch des Franzosen Gaston Latouebe (Paris)
koloristisch sehr starkes kleines Bild „Pnfantinen"
findet keinen großen Beifall. Ls ist wieder zu bunt,
als ob eben mir der Düsseldorfer Nebel malens-
werth wäre. Pans Permaun-Berlin gefällt schon
eher, man kennt die holländischen Motive und ver-
wechselt deii Künstler auch wohl in harmloser Meise
mit dem Düsseldorfer peinrich Permanns, der früher
ähnliche Ltoffe genialt hat.
Lr und Pern berg sind von den Linheimischen
wohl wieder die stärksten. Namentlich Pernberg hat
in seinen Bildern einen großen Lchritt vorwärts
getban. Ohne Mi Mast und Farbigkeit einzubüßen,
ist er feiner in der Gesammtwirkung geworden.
Leine ,,Lonnige Landstraße" ist von hervorragender
Lchönheit oder Wirkung. Daß die Ltraße in Folge
einer eigenthümlichen Färbung innerhalb des blauen
Gesammtschattens etwas gewellt erscheint, ist ein
kleiner Mangel, der vielleicht unter andereren
Beleuchtungsverhällnissen verschwindet. Auch die
anderen Bilder ,,Gktobertag", ,,waldinneres" rc.
und von großer Feinheit und Kraft. Das Figuren-
bild ist schwach vertreten. Philippi malt mit viel Be-
bagen und einer eigentlich höchst unmodernen, aber
zur Veränderung doch sehr wohltbuenden Ausfübrlich-
keit seine alten 'Kaffeeschwestern. Also giebt es doch
noch junge Künstler, die so sehen, wie früher alle
Leute gesehen haben, und einen Menschen nicht aus
milden rothen, blauen und grünen Farbfetzen
zusammenbauen müssen. Otto peichert begnügt
sich mit einer älteren feinen Lkizze eines Geistlichen,
der durch den Lchnee zu einer Kranken geht und
einer stark impressionistischen Lkizze aus allerletzter
(Zeit. Gerhart Paußen ist immer derselbe mit
seinen altwunderlich getönten Pnterieurskizzen und
seinen mehr oder weniger betrunkenen alten Männern
und Weihern. Ls ist der Widerpart von Philippi
und schwört zu dem abgekürzten Verfahren der
Menschen-Darstellung.
Liesegang ist in seinen Bildern diesmal etwas
trüber als gewöhnlich und seine Nebelstimmungen
sind nicht so farbig, als er sie sonst wohl darstelltc.
Dirks dagegen, der sich in einer merkwürdig pastosen
Technik wohlfühlt, so daß seine Bilder selbst auf
sehr große Lntfernung immer noch wie Relief-
karten aussehen, ist etwas hart und bunt in seinen
Luftstimmungen, wenn an der Lee die Luft so hart
und durchsichtig ist, dann wirken doch die Flächen
bedeutend ruhiger, so aber wird man den Lindruek des
Mosaiks, wenn man nicht die Augen bis auf einen
ganz kleinen Lpalt schließt, nicht los. Nun ist aber
das doch nicht der Zweck des Bildes, daß man sich
auf zwanzig Meter Lntfernung davon aufstellt und
dann die Augen solange zusammen kneift, bis man
so ungefähr das sieht, was der Künstler hat zeigen
wollen. Geht es denn absolut nicht anders? Man
hat vor den Bildern dasselbe Gefühl, wie einem
Menschen gegenüber, der einen furchtbar anschreit
imd dem man immer sagen muß ,,pch biu doch gar
nicht taub". Dirks scheint für palbblinde zu malen.


Der ebenso produktive wie begabte p. per man ns
hat wieder eine ganze Reihe seiner festlichen
Interieurs und einige wundervoll gestimmte Wald-
bilder ausgestellt.
Die Porträts von Walton , die in der „K.-pL
gelegentlich der Ausstellung in Berlin ausführlich ge-
würdigt wurden, sind in einem besonderen Raum
vereinigt. Line gesunde und naive Kunst ist das
wahrhaftig nicht. Altmeisterthum und eine nervöse
Ltimmungshascherei und wenn man der Lache auf
den Grund geht, eminent geschickter, aber öder
Manierismus. Lo sehen doch nun und nimmer
Menschen aus, und die braune Miß Aitken in brauner
Lana ist doch am Lnde nur ein Kleiderstock. —
Die Aquarellausstellung, auf derer: Einzel-
heiten emzugehen der Raum verbietet, ist sehr interessant
und werthvoll. Lie enthält über 300 Nummern und
zwar nur gute, zum Theil sehr gute Arbeiten, das
Meiste aus Deutschland, Langes aus Belgien und
eine besondere Gruppe von holländischen Aquarellisten,
die sich von den meisten übrigen dadurch auffallend
unterscheiden, daß sie m der Technik und in der
Gesammtwirkung mehr dem alten Begriff von der
Aquarellmalerei entsprechen, als es die meisten anderen
Arbeiten thun, die ganz unbekümmert um das Material
stark farbige und vielfach dunkle tonige Wirkungen
anstreben.
Die meisten deutschen Kunststädte sind vertreten,
München verhältnißmäßig gering. Ls scheint, als
ob dort überhaupt nicht viel in Aquarell gemalt
wird. Düsseldorf ist gut repräsentirt, und es ist
erfreulich zu sehen, wie hier die vorige Aquarell-
ausstellung (8^8 anregend gewirkt zu haben scheint.
Von den älteren Künstlern fällt Gregor von
Bochmann mit mehreren unter sich technisch auf
fallend verschiedenen, aber gleich vortrefflichen Arbeiten
auf. Bochmann wirkt :n seinen Aquarellen bei
weitem farbiger als in den zuweilen stark braunen
oder selbst schwärzlichen Oelbildern. A. Lchill
hat eine vorzügliche Ansicht aus der Markus-Kirche,
seinen: alten Ltudienort, beigesteuert. Karl Becker
ist in seinen Aquarellen ebenso interessant wie in
seinen Oelbildern. Klarenberg, Böninger,
psichert sandten interessante Lachen, Denner einige
Pferdebilder, Permanns verschiedene Ltraßen -
Ansichten, Interieurs rc. Dücker einige seiner
leuchtenden Hellen Marinebilder und Krüner seine
bekannten virtuosen Iagdbilder, bei denen auf die
Landschaft immer ein Pauptwerth gelegt ist. Von
dem jüngst verstorbenen Karl Irin er sind mehrere
Blätter ausgestellt, die alle Vorzüge der Oelbilder
dieses trefflichen Künstlers zeigen. Auch Nikutowsky
hat eine ganze Reihe seiner stark subjektiven, fein
empfundenen Bilder ausgestellt.
Frenz stellt verschiedene Diplome und Adressen
zum Theil in sehr originellen Umrahmungen aus, die
in ihrer stllisirenden Aeußerung von den naturalistischen
Bildern angenehm abstechen.
Von Auswärtigen mögen, um nur einige Namen
zu nennen: Bartels mit einen: großen vortrefflichen
Bilde, der begabte Männchen, Danzig, mit einer
etwas unverständlichen Lzene (ein in der Kirche er-
mordeter Meßdiener), die aber wie alle seine Lachen
vortrefflich gemalt ist, erwähnt sein. Dills Bilder
sind wie immer von höchstem Ltimmungsgehalt.
Der Brüsseler Llaquet fällt ebenfalls mit seinen
feinen Blättern auf wie auch Keller-Reutlingen rc. rc.
Zum Lchluß mag noch mitgetheilt werden, daß
vor Kurzem wieder ein Monumentalbild eines
 
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