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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Märzheft
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Daun, Berthold: Eine bisher unbeachtete Gewandstatue Adam Kraft's
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Rosenthal, Anna: Die Handzeichnungen Bernhard Rodes im Rathaus Schöneberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0295

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Engels mit dem Dornenkranz am Kalchreuther Taber-
nakel, der Imhoffschen Wappenfigur und der Madonna
„am gläsernen Himmel“ mit der Gewandstatue beweist
deutlich, daß aus allen diesen Figuren dieselbe
künstlerische Handschrift spricht und daß Adam Kraft
der Schöpfer der steinernen Gewandstatue ist. Die
acht Heiligen-F'iguren unten am Geländer des Lorenzer
Tabernakels wiirden zum Uebcrfluß nocli eine ganze
Reilie von ähnlichen Faltenmotiven, wie in der
Gewandstatue, erkennen lassen, und die derben

Gesichtsziige derselben kehren in der Maria der
Krönungsgruppe oben im Kalchreuther Tabernakel
wieder. Auch ist die Gewandstatue aus dcmselben
körnigen Sandstein geme'ißelt wie das Lorenzer und
Kalchreuther Tabcrnakel oder das Sakramentshäuschen
in der Klosterkirche zu Heilsbronn, das ich als Erzeug-
nis der Kraft’schen Werkstatt nachgewiesen habe.
Das ncu aufgetauchte Wcrk Adam Kraft’s wtirde sowohl
wegen der guten Qualität als auch wegen der Seltenheit
jedem Museum zur Zierde gereichen.

Dtc (iandEGicbnungcn Bet?nbat?d Rodes
im Ratbaus Scböneberg

oon

Anna Rofentbal

jie Kunstsammlung des Rathauses Schöneberg be-
sitzt seit einiger Zeit, durch eine Stiftung des
Generals von Spankeren, neben einer reichhaltigen
Photographiensammlung eine große Anzahl Handzeich-
nungen verschiedener Zeiten und Schulen. Darunter
befinden sich auch ungefähr 30 Zeichnungen Bernhard
Rodes.

Sie sind nur zum Teil datiert, lassen sich aber bei
Rodes klar unterscheidbarer Malweise leicht bestimm-
ten Perioden zuweisen. Zu den frühesten Stücken ge-
hört eine Kreidezeichnung „Der ungläubige Thomas“
(Abb. 1), zweifellos eine Vorstudie zu dem rechten Teil
des Altarbilds in der Marienkirche zu Berlin. Stellung
und Haltung von Christus und Thomas stimmen auf
Zeichnung und Bild genau überein. Da das Altarbild
schon um 1759 gemalt wurde, ist die Zeichnung der
gleichen Zeit zuzuweisen. Diese frühe Datierung ließe
sich auch allein durch dcn Stil rechtfertigen, der die
sorgsame, ordentliche, man möchte sagen, akademische
Arbeitsweise der Frühzeit Rodes zeigt.

Ebenfalls ein frühes Blatt, aber einer anderen Rich-
tung zugehörig als das eben besprochene, ist die abge-
bildete Rötelzeichnung (Abb. 2). Sie bildet ein gutes
Beispiel für eine Epoche der Rodeschen Malerei, die
wenig von dein herrschenden Akademismus berührt
wird, sondern durch ihre schlichte, anspruchslose Dar-
stellungskunst fast den Anfang eincr bürgerlichen
Malerei bedeutet; zu ihr gehören die Bilder nach den
Gellertschen Fabeln und eine Reihe Radierungen zu
Rabeners Satiren.*) Sehr fein ist auf der Rötelzeich-
nung dieser Sammlung mit wenigen Strichen das Profil
des auf das Pferd steigenden Edelmannes hingesetzt.
Auffallend ist aber das geringe Variationsvermögen
Rodes bei figürlicher Darstellung. Denn genau das
gleiche Profil ist in gleicher Linienführung auf einer
Radierung zu Rabeners Satiren „Die Seele dcs Gei-
zigen“ wiederholt.

*) Ausführlichere Angaben in meiner Arbeit über Bernhard
Rode, Mitteilungen des Vereins f. d. Geschichte Berlins 1927, Heft 3.

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