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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Augustheft
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Gosebruch, Ernst: Kunst und Technik: zur Ausstellung im Museum Folkwang der Stadt Essen
DOI Artikel:
Baltzer, Ulrich: Ein Museum der Ostmark: Kunstsammlungen der Stadt Königsberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0549

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Berlin, Dresden, München, Hamburg, Nürnberg, Frank-
furt, Mannheim befinden, ist in Teilen des noch ent-
stehenden Neubaus des Folkwang-Museums unter-
gebracht, der sich hinter den beiden der Stadt Essen
zu Zwecken der öffentlichen Kunstpflege gestifteten
Goldschmidthäusern, sie verbindend, nach den Piänen
des Architekten Professor Edmund Körner erhebt. Der
Entwurf des bekannten Baukünstlers ist belastet durch
Finrichtungen, die nicht unmittelbaren Museums-

zwecken dienen, einen Vortragssaal, eine Aula und die
dazugehörigen großen Vorhallen und Garderoben-
räume. Aber seiue großzügige Aniage läßt schon heute,
wo erst die Häifte der vorgesehenen Räume geöffnet ist,
erkennen, daß die Stadt in der Wahl des Architekten
gut beraten war. Der ausgedehnte Bau kann seine volle
Wirkung natürlich erst ausüben, wenn er als Gairzes dcr
Oeffentiichkeit übergeben wird, was in secbs bis acht
Monaten zu erwarten ist.

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Kunlifammlungen dct? Stadt Köntgs becg

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VLlvidt) BalKecrKönigsbeüg L pv.

|| ie Hauptstadt der Provinz östpreußen gehört
sicherlich zu den Großstädten, die erst ganz spät
zu einem wirktichen Museum gekommen sind. Die
Gründe hierfür sin-d nicht allzu scbwer zu finden. Sie
liegen in der Hauptsache darin, daß der Stadt Königs-
berg jede Industrie und damit ein wesentliches Moment
zur Pflege der Kunst fehlte. Denn als nach der I lälfte
des vergangenen Jahrhunderts die alte kuiturfördernde
Scliicht des Bürgertums, für weiche die Persönlichkeit
des Stadtpräsidenten H-ippel charakteristisch war, ab-
starb, beherrsciite ailein das Beamtentum das Feld.
Alles andere trat dagegen zurück und der Blick richtete
sich einzig und allein nach Berlin und von dort wurde
für eine umfassende Kunstpflege nur wenig getan. An
dieser Stelle kann auch darauf hingewiesen werden, daß
der ostpreußische Adel in keiner Weise eine kunst-
fördernde Rolle spielte. Das lag einmal daran, daß er
der Staatsstruktur entsprechend in gar keinem Verhält-
nis zum Bürgertum stand und noch mehr daran, daß er
(allerdings auch nur im besten Falle) seine Aufgabe darin

sah, die ihm überkommenen Kunstgüter lediglich zu er-
haiten. So war also das Bürgertum sich selbst in
Königsberg überlassen und es hat sich nach seiner
Weise bemüht, die Kunst, die es für richtig hielt,
zu pflegen.

Weniger der starken Verschuldung der Stadt (noch
von den Freiheitskriegen her!) als der materialistischen
Einstellung ihrer Bürger entsprach es hierbei, daß fast
gar keine Mittel für künstlerische Dinge ausgegeben
wurden und daß die Pflege der bildenden Kunst so gut
wie ausschließlich in den Händen eines Kunstvereius
belassen wurde. Durch Jahrzehnte hindurch wurde
damit der Einfluß eines Museumsfachmannes ausgeschaf-
tet und die Folge davon war der Ankauf von Zweit- und
Drittrangigem, das von der 'sogenannten Gemäldegalerie
übernommen wurde. Der Abstieg war um so bedauer-
licher, als die schlechten Ankäufe der letzten Zeit auf
gute, zum Teil sehr gute schon bereits vorhandene
Bestände gepflanzt wurden. Denn die Königsberger
Sammlungen, die jetzt unter dem Titel „Kunstsammlun-

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