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Konüad Stüauß — pt?ankfart a. 0*
I—^ ei der Materialsammlung' für eine größere Ver-
öffentlichung iiber schlesische Kcramik1) stieß
Verfasser auf die in dem Verstcigerungskatalog vom
November 1909 bei Rudolph Lepke, Berlin, abgebildete
Platte aus der Sammlung Lanna-Prag.2) Diese ist in
dem Katalog Tafel 56 abgebildct und Seite 75 unter
Nr. 617 wie folgt beschrieben:
„Flache Schale auf Fuß, tondinoartig, mit vertieftem
Fond und plastischen, farbig glasierten Reliefverzierungen.
Im blau glasierten Fond Darstellung der Kreuzi-
gung mit den beiden Schächern. Links ein
Schloßmuseum Berlin
Kriegsknecht in eiserner Rüstung mit der Lanze. Rechts ein
Ritter mit Schild, ein weißes fliegendes Band hochhaltend. Zu
Füßen des Kreuzes Maria und Johannes. Auf
dem weißglasierten Rand drei kreisrunde Rosetten mit
musizierenden Putti, dazwischen Masken mit Qrotesken-
ornamenten. Farben: Smaragdgriin, gelbgriin, weißblau,
gelb und manganbraun. Deutsch, Anf. 16. Jahrh. (Schlesien?).
Auf der Riickseite eingekratzt in den weichen Ton H. K.
Höhe 4,2 cm, Durchmesser 27 cm.“
Da diese Platte weder nacli Werkstätten Ober-
Oesterreichs noch nacli Nürnberg eine Anlehnung auf-
wies, so hatte inan damals schon an eine Herkunft aus
Schlesien gedacht. In der Tat hat sie auch mit sclilesi-
scher Renaissancekeramik, die wir kennen, manches
gemeinsam. Es gibt aus der gleichen Sammlung im
*) Vergl. das soeben herausgekommene Werk: Strauß,
Schlesische Keramik. 70 Tafeln. Verlag Ed. Heitz, Straßburg im
Deutschen Elsaß 1928.
2) Die Schüssel befindet sich jetzt im Schloßmuseum in Berlin.
Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe eine bunt-
glasierte Schüssel, gleichfalls mit der Darstellung der
Kreuzigung, welches Motiv besonders an schlesischen
Hafnerarbeiten des öfteren zu beachten ist. Unsere
Schüssel miißte aus einer sclilesischen Werkstatt stam-
men, die entgegengesetzt zu dcr Richtung der Neisser
Hafner3), welche ihre Verzierungen durch Einritzen der
Zeichnung und Auslegen von farbigen Glasuren erreich-
ten, ihre Ornamente durch aufgelegte Reliefs bildete.
Bereits im „Kunstwanderer“ 1925 auf Seite 185
liabe ich in einer Abhandlung „Zur Renaissancekeramik
in Schlesien“ mich mit den Glogauer Funden beschäftigt.
Auf Grund von Formen und Modellen konnte ich zwei
im Breslauer Museum befindliche buntglasierte Krüge
der Glogauer Werkstatt zuweisen. Es war das Ver-
dienst Professor Masners in Schlesiens Vorzeit, Band 4,
auf diesen hochwichtigen Scherbenfund aus Glogau zu-
erst aufmerksam gemacht zu haben. Unsere Schüssel
steht nun stilistisch mancher Modellform außerordentlich
nahe, z. B. finden wir unter den Resten ganz ähnliche
Medaillons wie die drei Putten, ferner wie von den
Figuren zur Kreuzigung sowie den Maskenköpfen,
welche aus ihren Mündern beblätterte Delphinen ranken
lassen. Auf der Rückseite der ehemaligen Lanna-Platte
steht H. K. in den weichen Ton eingeritzt. Nun kennen
wir unter den in Glogau gefundenen Formen eine An-
zahl, welche auf der Rückseite die Buchstaben P. W.,
M. W. K. und H. K., also die gleiche Signatur wie
auf unserer Platte, eingeritzt tragen. Damit ist die
Zuweisung der Schüssel für die Glogauer Werkstatt
wohl als gesichert atizusehen. Da uns nocli die Meister-
bücher vom Jahre 1596 erhalten sind, konnte ich die
Signatur P. W. als den Meister Peter Weise enträtseln.
Wcnn wir nach einer Auslegung des Monogramms
H. K.4) forschen, so geben uns die Glogauer Meister-
bücher leider nicht den gewünschten Aufschluß.
Unsere Schüssel stammt aus der 1. Hälfte des 16.
Jahrhunderts und zwar wahrscheinlich aus der Zeit
um 1540. Die Meisterbücher beginnen, wie schon er-
wähnt, erst mit dem Jahre 1596. Es ist dort unter den
ältesten Meistern nur der Name Adam Kasswald er-
3) Vergl. Die Kunst in Schlesien, Deutscher Kunstverlag
Berlin 1927. Karl Masner, Das Kunstgewerbe, S. 276 ff.
4) Nicht zu übersehen sei, daß uns in dem Monogramm H. K.
an Hafnerkacheln der Villinger Meister Hans Kraut begegnet,
welcher wahrscheinlich auch in anderen Qegenden als im Schwarz-
wald, wie z. B. Oberösterreich, gearbeitet resp. seine Erzeugnisse
dorthin versandt hat. Etwas Aehnlichkeit mit den Ornamenten
des Randes an unserem Teller hat die Pilasterfüllung einer Kachel
des berühmten Hans Kraut-Ofens im Victoria and Albert Museum
zu London. Vergl. Kornhas, Wann ist Hans Kraut, der bedeutende
Kunsttöpfer geboren und wann gestorben? „Heimat und Scholle“,
Karlsruhe 1927, Nr. 6, und Strauß, Der Kunsthafner Hans Kraut in
Villingen und seine Werke. „Altes Kunsthandwerk“ 1927, Heft 5.
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Konüad Stüauß — pt?ankfart a. 0*
I—^ ei der Materialsammlung' für eine größere Ver-
öffentlichung iiber schlesische Kcramik1) stieß
Verfasser auf die in dem Verstcigerungskatalog vom
November 1909 bei Rudolph Lepke, Berlin, abgebildete
Platte aus der Sammlung Lanna-Prag.2) Diese ist in
dem Katalog Tafel 56 abgebildct und Seite 75 unter
Nr. 617 wie folgt beschrieben:
„Flache Schale auf Fuß, tondinoartig, mit vertieftem
Fond und plastischen, farbig glasierten Reliefverzierungen.
Im blau glasierten Fond Darstellung der Kreuzi-
gung mit den beiden Schächern. Links ein
Schloßmuseum Berlin
Kriegsknecht in eiserner Rüstung mit der Lanze. Rechts ein
Ritter mit Schild, ein weißes fliegendes Band hochhaltend. Zu
Füßen des Kreuzes Maria und Johannes. Auf
dem weißglasierten Rand drei kreisrunde Rosetten mit
musizierenden Putti, dazwischen Masken mit Qrotesken-
ornamenten. Farben: Smaragdgriin, gelbgriin, weißblau,
gelb und manganbraun. Deutsch, Anf. 16. Jahrh. (Schlesien?).
Auf der Riickseite eingekratzt in den weichen Ton H. K.
Höhe 4,2 cm, Durchmesser 27 cm.“
Da diese Platte weder nacli Werkstätten Ober-
Oesterreichs noch nacli Nürnberg eine Anlehnung auf-
wies, so hatte inan damals schon an eine Herkunft aus
Schlesien gedacht. In der Tat hat sie auch mit sclilesi-
scher Renaissancekeramik, die wir kennen, manches
gemeinsam. Es gibt aus der gleichen Sammlung im
*) Vergl. das soeben herausgekommene Werk: Strauß,
Schlesische Keramik. 70 Tafeln. Verlag Ed. Heitz, Straßburg im
Deutschen Elsaß 1928.
2) Die Schüssel befindet sich jetzt im Schloßmuseum in Berlin.
Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe eine bunt-
glasierte Schüssel, gleichfalls mit der Darstellung der
Kreuzigung, welches Motiv besonders an schlesischen
Hafnerarbeiten des öfteren zu beachten ist. Unsere
Schüssel miißte aus einer sclilesischen Werkstatt stam-
men, die entgegengesetzt zu dcr Richtung der Neisser
Hafner3), welche ihre Verzierungen durch Einritzen der
Zeichnung und Auslegen von farbigen Glasuren erreich-
ten, ihre Ornamente durch aufgelegte Reliefs bildete.
Bereits im „Kunstwanderer“ 1925 auf Seite 185
liabe ich in einer Abhandlung „Zur Renaissancekeramik
in Schlesien“ mich mit den Glogauer Funden beschäftigt.
Auf Grund von Formen und Modellen konnte ich zwei
im Breslauer Museum befindliche buntglasierte Krüge
der Glogauer Werkstatt zuweisen. Es war das Ver-
dienst Professor Masners in Schlesiens Vorzeit, Band 4,
auf diesen hochwichtigen Scherbenfund aus Glogau zu-
erst aufmerksam gemacht zu haben. Unsere Schüssel
steht nun stilistisch mancher Modellform außerordentlich
nahe, z. B. finden wir unter den Resten ganz ähnliche
Medaillons wie die drei Putten, ferner wie von den
Figuren zur Kreuzigung sowie den Maskenköpfen,
welche aus ihren Mündern beblätterte Delphinen ranken
lassen. Auf der Rückseite der ehemaligen Lanna-Platte
steht H. K. in den weichen Ton eingeritzt. Nun kennen
wir unter den in Glogau gefundenen Formen eine An-
zahl, welche auf der Rückseite die Buchstaben P. W.,
M. W. K. und H. K., also die gleiche Signatur wie
auf unserer Platte, eingeritzt tragen. Damit ist die
Zuweisung der Schüssel für die Glogauer Werkstatt
wohl als gesichert atizusehen. Da uns nocli die Meister-
bücher vom Jahre 1596 erhalten sind, konnte ich die
Signatur P. W. als den Meister Peter Weise enträtseln.
Wcnn wir nach einer Auslegung des Monogramms
H. K.4) forschen, so geben uns die Glogauer Meister-
bücher leider nicht den gewünschten Aufschluß.
Unsere Schüssel stammt aus der 1. Hälfte des 16.
Jahrhunderts und zwar wahrscheinlich aus der Zeit
um 1540. Die Meisterbücher beginnen, wie schon er-
wähnt, erst mit dem Jahre 1596. Es ist dort unter den
ältesten Meistern nur der Name Adam Kasswald er-
3) Vergl. Die Kunst in Schlesien, Deutscher Kunstverlag
Berlin 1927. Karl Masner, Das Kunstgewerbe, S. 276 ff.
4) Nicht zu übersehen sei, daß uns in dem Monogramm H. K.
an Hafnerkacheln der Villinger Meister Hans Kraut begegnet,
welcher wahrscheinlich auch in anderen Qegenden als im Schwarz-
wald, wie z. B. Oberösterreich, gearbeitet resp. seine Erzeugnisse
dorthin versandt hat. Etwas Aehnlichkeit mit den Ornamenten
des Randes an unserem Teller hat die Pilasterfüllung einer Kachel
des berühmten Hans Kraut-Ofens im Victoria and Albert Museum
zu London. Vergl. Kornhas, Wann ist Hans Kraut, der bedeutende
Kunsttöpfer geboren und wann gestorben? „Heimat und Scholle“,
Karlsruhe 1927, Nr. 6, und Strauß, Der Kunsthafner Hans Kraut in
Villingen und seine Werke. „Altes Kunsthandwerk“ 1927, Heft 5.
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