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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 12
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Vom Kunstmarkt
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Bücherschau
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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0222

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G2

Die Aunst-^alle

Nr. f2

vom NunnmaM.
* Berlin. Auf einer hiesigen Auktion ging kürzlich
das unter Raffaels Flagge segelnde bekannte Gemälde
„Da visr§o au sein" für den niedrigen Preis von
6000 Mk. fort. Bei dieser Gelegenheit erinnerte man sich
daran, daß einst Herr vanderbilt p/2 Millionen Frcs. für
diesen angeblichen Raffael geboten hatte. In seinem kunst-
kritischen Studien (tBo) bemerkt Lermolieff, der das
Schweizer Bild dem Bacchiacca zuschreibt: „Lin anderes
kleines Bild (ganz und gar übermalt), das in eine spätere
Zeitxeriode des Künstlers fällt, schien mir die viel-
gewanderte „VisrAö LU sein, rsoommeut äeoouvsrte",
mit der Herr Nicole aus Lausanne in Europa herumzog,
allenthalben vergeblich nach einem gläubigen Käufer
spähend . . . Oie Komposition, sowie die Stellung der
Jungfrau erinnern an die sog. „Madonna del xozzo" des
Franciabigio in der Uffizien-Gallerie."
* Berlin. Die am t2. und März bei R. Lepke
stattgefundene Versteigerung von Gemälden moderner
Meister aus dem Besitz der Berliner Firmen Karl
Müller 6c Lo. und Fritz Gurlitt, Pofkunsthandlung,
gestaltete sich, wie vorauszusehen war, zu einen: Lreigniß.
Der erschienene Katalog ist mit besonderer Sorgfalt illustrativ
ausgestattet. Das Vorwort bemerkt: Bei Durchsicht des
vorliegenden Katalogs dürfte der fachkundige Leser die
Ueberzeugung gewinnen, daß die im Folgenden aufgeführte
Sammlung Meisterwerke der modernen Malerei enthält,
wie sie seit längerer Zeit in Berlin nicht zur Versteigerung
gekommen find. Ls sind nicht nur die bahnbrechenden
großen deutschen Meister Böcklin, Feuerbach, Leibl, Lenbach,
Liebermann, Menzel und Thoma dnrch Werke ersten Ranges,
zum Theil in mehrfacher Anzahl, vertreten, sondern auch
hochgeschätzte englische Künstler wie Brangwyn, Fowler u. A.
durch prächtige, in Farbe und Komposition gleich fein
empfundene Arbeiten. Zahlreiche Namen von bestem Klang
gruxpiren sich um die genannten Koryphäen moderner Kunst.
Die über töo Nummern umfassende Versteigerung besteht
ohne Ausnahme aus der Gemäldesammlung der Firma
Karl Müller 6c Lo., Pofdekorateure und Poflieferanten,
die sich in Zukunft nur noch der Perstellung von Innen-
architekturen widmen will, sowie aus der Kollektion der
Pofkunsthandlung Fritz Gurlitt. Die Letztere gibt ihr
Ausstellungslokal in der Leipziger-Straße t3I auf, um nur
noch den schon bestehenden Verlag von Werken Böcklins,
Leibls Klingers u. A. zu pflegen und zu erweitern.
* Leipzig. Die jetzt im Kunstverein ausgestellten
Mriginalradirungen von Rembrandt sind den kostbaren
und reichen Kopenhagener Sammlungen Rosenberg und
Pansen entnommen, die im Ganzen ca. 350 Rembrandts
enthalten. Die Versteigerung findet in der Kunsthandlung
von L. G. Boerner, hier, am (. Mai statt. Der Katalog
erscheint Mitte März. Die Blätter können jederzeit an-
gesehen werden. Niederländer Radirungen, Kleinmeister
und einige besonders schöne Dürers bilden den Rest der
Sammlungen.
* München. Die Fleischmannsche Pof-Kunsthandlung
versteigert am 29. März die Kollektion des perrn Richard
Braun, München, bestehend aus §6 Gemälden erster
Meister. Die Sammlung enthält u. A. Gemälde von Jos.
Brandt (VL6 vicckis), w. v. Lzachorsky, F. v. Defregger,
w. v. Diez, L. Grützner, Franz v. Lenbach (Fürst Bis-
marck rc.), A. Lier f, Gabr. v. Max, Karl Spitzweg f rc.
Illustr. Katalog in Vorbereitung.
* München. Versteigerung der Kupferstichsammlung
Ld. Schultze, Wien, bei p. Peilung (l(.—t5. Februar».
Als besonders interessante Resultate erwähnen wir: ein
Blatt vom Meister L. S-, Christus am Kreuze mit der
hl. Maria und dem hl. Johannes und zwei Engeln mit
Kelchen (passavant (32) für 4650 M., wie man hört, für
das k. Kupferstichkabinet in Berlin. Die Geburt Christi
von Martin Schongauer (B. 4) für 5(0 M, desselben
Christus, der Schmerzensmann, rechts Maria, links Johannes,
(B. 69) im ersten Abdruck mit dem Monogramm unter der
Fensterbrüstung für 2200 M. Die Anbetung der Könige
von Zwott (Meister mit dem Weberschiffchen B. () für
2000 M. Unter den Zeichnungen brachte eine Arbeit von
Israel von Neckenen, der hl. Rochus in einem Gemache,

6?o M. von den drei Federzeichnungen von Martin
Schongauer erzielte das Blatt: Christus als Welterlöser,
Federzeichnung leicht kolorirt, 5(0 M.; die aus der Sammlung
posony stammende Federzeichnung, Kopf des Apostel
Johannes, 46O N. Das dritte Blatt, hl. Barbara kniend,
mit aufgehobenen pänden, für 420 M. Bei den Büchern
wurde die neunte deutsche Bibel, Nürnberg, Ant. Koburger,
(483, mit 355 M. bezahlt. Boccaccio, erste Ausgabe, er-
zielte deu außerordentlichen Preis von 680 M.; Sebastian
Brants erste lateinische Ausgabe des Narrenschiffs brachte
235 M. Die Passion Christi mit Schäufelinschen polz-
schnitten 285 M. Naglers Künstlerlexikon (22 Bände)
brachte 430 M.
Wclttrrcksu.
* penry Thode, Kunst, Religion und Kultur.
Rede an die peidelberger Studenten bei Gelegenheit der
Ablehnung eines Rufes an die Universität Berlin, go.
60. Pfg. peidelberg (90;. Karl winters Universitäts-
buchhandlung.
* Pompeji in Leben und Kunst von August Mau.
Verlag von wilh. Lngelmann, Leipzig (900. (Vgl. Nr. 9 ) —
Line zusammenhängende, knappe und dabei streng wissen-
schaftliche Schilderung alles dessen, was am Schluffe des
Jahrhunderts über Pompeji bekannt ist, muß großen
Kreisen der Gebildeten sehr erwünscht sein. Den ziemlich
reichen und ansprechenden bildlichen Schmuck verdankt das
schöne Buch von A. Mau der ein Jahr voraufgegangenen
englischen Publikation desselben Autors. Die deutsche Aus-
gabe enthält indeß eine Zugabe, das Kapitel über den
inzwischen in Pompeji ausgegrabenen Tempel der Venus
Pompejana, oder wenigstens einen Theil der Fundamente
dieses Venustemxels. Und zwar sind, neben den Fundamenten
eines kurz vor der Verschüttung begonnenen, die eines
ältern, durch das Erdbeben von 63 n. Lhr. zerstörten
Tempels aufgefunden. Nach den Abmessungen der vor-
handenen Theile hätte jener nächst dem Iupitertempel den
größten Umfang unter den pompejanischen Tempeln besitzen
sollen. Leider ist auch das Kultbild der Göttin verschwunden;
nur das Postament steht noch da, aber unvollständig und
seiner Marmorbekleidung beraubt. Auch im klebrigen ist
ein fast lückenloses Bild der pompejanischen Kultur nach
den Resten der Denkmäler und der Geschichtsquellen von
dem verdienten Verfasser geboten. —ä.
Der Nmsreur-?l»st»gravb.
* Ablösen der Bilder von dem Karton. Lin
Vorschlag zum Ablösen der Bilder von dem Karton, auf
den sie geklebt find, verdient Beachtung, weil das Bild
dabei am meisten geschont wird. Man taucht ein mehrfach
zusammengefaltetes Tuch in warmes Wasser und legt das
Bild mit der Rückseite darauf. Das Bild wird mit einer
Glasplatte bedeckt und diese durch ein schweres Gewicht
beschwert. Nach einigen Stunden ist der Karton und das
Klebemittel vollkommen erweicht und man kann das Bild
mit Leichtigkeit sauber davon abheben.
(Phot, wochbl. Nr. ?. (90 ( nach Anthonys Bulletin.)
llnrere Nbbilckuna.
Linen Artikel über den holländischen Meister Louis
Apol, dem die Abbildungen dieses und des vorigen peftes
gewidmet sind, brachten wir schon vor längerer Zeit aus
der Feder von perin F. Gelsner, Amsterdam (vgl.
Iahrg. IV S. 7(). Die Autotypie ist vor: der graphischen
Kunstanstalt von C. Schütte, Berlin L., hergestellt worden.

Vie HeäaKtiSN cler Zeitschrift betinäet sich vom I. April
cl. I. an: Ldarlottenburg, koeibestt. S7a (SieinpMr).
Briefe unci Zenäungen für ctie steäaktion sinä an äie persön-
liche Mresse äes Herausgebers ru richten.
6eorg kailsnä.
 
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