Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 9./10.1927/28
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0014
DOI issue:
1./2. Septemberheft
DOI article:Schwarz, Karl: Maria Slavona
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Maria Slavona, Seibstporträt, 1887
reichs huldigten, gehört mit zu den besten Deutsch-
lands! Die kleine Auslese von Bildern, die die bereits
eingangs erwähnten Ausstellungen zeigen, enthüllt eine
der feinsten und zartesten Frauenseelen von so über-
ragendem Können, daß die Namen der Besten ihrer Zeit
neben ihr genannt werden müssen.
1887 mait sie ein Selbstporträt in Pastell. Man
wird unwillkiirlich an Rosalba Carriera erinnert, denn
dieser bliitenhafte Farbenschmelz findet sich wohl
kaum noch einmal. Dic Weiclilieit und Zartheit, die aus
diesem entzückenden Bilde duftet, ohne irgendwie süß-
lich-sentimental zu wirken, hat wohl kaum ein Künstler
ihrer Zeit dem Pastcll entlocken können.
Es folgen dic Landschaften aus Paris, Vorläufer
cines Utrillo, 1895 das Bildnis eines kranken Kindes,
das weniger psychologisch als durch den wundervoll
ausgeglichenen Ton packt. Slavonas Bildnisse von
Frauen und Kindern sind alle von einer malerischen
Delikatesse und zeugen von ilirer nervös-sensibeln
Beobachtungsgabe. Besonders die Kinder haben —
wie sich Frangois Monod, der Konservator des Luxem-
bourg, der unlängst einen begeisterten Artikel zu ihrem
60. Geburtstag geschrieben hat, äußert — „la gaite des
fleurs.“
Die Blumen sind ilire unvergleichlichsten Leistun-
gen. In ihren duftig-heiteren, leicht hingestreuten
Blütensträußen löst sicii die Natur in selig schwelgenden
Symphonien. Taufrisch leuchten sie in feinsten Farben-
tönen, in denen sich das weiblich reine Empfinden am
natürlichsten gibt. La gaite des fleurs — diese absichts-
lose ungekünstelte Freude und Heiterkeit, die nicht
in Rausch ausartet, sondern zurückhaltend wie die
kleine Wiesenblume ihr Dasein lebt, eher etwas ver-
träumt und sclieu und gerade deswegen so anziehend,
jungfräulich zart, ist sicii des Zaubers kaum bewußt,
der von ihr ausgeht. Nur eine Meisterin wie Maria
Slavona konnte „in ihrem Farbensinn mit Frauengrazie“
solche Blumenbilder malen.
Auch ihre späteren Landschaften sind Stilleben von
verträumter lnnerlichkeit. Sie sielit die Natur stets in
zarter Lyrik. Eine Winterlandschaft bei Chäteau d’üex
wirkt mit den verschneiten Bergen nicht hart und
streng, sondern erzählt von Ruhe und Winterschlaf
unter der alles einhüllenden Schneedecke. Und der in
neuester Zeit entstandene Blumengarten leuchtet wie-
der im Frohsinu glühenden Sonnenlichtes.
Harmonischer Gleichklang, weibliclie Gelassenheit
und Innerlichkeit erheben das Lebenswerk dieser
Künstlerin aus allen Kämpfen. Ihren Bildern haftet
nichts von Schwere an. Und doch hat sie — Scheffler
hat dies prächtig formuliert — „wie ein Mann gelernt,
um ihr Frauenempfinden ausdrücken zu können.“
Maria Slavona hat stets in den Kreisen der künst-
lerisch-geistigen Aristokratie gelebt. In ihrem Eltern-
Maria Slavona, Krankes Kind, 1893
8
reichs huldigten, gehört mit zu den besten Deutsch-
lands! Die kleine Auslese von Bildern, die die bereits
eingangs erwähnten Ausstellungen zeigen, enthüllt eine
der feinsten und zartesten Frauenseelen von so über-
ragendem Können, daß die Namen der Besten ihrer Zeit
neben ihr genannt werden müssen.
1887 mait sie ein Selbstporträt in Pastell. Man
wird unwillkiirlich an Rosalba Carriera erinnert, denn
dieser bliitenhafte Farbenschmelz findet sich wohl
kaum noch einmal. Dic Weiclilieit und Zartheit, die aus
diesem entzückenden Bilde duftet, ohne irgendwie süß-
lich-sentimental zu wirken, hat wohl kaum ein Künstler
ihrer Zeit dem Pastcll entlocken können.
Es folgen dic Landschaften aus Paris, Vorläufer
cines Utrillo, 1895 das Bildnis eines kranken Kindes,
das weniger psychologisch als durch den wundervoll
ausgeglichenen Ton packt. Slavonas Bildnisse von
Frauen und Kindern sind alle von einer malerischen
Delikatesse und zeugen von ilirer nervös-sensibeln
Beobachtungsgabe. Besonders die Kinder haben —
wie sich Frangois Monod, der Konservator des Luxem-
bourg, der unlängst einen begeisterten Artikel zu ihrem
60. Geburtstag geschrieben hat, äußert — „la gaite des
fleurs.“
Die Blumen sind ilire unvergleichlichsten Leistun-
gen. In ihren duftig-heiteren, leicht hingestreuten
Blütensträußen löst sicii die Natur in selig schwelgenden
Symphonien. Taufrisch leuchten sie in feinsten Farben-
tönen, in denen sich das weiblich reine Empfinden am
natürlichsten gibt. La gaite des fleurs — diese absichts-
lose ungekünstelte Freude und Heiterkeit, die nicht
in Rausch ausartet, sondern zurückhaltend wie die
kleine Wiesenblume ihr Dasein lebt, eher etwas ver-
träumt und sclieu und gerade deswegen so anziehend,
jungfräulich zart, ist sicii des Zaubers kaum bewußt,
der von ihr ausgeht. Nur eine Meisterin wie Maria
Slavona konnte „in ihrem Farbensinn mit Frauengrazie“
solche Blumenbilder malen.
Auch ihre späteren Landschaften sind Stilleben von
verträumter lnnerlichkeit. Sie sielit die Natur stets in
zarter Lyrik. Eine Winterlandschaft bei Chäteau d’üex
wirkt mit den verschneiten Bergen nicht hart und
streng, sondern erzählt von Ruhe und Winterschlaf
unter der alles einhüllenden Schneedecke. Und der in
neuester Zeit entstandene Blumengarten leuchtet wie-
der im Frohsinu glühenden Sonnenlichtes.
Harmonischer Gleichklang, weibliclie Gelassenheit
und Innerlichkeit erheben das Lebenswerk dieser
Künstlerin aus allen Kämpfen. Ihren Bildern haftet
nichts von Schwere an. Und doch hat sie — Scheffler
hat dies prächtig formuliert — „wie ein Mann gelernt,
um ihr Frauenempfinden ausdrücken zu können.“
Maria Slavona hat stets in den Kreisen der künst-
lerisch-geistigen Aristokratie gelebt. In ihrem Eltern-
Maria Slavona, Krankes Kind, 1893
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