In kiinstlerischer Beziehung vereinigt dieses
Selbstbildnis die Lehren der Düsse'lldorfer und der
Münchner Schule, namentlich Rahls, mit der persönlich
eigenartigen, den Rhythmus der Linienfiihrung auch hier
schon betonemden typischen Forderung des
Feuerbach’schen Willens. Der Zwanzigjährige, nach
Freiheit und Betätigung seiner hochfliegenden Wünsche
begierig, auf seinem Wege vielfach gehemmt, von inne-
ren Zweifeln beunruhigt, aber des eigenen Wertes
durchaus bewußt, hat sein Ebenbild geschaffen, das
freiüch nocli nicht jene Fntschlossenheit und Seübstän-
digkeit anzeigt, die als bestimmende Eigenschaften den
Selbstbildnissen Feuerbachs aus Paris zugehören, aber
dem wahren Verehrer des Meisters die Tragik seines
Lebens in einem wichtigen künstlerischen Dokument
der Jugendzeit schon bedeutungsvoll offenbart.
Dtc JHeuet’toeübungcn des Qrünen Qeu)ölbes eu Dresden
oon
lÜaltet’ Jiotsbaufcn
jn Museen und Privatsammlungen sind die Gefäße aus
grünem Stein — Serpentin — in silbervergoldeten
Fassungen des 16. u. 17. Jahrh. nicht selten. Die Gegend
ihrer Herstellung ist das Kurfürstentum Sachsen
mit den Steinbrüchen des Erzgebirges. Schon seit
dem Anfang des 16. Jahrh. brach man dort Serpentin,
auch Marmor und Alabaster. Der Hauptort der Ser-
pentiudreherei war Zöblitz seit dem 16. Jahrh. bis zur
heutigen Zeit, in der freilich die Serpentinverarbeitung
keine bedeutende Rolle mehr spielt. Den ersten größe-
ren Anstoß bekam die Serpentinverarbeitung durch die
Bestrebungen des Kurfürsten August, der bekanntlich
als einer der ersten deutschen Fürsten systematisch
nach den Grundsätzen des Merkantilismus wirtschaftete.
In seinem Auftrag untersuchte Nosseni das Land nach
verwendbaren Steinarten. Er erhielt das Privileg der
alleiniigen Ausbeute für Marmorarten. Seine Bemühun-
gen liegen zwischen den Jahren 1575 bis nach 1590.
Mit dem Beginn des 17. Jahrh. nahm der Handel rnät
Serpentin einen bedeutenden Aufschwung. Die Innting
der Zöblitzer SeTpentinsteindreherei, 1613 als einzige in
Deutscliland durch eine Bruchordnung bestätigt, trieb
nrit ihren Erzeugnissen noch im vorigen Jahrhundert
ausgebreiteten Handel1). Das Grüne Gewölbe zu Dres-
den bewahrt eine Anzahl vou Serpentingefäßen, darun-
ter eine Gruppe von seehis großen henkello'sein Krügen,
wohl Apothekergefäßen, mit silbervergoldetem Fuß und
Deckel. Nach den eingravierten Wappen waren sie für
den Kurfürsten August und seine Gemahlin Anna be-
stimmt. Die Fassungen tragen Dresdner Beschau und
die Goldschmiedemarke des Urban Schneöweiß, der bis
1600 lebt. Von ihm sind auch fzwei klleine Krüge in
dunklem Serpentin gefaßt. Bemerkenswert ein großer
heller Humpen in guter Renaissancefassung mit plasti-
b O. Herrmann, Steinbruchindustrie und Steinbruchgeologie,
Berlin 1899.
Schmidt, Jul. Geschichte der Serpentin-Industrie zu Zöblitz
im sächsischen Erzgebirge i. d. Mitteilg. d. Kgl. Sächs. Vereins für
Erforschung u. Erhaltung vaterl. Geschichts- und Kunstdenkmale,
Dresden 1867. Auf diese Dissertation gründen sich alle weiteren
Berichte über die Serpentinfrage.
schen Reliefs. Aus der Zeit Christians I. cine flache
Büchse aus Serperitin mit dem Allianzwappen von
Sachsen und Brandenburg. Ein Faß aus dunklem
Serpentin weist als Entstehungszeit auf die ersten Jahr-
zehnte des 17. Jahrh. Bei M. Salomon in Dresden ist
kürzlich ein Serpentinkrug in Silberfassung mit einem
Deckel in durchbrochenem Silberornament aufgetaucht.
Er hat Freiberger Marke des Meisters David Winckler
zwischen 1617 und 1635 gearbeitet. Von ihm im Grünen
Gewölbe der Willkomm der ehem. Saigerhütte Grünthal.
Herstellung und Export der Serpentinwaren urn
1600, die gedreht und poliert wurden, schienen nacli die-
sen Arbeiten zunächst mehr eine lokale Angelegenheit,
ein fürstliches Experiment zu sein.
Die Marken anderer Arbeiten auf den Ort der
Fassung hin untersucht, lassen das Bild der Sächsischen
Serpentinverarbeitung neu entstehen, die auch nach
Ausdehnung ihres Exports bedeutend war. Das Grüne
Gewölbe besitzt einen kleinen bauchigen Krug aus edlem
Serpentin mit silbervergoldetem, emailliertem Deckel
und Fuß. Er hat Augsburger Beschau und Meistennarke
des Phiiipp Pehner (1573—1634). In Berlin befindet sich
ein Serpentinhumpen lin Fassung des 16. Jahrhunderts,
bezeichnet D. G. mit Wiiener Marke. Eine Kanne und das
dazu gehörige Becken aus Serpentin in unvergoldeter
Silberfassung, tragen das Allianzwappen von Waldeck
und Baden. Graf Wolrad IV. von Waldeck heiratete
1607 Anna, die Tochter des Markgrafen von Baden. Die
N. H. C. bezeichnete Arbeit hat Augsburger Marke.
Außerdem ist im Berliner Kunstgewerbemuseum noch
ein Serpentinhumpen in vergoldeter Kupferfassung des
17. Jahrhunderts. Räumlich und zeitlich sind damit für
die Verbreitung der Serpentingefäße feste Punkte
gewonnen.
Die damalige Ausfuhr von sächsischen Serpentin-
gefäßen läßt sich aber aucli für Norddeutschland nach-
weisen. Der neuerworbene Krug aus
dunklem Serpentin (Abb. 1) in silbervergoldeter
Fassung, hat dieselben Profilformen, wie die Krüge des
Urban Schneeweiß. Der Deckel trägt die Marke von
Emden mit der Jalireszahl 1589. Die Meistermarke, ein
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Selbstbildnis die Lehren der Düsse'lldorfer und der
Münchner Schule, namentlich Rahls, mit der persönlich
eigenartigen, den Rhythmus der Linienfiihrung auch hier
schon betonemden typischen Forderung des
Feuerbach’schen Willens. Der Zwanzigjährige, nach
Freiheit und Betätigung seiner hochfliegenden Wünsche
begierig, auf seinem Wege vielfach gehemmt, von inne-
ren Zweifeln beunruhigt, aber des eigenen Wertes
durchaus bewußt, hat sein Ebenbild geschaffen, das
freiüch nocli nicht jene Fntschlossenheit und Seübstän-
digkeit anzeigt, die als bestimmende Eigenschaften den
Selbstbildnissen Feuerbachs aus Paris zugehören, aber
dem wahren Verehrer des Meisters die Tragik seines
Lebens in einem wichtigen künstlerischen Dokument
der Jugendzeit schon bedeutungsvoll offenbart.
Dtc JHeuet’toeübungcn des Qrünen Qeu)ölbes eu Dresden
oon
lÜaltet’ Jiotsbaufcn
jn Museen und Privatsammlungen sind die Gefäße aus
grünem Stein — Serpentin — in silbervergoldeten
Fassungen des 16. u. 17. Jahrh. nicht selten. Die Gegend
ihrer Herstellung ist das Kurfürstentum Sachsen
mit den Steinbrüchen des Erzgebirges. Schon seit
dem Anfang des 16. Jahrh. brach man dort Serpentin,
auch Marmor und Alabaster. Der Hauptort der Ser-
pentiudreherei war Zöblitz seit dem 16. Jahrh. bis zur
heutigen Zeit, in der freilich die Serpentinverarbeitung
keine bedeutende Rolle mehr spielt. Den ersten größe-
ren Anstoß bekam die Serpentinverarbeitung durch die
Bestrebungen des Kurfürsten August, der bekanntlich
als einer der ersten deutschen Fürsten systematisch
nach den Grundsätzen des Merkantilismus wirtschaftete.
In seinem Auftrag untersuchte Nosseni das Land nach
verwendbaren Steinarten. Er erhielt das Privileg der
alleiniigen Ausbeute für Marmorarten. Seine Bemühun-
gen liegen zwischen den Jahren 1575 bis nach 1590.
Mit dem Beginn des 17. Jahrh. nahm der Handel rnät
Serpentin einen bedeutenden Aufschwung. Die Innting
der Zöblitzer SeTpentinsteindreherei, 1613 als einzige in
Deutscliland durch eine Bruchordnung bestätigt, trieb
nrit ihren Erzeugnissen noch im vorigen Jahrhundert
ausgebreiteten Handel1). Das Grüne Gewölbe zu Dres-
den bewahrt eine Anzahl vou Serpentingefäßen, darun-
ter eine Gruppe von seehis großen henkello'sein Krügen,
wohl Apothekergefäßen, mit silbervergoldetem Fuß und
Deckel. Nach den eingravierten Wappen waren sie für
den Kurfürsten August und seine Gemahlin Anna be-
stimmt. Die Fassungen tragen Dresdner Beschau und
die Goldschmiedemarke des Urban Schneöweiß, der bis
1600 lebt. Von ihm sind auch fzwei klleine Krüge in
dunklem Serpentin gefaßt. Bemerkenswert ein großer
heller Humpen in guter Renaissancefassung mit plasti-
b O. Herrmann, Steinbruchindustrie und Steinbruchgeologie,
Berlin 1899.
Schmidt, Jul. Geschichte der Serpentin-Industrie zu Zöblitz
im sächsischen Erzgebirge i. d. Mitteilg. d. Kgl. Sächs. Vereins für
Erforschung u. Erhaltung vaterl. Geschichts- und Kunstdenkmale,
Dresden 1867. Auf diese Dissertation gründen sich alle weiteren
Berichte über die Serpentinfrage.
schen Reliefs. Aus der Zeit Christians I. cine flache
Büchse aus Serperitin mit dem Allianzwappen von
Sachsen und Brandenburg. Ein Faß aus dunklem
Serpentin weist als Entstehungszeit auf die ersten Jahr-
zehnte des 17. Jahrh. Bei M. Salomon in Dresden ist
kürzlich ein Serpentinkrug in Silberfassung mit einem
Deckel in durchbrochenem Silberornament aufgetaucht.
Er hat Freiberger Marke des Meisters David Winckler
zwischen 1617 und 1635 gearbeitet. Von ihm im Grünen
Gewölbe der Willkomm der ehem. Saigerhütte Grünthal.
Herstellung und Export der Serpentinwaren urn
1600, die gedreht und poliert wurden, schienen nacli die-
sen Arbeiten zunächst mehr eine lokale Angelegenheit,
ein fürstliches Experiment zu sein.
Die Marken anderer Arbeiten auf den Ort der
Fassung hin untersucht, lassen das Bild der Sächsischen
Serpentinverarbeitung neu entstehen, die auch nach
Ausdehnung ihres Exports bedeutend war. Das Grüne
Gewölbe besitzt einen kleinen bauchigen Krug aus edlem
Serpentin mit silbervergoldetem, emailliertem Deckel
und Fuß. Er hat Augsburger Beschau und Meistennarke
des Phiiipp Pehner (1573—1634). In Berlin befindet sich
ein Serpentinhumpen lin Fassung des 16. Jahrhunderts,
bezeichnet D. G. mit Wiiener Marke. Eine Kanne und das
dazu gehörige Becken aus Serpentin in unvergoldeter
Silberfassung, tragen das Allianzwappen von Waldeck
und Baden. Graf Wolrad IV. von Waldeck heiratete
1607 Anna, die Tochter des Markgrafen von Baden. Die
N. H. C. bezeichnete Arbeit hat Augsburger Marke.
Außerdem ist im Berliner Kunstgewerbemuseum noch
ein Serpentinhumpen in vergoldeter Kupferfassung des
17. Jahrhunderts. Räumlich und zeitlich sind damit für
die Verbreitung der Serpentingefäße feste Punkte
gewonnen.
Die damalige Ausfuhr von sächsischen Serpentin-
gefäßen läßt sich aber aucli für Norddeutschland nach-
weisen. Der neuerworbene Krug aus
dunklem Serpentin (Abb. 1) in silbervergoldeter
Fassung, hat dieselben Profilformen, wie die Krüge des
Urban Schneeweiß. Der Deckel trägt die Marke von
Emden mit der Jalireszahl 1589. Die Meistermarke, ein
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