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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 7
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Kunstchronik
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Graphisches
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Neue Denkmäler
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s06

4- Die Aun st-Halle -4

Nr. 7

im Jahre 1900—190 s gemeinschaftliche permanente Aus-
stellungen, zu deren recht zahlreicher Beschickung die Künstler
eingeladen werden. (Jahresumsatz über Mk. 1,00000). —
* M ü n ch e n. Am 7. Dezember trat im alteu
Nationalmuseumsgebäude eine aus Künstlern, Kunst-
historikern und Technikern bestehende Kommission zusammen,
um über die Errichtung eines Gypsmuscums für die
christlichen Epochen im obigen Gebäude zu berathen —
Oer Münchener Künstleri uuenverei n hat in seinen
Räumen eine in erster Linie Dcrkausszwecken dienende
MeihnachtsaussteUung eröffnest welche, wie in den Vor-
jahren, den Künstlerinnen ein recht gutes Zeugnis; aus-
stellt. — Der deutsche Reichskanzler Graf Bülow hat
unlängst seinen Münchener Aufenthalt dazu benutzt, sich
von Lenbacll malen zu lassen.
* Wie n. Die Derbstausstellung der Künstlcrgenossen-
schaft wurde am >2. Dezember im Künstlerhause er-
öffnet. Don plastischen Aabeiten fallen Rüsten von Renk,
Kaan und Kassin auf. Gemalte Rildnisse haben lhoro-
witz, Angeli, Adjnkiewicz, Temple geschickt. Anter den
heimischen Landschaften ragen Merke von Rob. Rutz,
Darnaut, Ribarz, Bernt, Kaufmann, Zetsche u. A. hervor.
Im Genre zeichnen sich Merode, Ditscheiner, Paul Ioano-
wits durch ihre Arbeiten vortheilhaft aus. Ain seiner
Dimensionen und der Kunstfertigkeit wegen ist die gewaltige
Leinwand von Sachor: „Kavallerieattacke bei Königgrätz"
sehr bemerkenswert^ Don auswärts ist die durch Wyts
man, M. Blieck, Stevens und andere Nanren gut vertretene
belgische Malerei sehenswerth, sonst u. A. die Samntlung
von Seestückeu de- Rerliner Marinemalers M. Damacher.
(Dien. Dem Gemeiuöerathe wurde eine Eingabe
der Genossenschaft der Zimmer- und Dekorationsmaler
Viens überreichst in welcher sich die Genossenschaft erbietet,
die inneren Arkaden des neuen Rathhauses nach den vor-
handenen Plänen des Dombaumeisters Schmidt durch ihre
Mitglieder künstlerisch ausstatten zu lassen. — Im Salon
pisko am Parkring wurde eine Kollektivausstellung des
Bildhauers Franz v. Pau finger in Salzburg eröffnet,
die ungetbeilten Beifall findet. Die Kollektion bleibt gleich-
zeitig mit der Sammelausstellung des (Diener Malers
A. L. Mielich bis 10. Januar ausgestellt. — Im Kunst-
salon E. (hirschlcr dc To. ist z. Zt. ein Zyklus von sati-
rischen Darstellungen des Münchener (Nalers Fritz (saß
sehenswerth.
* Paris. In der hiesigen Künstlerschast inacheu
abermals Streitigkeiten zwischeit „Jungen" und „Alten"
viel von sich reden. Aus dem Lager der letztereu wird
dem „Figaro" die Absicht mitgetheilt, eine geschlossene Gruppe
von 250 nambaften Meistern zu bilden, die sich künftig
durch Kooptation zu ergänzen hätte und die nn eigenen
Dause geschlossene Ausstellungen veranstalten würde. Diese
„Sezession" der Alten ist als Antwort auf die Treibereien
der „Jungen" gegen Jury und (Hängekommission zu be
trachten. Merkwürdig war besonders deren Derschlag, die
Plätze der Ausstellung an die Tbeilnebmer auszuloosen. —
Im Kunstsalon von Georges Petit wurde im Dezember
die 18. Ausstellung der düxm'tst Intmmutiormlo clo Deinturc-
m fioulyllriro eröffnet; Röcklin und Stuck sind vertreten.
* St. Petersburg. Im Dause der Kunstgesellschaft
wurde kürzlich eine „Internationale Kunstausstellung" er-
öffnet. Die Mehrzahl der Einsendungen (ca. 450 Dummern)
stammt von der letzten Pariser Weltausstellung. Frankreich
ist auch hier am glanzvollsten vertreten.
* Prag. Eine neue Künstlervereinigung „Manes"
hat eine Ausstellung im „Künstlerhause" (80 Nummern
eröffnet. In technisch-künstlerischer Bestellung sind pariser
imd Münchener Einflüsse unverkennbar, dagegen macht sich
in der Stoffwelt die nationale Tendenz auffällig geltend.
* Budapest. An der nächsten Frühjahrs-Ausstellung
des „Nemzeti Szalon" werden auch hervorragende aus-
ländische Meister mit neuen Werken theilnehmen. Die
französische Abtheilung wird von dem Kunstkritiker Monnrey
organisirt.
«rspltircker.
* Berlin. Farbige Dolzschnitte. Der kürzlich
zum Professor ernannte Graphiker Albert Krüger genießt

seit einiger Zeit einen bedeutenden Ruf als Meister des
farbigen Dolzschnittes. Ja, er darf wohl als Urheber
einer eigenen Art des bunt gedruckten Holzschnittes gelten,
der nicht nur durch das erhebliche Format mehrerer
Krügerschen Blätter auffällt, sondern vor allem durch die
echt künstlerische (Haltung, die jeder, selbst der kleinsten aus
der Dand des Meisters hervorgegangenen Arbeit eigen ist,
ihr ein unvergleichlich edles Gepräge verleiht. Wohl selten
giebt es eine Gattung reproduktiver Schöpfungen, die so
sehr mit dem Namen eines Künstlers verknüpft erscheinen,
wie diese von der Reichsdruckerei in Berlin ganz vor-
trefflich gedruckten bunten Blätter, die man in moderner
phantasievoller Umrahmung häufig iu den Schaufenstern
unserer Kunsthandlungen erblickt. Sie haben nahezu den
frischen Reiz von Griginalwerken, und gehören durch (Verth
und schmückende Eigenschaften um so mehr in die Nähe
verwöhntester Kunstfreunde und Sammler, als der Künstler
mit überaus feinem Geschmack und durchweg glücklicher
(Vahl seine Dorlagen in unfern Museumsschätzen fand.
Es sind köstliche, wirklich erlesene Blätter unter den
Arbeiten: der Dieronymus (holzschuher nach Dürer, das
liebliche Mädchenporträt nach Lorenzo di Tredi mit der
Unterschrift „Xoli ms tangere", der blondgelockte Kinder-
kopf im Profil nach Rubens, ein roth kostümirtes Männer-
porträt nach Signorelli, ein Frauenbildniß nach Piero
della Franzesca, eine Bottirellische Denus u. v. a.
Technisch erscheint hier eine Derbindung der Wirkung der
delikaten Zeichnung mit der des leuchtenden breit aus-
geführten Aquarells gelungen, und nur ein Meister, der
die Erfahrungen des Holzschneiders aus deut Studium
alter und jüngster Schöpfungen besitzt und zugleich an die
Feinheiten der Stichel- und Radirarbeit gewöhnt ist, ver-
mochte reproduktiven Leistungen eine so eigenartige vor
nehme Schönheit wie die der Alb. Krügerschen Blätter zu
verleihen. - d.
* Berlin. Die (Herausgabe vou bildlichen Dar
stellungen der Siegesallee-Denkmäler bereitet die Reichs
druckerei vor. Zur (Herstellung der Bilder ist ein neues
in der Reichsdruckerei erfundenes Kornverfahren zur An-
wendung gelangt, das die Reichsdruckerei der deutschen
Industrie zugänglich machen will.
* Düsseldorf. Der Künstlerklub St. Lucas brachte
den Kunstfreunden zu Weihnachten eine neue Radirungs
Mappe. Sie enthält 10 Griginal-Radirungen nebst einem
Titelblatt. Betlleiligt haben sich folgende Künstler:
A. Frenz, Gtto Deichert, D. (Hermanns, Gerb. Janssen,
Glas' Iernberg, Arthur und Engen Kampf und D. Liesegana.
Ein besonderer Reiz ist, daß für den Druck eigenartige
Farbeutöne ausgesucht sind.
*

Neue venkmälet.
* Berlin. Don der Siegesallee. In der
Weihnachtswoche gab es zwei neue Denkmals-Enthüllungen.
Die Gruppe Joachims II. hat den Bildhauer parro
Magnussen, die Gruppe König Friedrich Wilhelms I.
mit dem „Alten Dessauer" als einer der Nebenfiguren
Prof. Vr. R. Siemering zum Urheber. — Die für die
Attika des Kaiser Friedrich-Museums bestimmten
Skulpturen, Personifikationen von Kunststätten der
Renaissance, sind dem Bildhauer August Vogel zur Aus
fuhrung übertragen worden. — Die Skulpturen für den
Festsaas des Niederbarnimer Kreishauses sind wie folgt an
Berliner Bildhauer vergeben worden: Die Statue Kaiser
Wilhelms II. fertigt Ernst Wenck. Die Bildhauer Petri,
(Heinemann, Gomansky und Walther sind mit der Aus-
führung von Statuen betraut worden, die Soldaten und
Bürger aus der Zeit des pussitenkrieges und des Großen
Kurfürsten darstellen. Zwei symbolische Gruppen, die Ge
rechtigkeit und Mäßigung, führen die Bildhauer Günther-
Gera und Dosäus aus." — Die Siemering'schen Thier-
figuren sind nunmehr sämintlich im Thiergarten um den
Floraplatz herum ausgestellt worden.
* Lharlottenburg. Um dem geplanten Kaiser
Friedrich-Denkmal vor dem Schloß einen würdigen
Rahmen zu geben, hat der Magistrat die Errichtung zweier
 
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