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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Augustheft
DOI Artikel:
Schmitz, Alfred Ludwig: Frühchristliche Kunst in Paris
DOI Artikel:
Gosebruch, Ernst: Kunst und Technik: zur Ausstellung im Museum Folkwang der Stadt Essen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0544

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zwar in die Zeit zwischen 360 und 423, datiert werden
kann. Außer dctn dominierenden Christusmonogramm
zeigt die Schale einen Teil des sepulkralen Bilderkreises,
von dem der Sündenfall, Daniel mit den Löwen und
Susanna zwischen den -beiden Alten, besonders gut er-
kennbar sind. Auffatlend ist die Darstellung des Daniet,
der den babylomschen Drachengötzen vergiftet, da die-
ses Motiv woht' einige Male in der frühchristlichen
Plastik erscheint, aber in Malcrei und Zeichnung ganz
fehlt. Der Schtiff, auf der Rückseite ausgeführt, ist
wirklich nur mit einem einfachen Können gemacht, aber
das Ganze entbehrt trotzdem nicht eines gewissen
ästhetischen Reizes.

Wer im Louvre nun noch mehr aus dieser Zeit zu
se'hen wünscht, muß schon in die Magazine steigen.
Abbe Drioton vom Institut catholique, der als Spezialist
für Fragen der koptischen Kunst conservateur adjoint
des Louvre ist, hatte die große Liebenswürdigkeit, mir
atles vorzuführen. Es handelt sich durchweg um Sachen,
die nur aus Mangel an Platz noch nicht ausgestellt sind.
llire Qualität ist erheblich, und es sind ausschließlich
Stücke, die aus Aegypten stammen. Zunächst über-
rascht eine Sammtung koptischer Bronzegeräte, über-
wiegend Lampen äller Art. Ihre Erhattung ist aus-
gezeichnet, und manches Exemplar geht über die Berli-
ner Bronzesammlung, die bisher als die beste galt, hin-
aus. Da ist besonders ein vielarmiger Kronleuchter
(Polylichnion) in Reifenform interessant, in dessen vom
oberen Rande herausgeklappten Arme gläserne Oel-
lämpchen gehängt wurden, wie sie von der Menasexpe-
dition her bekannt sind. Im Gegensatz zu den gleich-
artigen Stücken in Kairo und Berlin, deren Grundform
ganz kompakt ist, ist der breite Reif ringsherum durch
eine christliche, ä jour gearbeitete Inschrift unter-
brochen, die in einer Anrufung der jungfräu'tichen
Gottesmutter kulminiert.

Diese Bronzen werden demnächst in einem zweiten
Saal frühchristlicher Kunst zu sehen sein, der von Abbe

Drioton fast fertig vorbereitet wörden ist. In diesem
Raume wird man einen ausgezeichneten ästhctischen
Eindruck von der syrisch-ägyptischen Architektur-
ptastik des 5. bis 6. Jahrhunderts gewinnen können.
Aucli liier handelt es sich naturgemäß um Eragmente, um
Pfeiler, Säulen, Kapitelte, Architrave, Friese. Aber der
Eindruck des Pulverisierten kommt deshälb nicht auf,
weül die Sachen aus demsetben Fundort stammen und so
üer ganze Saal im wesentlichen einen einzigen, noch
ciazu besonders dekorativen, Stil zeigt (vergl. Abb. 3).
1 )ie damit gegebenen Möglichkeiten ftir eine schlagende
Aufstetlung siind in durchaus glückliclier Weise genutzt
worden. Damit koinmen endlich die Schätze zur atlge-
meinen Kenntnis, die Chassinat im Anfang des Jahr-
hunderts bei der Ausgräbung der Klosterkirche von
Bawit fand, die er neben Cledat, der sich nur mit den
Kapellen des Mönchsfriedhofes beschäftigte, zur Aus-
führung brachte. Die Aufstel'lung enthält, soweit ich sah,
nichts, was dem Fac’hforscher nicht schon durch Chassi-
nats Publikation von 1911 (in den Memoires des franzö-
sischen Instituts von Kairo) bekannt ist. In dem glei-
chen Saale wird man dann iibrigens aucli eines der
interessantesten Beispiele des römisch-ägyptischen
Mischstils seheni, jenen berühmten, schon von Georg
Ebers beschriebenen, falkenköpfigen, in römische
Rüstung gekteideten Horus zu Pferde, der das Krokodil,
das Prinzip des Bösen, mit seiner Lanze durchbohrt und
ein heute atlgemein anerkannter Ahne der christlichen
Reiterheiligen ist. (Abb. 4.)

Mit dieser Aufstellung wird man aber die frühchrist-
lichen Schätze des Louvre noch nicht alle gezeigt haben.
Im Magazin befindet sich ein noch gänzlich unbearbei-
tete, umfangreiche Sammtung von spätheUenistischen
und koptischen Stoffen, die eine Reihe von formal wie
inhaltlich bedeutenden Geweben enthält. Besonders fie'l
mir ein Stück auf, das aussieht, als ob es direkt nach
einem griechischen Vasenbilde gearbeitet wäre. Aber
diese Stoffe sind ein Kapitel für sich.

(Scliluß folgt.)

Kunft und Tecbnik

Eut? Ausdcüung fm IMufcum polkurang dee Stadt 6(Tcn

oon

etmß öofebcacb

[j ie von dem Verein Deutscher Ingenieure und der
Stadt Essen im Museum Folkwang veranstaltete
Ausstetlung „Kunst und Technik“ hat zmn 'rhema die
Welt der Technik in der bildenden Kunst, die Stätten
der Arbeit und 'ihre Bewolmer, wie sie von her-
vorragenden Künstlern auf eine mustergiltige Formel
gebracht worden sind. Gegen die'sen Inha'lt ist gleicli zu
Beginn der Scliau, wohl unter dem Einfluß von Werk-
bundideen, ausgesprochen wörden, ob es nicht richtiger

gewesen sei, unter dem obigen Titel Gegenstände der
Technik zu vereinigen, in denen praktischer Zweck und
Kunstform zusammengehen, eine Parole, die vielfach zu
ungunsten der unter sehr großen Miilien und Opfern zu-
standegekommenen Veranstältung aufgegriffen worden
ist. Nun braucht gar nicht geleugnet zu werden, daß
sich auf dieser Linie ein sehr reizvolles Ausstellungs-
programm durchführen ließe, allein es ist wirklich nicht
einzusehen, warum die Museen jene von den heutigen

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