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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 9
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Wirth, Albert: Maltechnische Streifzüge
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Hellwich, H.: Lithographien Weimarer Künstler
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Brosch, L.: Venedig: die II. Skizzenausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0161

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Die Aunst-Halle

sZ7

Nr. Y

Das Biberacher sehr gut erhaltene große Decken-
bild, sowie die meisten aus jener Zeit sind indeß ganz
m Temperatechnik gemalt, und sind die Bilder, auch
die Rnollerschen, meist so ausgeführt, daß an eine
ul lrs8L0-Technik nicht zu denken ist. Ls ist auch
erklärlich, daß für Znnenräume die Temperatechnik
bei ihrer großen Farbenskala der andern viel schwieri-
geren Technik mit ihrer äußerst beschränkten Anzahl
von Farben vorgezogen worden ist.
Häufig werden setzt zwar Mand- und Decken-
bilder, ob Ltereochromie, t're8L0, Mineral, Tempera
oder Kasein schlechtweg Fresken genannt; für den
Maler und für den Techniker aber ist es nothwendig,
die verschiedenen Arten auseinander zu halten.
Albert Mirth.
X
veneOlg-
vie n. Skirrenaumettung.
^I^a zu Weihnachten (8gh die erste Skizzenausstellung
in Venedig große Theilnahme beim Publikum ge-
sunden und der Verkauf in jeder Hinsicht günstig verlaufen
war, hat man nicht gezögert, gegen Ende des vorigen
Jahres die zweite zu eröffnen. Die Künstler stellten sich
diesmal zahlreicher ein und erfreulicher weise sieht man
jetzt auch weniger Durchschnittswaare, was freilich nicht
heißen will, daß Banalität und Leere nicht auch in Er-
scheinung treten.
Es sind ca. goo Blätter vorhanden, von denen wir
nur das Beste den Lesern vorführen wollen. Venedig selbst
besitzt zwei tüchtige Aquarellisten: Zessos, der in Mädchen
köpfe der Lagunenstadt so viel Pikantes zu legen weiß und
Dank seiner sympathischen Mache in fein ein Silberton jedes
gebildete Auge anzuziehen versteht, ist wie immer zahlreich
vertreten. Zanetti-Zilla hingegen versteht breit und flott
hingeworfenen Veduten den Luftton und den Charakter
des Milieus zu geben. Sehr nett sind auch diesmal die
Arbeiten Bresfanins, die in kleinem Maßstab gehalten mit
eminenter Geschicklichkeit lebensvoll gegeben sind. Anton
Rizzis schwungvolle Pastelltechnik bewährt sich namentlich
in einer lebensgroßen anmuthigen Blondine, die mit ihrer
Morgentoilette beschäftigt ist. Der wiener David Mosö
hat zwei lebenssprühende Seeleute, auf deren Gestalt die
untergehende Sonne ihre Strahlen wirft; groß in der
Mache und wahr im Kolorit sind feine energischen Porträt-
studien. w. Schereschewsky, ein Russe, stellt gefühlvoll
gehaltene Köpfe aus. Msiympathisch dagegen wirkt der
Franzose de pury. Der Gesterreicher Blas ist originell in
der Farbe, aber er wirkt etwas plakatmäßig. Milesi hat
ein fein gestimmtes „Mädchen im Grase" geinalt, das an die
Schotten erinnert. Auch Nono, der dieses Pahr auf der
am 22. April zu eröffnenden internationalen Ausstellung
seine Werke kollektiv vorführen wird, hat manche Skizze,
die durch Kraft des Tones auffällt. L. Selvatieos Frauen
beim Weihbecken sind mit breiter Pinselführung hin-
gestrichen.
Landschaften sind am zahlreichsten vertreten. Eiardi
(Sohn) präsentirt sich in technischer Hinsicht sehr gut; auch
seine Akrobaten auf der Straße mit zuschauendem Volk im
Hintergrund sind packend wiedergegeben. Eiardi (Vater)
jetzt Professor der Landschaftsmalerei an der hiesigen

Akademie, bietet uns manches Treffliche. Volpis Pferd im
Stall ist mit Sicherheit behandelt. Ebenso hat Bezzi er-
freuliche Stücke von vornehmer Farbenwirkung ausgestellt.
Burzi, ein talentvoller Bologneser Landschafter, der, ohne
gleich vielen Venezianern auf technische Spitzfindigkeit Nach-
druck zu legen, die Natur mit gesunden Augen betrachtet,
bringt uns eine Nachtstimmnng mit durchsichtigem Wasser-
spiegel, auf dem einige Mondblitzer schillern, während im
Vordergrund Männergestalten röthlich beleuchtet sind; er
wirkt in seinem Kontrast sehr wahr. Bensons Landschaften
besitzen keinemLuftton; während Scattola, Eargnel, Theodor
Wolf manche gute Skizze ausgestellt haben.
Die Bildhauerei ist wie immer spärlich vertreten:
Tainburlini, Lorenzetti und Marsili sind hervorzuhebsn.
L. Brosch.
G
Weinisrsr Künstler.
ngeregl durch die Grapbische Ausstellung des Karls-
ruher Künstlerbundes vor zwei Jahren hat sich
auch hier neuerdings eine Vereinigung von Künstler-
Lithographen gebildet. Die Seele dieser Vereinigung,
Prof. Rasch, hatte schon früher das technische Verfahren
der Steinzeichnnng unter paedes Leitung studirt. Er wurde
mit der Führung des Unterrichts in der, dank der Nunifizenz
des verstorbenen Großherzogs, begründeten lithographischen
Klasse der Kunstsckmle betraut, in der die püngeren ihre
Ausbildung genossen. Das Resultat dieser Anfangs
bestrebungen liegt in der unlängst im Gberlichtsaal der
Kunstschule eröffneten Ausstellung jener Vereinigung vor.
Der gedruckte Katalog nennt (5 Künstler mit an Nummern.
Am zahlreichsten und bedeutendsten sind Prof. O. Rasch
selbst und Freiherr von Gleichen-Rußwurm, ersterer mit
16, letzterer mit 25 Nummern vertreten. Die übrigen
Namen sind Bilz, E A. Brendel, Herrfurth, läolzschub,
L. v Pordan, Lamprecht, Ul. Martini, GIbricht, Rosner,
Gust. Schneider, Tübbekke nnd H. Wehner. Ganz besonders
bemerkenswerth ist die Vielseitigkeit der Technik der aus-
gestellten Stein- und Aluminium-Zeichnungen und Drucke,
sowie die Mannigfaltigkeit der Kunstanfchanung. von
Prof. Rasch sind Zeichnungen mit der Feder und litho-
graphischer Tusche und solche mit lithographischer Kreide
auf Stein, Aluminiumplatte oder auf verschiedenartigem
Papier hier vorhanden, neben Stein-Radirungen und mit
dem pinsel ausgeführten Stein-Malereien („Seelenschmerz"
und „Abendstimmung"). Entsprechendes leistete in land-
schaftlichen und Architektur-Motiven M- Martini. Natürlich
sind auch inehrfarbige Werke vorhanden, die theils durch
leichte Tönungen athmosphärische Reize wiedergeben, wie
die 5-Farbendrucke von Gleichens theils starke farbige
Effekte bringen, wie einige kleine Algraphien desselben
Meisters. Auch das Druckmaterial ist ein verschiedentliches
und die Wirkung beeinflussendes; so hat H. Schneider das
Bild einer alten Frau auf graubrauner Pappe drucken
lassen und sind die verschiedensten Druckfarben und mannig-
fach getönte Papiere sonst verwandt worden Von groß
artigster Wirkung aber sind die einfarbigen, mit Feder-
oder Kreide breit hingestrichenen Landschaftsbilder, Stein«
 
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