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\ us der ungeheuren Masse römischen Münzguts, dic
*■ * uns erhalten ist und durcli immer neue Funde sich
vermehrt, ragen als besondere Seltenheiten die soge-
nannten M e d a i 11 o n s hervor, Prägestücke in ('.old,
Silber oder Bronze, welche durch Größe und bis zur
Verfallzeit des Imperiums durch Schönheit der ktinst-
lerischen Ausführung vor den Produkten der regulären
Münzung ausgezeichnet sind. Man betrachtet sie als
Zier- und Erinnerungsstücke, eine Art Vorläufer unse-
rer Medaillen. Vielfach sind sie wolil von den römi-
schen Kaisern als Geschenke gegeben, wie unsere
Orden verliehen worden.
Eine schon ihremFormat nach besonaers imposante
Klasse dieser Prunkmiinzen bilden die in ßronze her-
gestellten R a h m e n - (oder Rand-) medail-
lons (medaglioni cerchiati, medaillons encercles), bei
der.en das geprägte Kernstück zur Erhöhung der reprä-
sentativen Wirkung mit einem breiten, fein profilierten,
manchmal noch besonders verzierten Rahmön umgeben
ist. Der Gesamtdurchmesser beträgt so etwa 55 bis
70 Millimeter. Sie sind durchweg sehr selten, man
kennt ihrer noch lange keine hundert, und so ist das'
Auftauchen eines neuen Exemplares allemal als Ereig-
ttis zu betrachten. Gewöhnlich sind die Bronzemedail-
lons in Rom und seiner Umgebung gefunden worden.
Ein günstiger Zufall ftigtc es, daß gleich zwei neue
Rahmenmedaillons dieser Art, die in den letzten Jahren
zu Tage gekommen sind (beide ausnahmsweise an der
Peripherie des römischen Reiches!) in deutsche Samm-
lungen wandern konnten. Das eine, imJahrel921 beiTrier
gefunden und in das Trierer Museum gelangt, ist von
dem Direktor dieser Sammlung, Prof. Dr. Krtiger, in der
„Trierer Zeitschrift“, I, 1926, das andere aus Aegypten
stammend und im Besitz von Dr. K. Simon, Frankfurt
a. M„ jetzt von mir in der Berliner „Zeitschrift fiir
Numismatik“, XXXVII, 1927 veröffentlicht worden. Den
Lesern des „Kunstwanderers“ mag vielleicht eine Ab-
bildung und kurze Erklärung dieser ungewöhnlichen
Münzdenkmäler des kaiserlichen Roms Interesse bieten.
Das Frankfurter Medaillon (Abb. 1) ist eine Prä-
gung des Kaisers Hadrian (117—138 n. Chr.).
Der ungemein fein gezeichnete Kaiserkopf des Mittel-
stückes, das offenbar scharf gereinigt ist, leuchtet im
ursprünglichen Glanze des Golderzes (aurichalcum),
das die Römer in der guten Zeit verwendet haben, und
klingt mit dem lebhaften Rotgrün der Patina des Zier-
randes in einem schönen Farbenakkord zusamtnen —
was die Abbildung natürlich nicht wiedergeben kann.
Die Rückseite ist leider schlecht erhalten. Aber sie
bringt doch den Gewinn, daß sie das Bild des den
Wagen besteigenden Sonnengottes als ein
Novum auf hadrianischen Mcdaillons erkennen läßt.
Ganz die gleiche Darstellung, wohl auch aus demselben,
nur in der Aufschrift umgeänderten Stempel herrührend,
findet sich auf einem sehr schön erhaltenen Medaillon
des Berliner Münzkabinetts (Abb. 2) von Hadrians
Adoptivsohn A e 1 i u s (zum Thronfolger ernannt 135,
gestorben 1. Januar 138). Man kann demnach die bei-
den Medaillons als Parallelemissionen votn Jahre 135
bis 137 auffassen und wird in ihrer Rückseitenallegorie
den Gedanken ausgedrückt denken dürfen, daß mit dem
neuen Cäsar eine neue Sonne und Zukunftshoffnung
über das römische Weltreich aufgehe.
Das Trierer Stück (Abb. 3), das wegen starker Ver-
krustung und fressender Patina elektrolytisch gereinigt
werden mußte, ist von sehr guter Erhaltung. Es trägt
auf der Vorderseite die Gewandbüste des Kaisern
Antonius Pius (138—161 n. Chr.) und stammt
rach der Umschrift aus dem Jahre 148, in dem die zehn-
jährige Regierung dieses Kaisers festdch begangen
wurde. Im Jahre 147 oder 148 fand auch die 900jährige
Jubelfeier der Stadt Rom statt, und eines dieser Feste
mag nach Prof. Krüger den Anlaß zur Verleihung der
Schaumünze an eine hochgestellte Trierer Persönlich-
keit gegeben haben.
Auch hier ist die künstlerisch fein ausgeführte
Rückseiten-Darstellung von besonderem Interesse. Wir
sehen auf seinem Schlangenwagen Triptolemus;
den jugendlichen göttlichen Sämann der griechischen
Sage, rnit der erhobenen Rechten in weitem Schwung
die Samenkörner ausstreuen — die Erdgöttin Tellus am
Boden fängt sie in ihrem geöffueten Schoße auf. Die
Komposition ist in dieser Fortn auf römischen Monu-
menten nicht eben häufig.
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*■ * uns erhalten ist und durcli immer neue Funde sich
vermehrt, ragen als besondere Seltenheiten die soge-
nannten M e d a i 11 o n s hervor, Prägestücke in ('.old,
Silber oder Bronze, welche durch Größe und bis zur
Verfallzeit des Imperiums durch Schönheit der ktinst-
lerischen Ausführung vor den Produkten der regulären
Münzung ausgezeichnet sind. Man betrachtet sie als
Zier- und Erinnerungsstücke, eine Art Vorläufer unse-
rer Medaillen. Vielfach sind sie wolil von den römi-
schen Kaisern als Geschenke gegeben, wie unsere
Orden verliehen worden.
Eine schon ihremFormat nach besonaers imposante
Klasse dieser Prunkmiinzen bilden die in ßronze her-
gestellten R a h m e n - (oder Rand-) medail-
lons (medaglioni cerchiati, medaillons encercles), bei
der.en das geprägte Kernstück zur Erhöhung der reprä-
sentativen Wirkung mit einem breiten, fein profilierten,
manchmal noch besonders verzierten Rahmön umgeben
ist. Der Gesamtdurchmesser beträgt so etwa 55 bis
70 Millimeter. Sie sind durchweg sehr selten, man
kennt ihrer noch lange keine hundert, und so ist das'
Auftauchen eines neuen Exemplares allemal als Ereig-
ttis zu betrachten. Gewöhnlich sind die Bronzemedail-
lons in Rom und seiner Umgebung gefunden worden.
Ein günstiger Zufall ftigtc es, daß gleich zwei neue
Rahmenmedaillons dieser Art, die in den letzten Jahren
zu Tage gekommen sind (beide ausnahmsweise an der
Peripherie des römischen Reiches!) in deutsche Samm-
lungen wandern konnten. Das eine, imJahrel921 beiTrier
gefunden und in das Trierer Museum gelangt, ist von
dem Direktor dieser Sammlung, Prof. Dr. Krtiger, in der
„Trierer Zeitschrift“, I, 1926, das andere aus Aegypten
stammend und im Besitz von Dr. K. Simon, Frankfurt
a. M„ jetzt von mir in der Berliner „Zeitschrift fiir
Numismatik“, XXXVII, 1927 veröffentlicht worden. Den
Lesern des „Kunstwanderers“ mag vielleicht eine Ab-
bildung und kurze Erklärung dieser ungewöhnlichen
Münzdenkmäler des kaiserlichen Roms Interesse bieten.
Das Frankfurter Medaillon (Abb. 1) ist eine Prä-
gung des Kaisers Hadrian (117—138 n. Chr.).
Der ungemein fein gezeichnete Kaiserkopf des Mittel-
stückes, das offenbar scharf gereinigt ist, leuchtet im
ursprünglichen Glanze des Golderzes (aurichalcum),
das die Römer in der guten Zeit verwendet haben, und
klingt mit dem lebhaften Rotgrün der Patina des Zier-
randes in einem schönen Farbenakkord zusamtnen —
was die Abbildung natürlich nicht wiedergeben kann.
Die Rückseite ist leider schlecht erhalten. Aber sie
bringt doch den Gewinn, daß sie das Bild des den
Wagen besteigenden Sonnengottes als ein
Novum auf hadrianischen Mcdaillons erkennen läßt.
Ganz die gleiche Darstellung, wohl auch aus demselben,
nur in der Aufschrift umgeänderten Stempel herrührend,
findet sich auf einem sehr schön erhaltenen Medaillon
des Berliner Münzkabinetts (Abb. 2) von Hadrians
Adoptivsohn A e 1 i u s (zum Thronfolger ernannt 135,
gestorben 1. Januar 138). Man kann demnach die bei-
den Medaillons als Parallelemissionen votn Jahre 135
bis 137 auffassen und wird in ihrer Rückseitenallegorie
den Gedanken ausgedrückt denken dürfen, daß mit dem
neuen Cäsar eine neue Sonne und Zukunftshoffnung
über das römische Weltreich aufgehe.
Das Trierer Stück (Abb. 3), das wegen starker Ver-
krustung und fressender Patina elektrolytisch gereinigt
werden mußte, ist von sehr guter Erhaltung. Es trägt
auf der Vorderseite die Gewandbüste des Kaisern
Antonius Pius (138—161 n. Chr.) und stammt
rach der Umschrift aus dem Jahre 148, in dem die zehn-
jährige Regierung dieses Kaisers festdch begangen
wurde. Im Jahre 147 oder 148 fand auch die 900jährige
Jubelfeier der Stadt Rom statt, und eines dieser Feste
mag nach Prof. Krüger den Anlaß zur Verleihung der
Schaumünze an eine hochgestellte Trierer Persönlich-
keit gegeben haben.
Auch hier ist die künstlerisch fein ausgeführte
Rückseiten-Darstellung von besonderem Interesse. Wir
sehen auf seinem Schlangenwagen Triptolemus;
den jugendlichen göttlichen Sämann der griechischen
Sage, rnit der erhobenen Rechten in weitem Schwung
die Samenkörner ausstreuen — die Erdgöttin Tellus am
Boden fängt sie in ihrem geöffueten Schoße auf. Die
Komposition ist in dieser Fortn auf römischen Monu-
menten nicht eben häufig.
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