unter den Herden der Töchter Jethros, das Quellwun-
der, die Eherne Schlange* * * 5 6), der brennende Dornbusch,
in dem Maria erscheint und anderes. Durch ein Felsen-
loch im Djebel Serbal fällt ein Sonnenstrahl auf die
Stätte dcs Dornbuschwunders7).
Das gesamte Szenarium unserer Urkunde scheint
mir auf eine verloren gegangene, mittelalterliche Dar-
stellung (Mosaik oder Tafelbild) zurückzugehen, dessen
Urtyp hier also überliefert wäre. Eine gewisse Tradi-
tion in dieser Richtung lebt noch fort; die Sinaimönche
vereliren noch heute dem Pilger ein kleines Kunstblatt
(Stich), welches einen Teil der bildlichen Darstellung
unseres Dokumentes in etwas veränderter, teilweise
auch stilisierter Form wiedergibt. In seinem Schrift-
chen „Das Katharinenkloster am Sinai“, Leipzig 1912
führt Prinz Johann Georg von Sachsen eine solche
brottisch und die heiligen Geräte, darunter der siebenarmige Leuch-
ter. Rechts am Eingang Aaron in hohepriesterlichem Schmuck
mit Rauchfaß und grünendem Stab.
5) Eine flottgedachte Szene um das auf ragender Säule thro-
nende Kalb. Ein Kriegsmann in römischer Tracht ist ins Gebirge
geeilt, Moses zu benachrichtigen, der die Tafeln hebt, um sie zu
zerschmettern.
6) Eine bewegte, figurenreiche Komposition, welche auf eine
Vorlage von Meisterhand schließen läßt und an gute Vorbilder der
Renaissance erinnert.
7) Bezeichnend für die Wandlung der Tradition ist der Um-
stand, daß unser Dokument das Dornbuschereignis noch außerhalb
des Klosters verlegt, während die Stelle heute hinter der Apsis
der Verklärungsbasilika gezeigt wird. Auch hierherein, in die ins
fünfte Jahrhundert zurückgehende Kapelle des feurigen Busches,
soll alljährl.ich einmal jener Sonnenstrahl vom Djebel es-Salib un-
mittelbar auf die silberne Platte dringen, welche jetzt den Ort
der Erscheinung bezeichnet. Mit dem Djebel es-Salib, d. i. Kreuz-
berg, ist der Serbal gemeint, auf welchem dereinst ein Kreuz
errichtet war. Auch der gleich zu erwähnende moderne Sticb
verlegt d.ie Dornbuschszene bereits ins Kloster.
moderne Eulogie, die er gelegentlich seines Sinaibesu-
clies im Jahre 1910 erhielt, vor Augen.
Eine Stütze für die Annahme, unsere Bilderleinwand
sei überdies ein liturgisches Gerät, ein Antimision, ge-
wahren vielleicht ihre erst teilweise entzifferten
T e x t e in griechischer, lateinischeru n d
slavischerSprache. Auch hinsichtlich seiner Be-
schriftung wäre dann dieses Antimision ohne Parallele.
Die Texte verteilen sich auf den oberen rechten und un-
teren Rand. In einer 17-zeiligen lateinischen Inschrift
oben links wendet sich ein Athanasius sacri montis
Sinai in Arabia archiepiscopus an Alle, welche das
Dokument vor Augen bekommen, speziell auch — wie
bei den Rundschreiben der Römischen Kirche — an die
„christlichen Fürsten“. In einer großzügig, quer über
das Ganze laufenden griechischen Reihe kchrt derselbe
Kirchenfürst wieder: £\eü> Deou dpxts'jciaxdjcbo toö dqou xai
Dco/JaXiaxou dpuu; Stvd ’ADavaaiou während ein vierzeiliger
griechischer Text oben rechts sich auf die Translation
der hl. Katharina bezieht und eine 70-zeilige gleiclifalls
griechische Kolumne arn rcchten Rand in 23 Nummern
auf einen Teil der dargestellten Bilder verweist. Ein
langer, neunzeiliger slavischer, sowie darunter ein
siebenzeiliger griechischer Text füllen den ganzen unte-
ren Rand; hier scheint von den Segnungen und heiligen
Stätten des Sinai die Redc zu sein.
Der zweimal erwähnte Erzbischof Athanasios gibt
einen Anhalt für die Datierung, falls man dabei an den
Träger dieses Namens denken will, der dcn sinaitischen
Stuhl von 1708—20 innehatte. Dem würden dann auch
die frühestens der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
entsprechenden paläographischen Merkmale entspre-
chen. Doch wird eine endgiltige Datierung erst nach
einwandfreier Entzifferung aller Texte möglich sein.
Qefcbnittene Gläfev des Keffnet?cjvtufeums, finnnooev
oon
C. K(itt)mann s jiannoüet?
I |ie bei der Eröffnung des Museums verschwindend
kleine Sammlung von Gläsern des 17. und 18.
Jahrhunderts hat im Laufe der letzten Jahrzehnte
wesentliche Bereicherungen erfahren. Es gelang eine
Rcilie beachtlicher Pokale zu erwerben, so daß der heu-
tige Bcstand ein für den Kunsthistoriker nicht ganz un-
wichtiges Material vereinigt. Als Schenkung der Frei-
frau Louise von Poten fiel zunächst ans Vaterländische
Museum einer der von Robert Schmidt in seinen bran-
denburgischen Gläsern ausführlich behandelten Riesen-
pokale, die dem Magdeburger Münzdirektor Hcinrich
Friedrich Halter zuzuschreiben sind. Er zeigt alle
Merkmale von dessem Schnitt. An Stelle des sonst
üblichen Porträts erscheint auf der einen Seite das
springende Welfenroß (Abb. 1), auf der anderen Seite
die Ansicht der Stadt Hannover, als solchc noch be-
sonders kenntlich gemacht durch ein über der Spitze
des liöchsten Kirchturmes, dcrn der Marktkirche, ange-
brachtes naturalistisch gehaltenes und durchaus
unheraldisches Kleeblatt. Die Vorlage geht auf einen
noch aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stam-
menden Stich zurück, dcssen Originalplatte im Stadt-
archiv bewahrt wird. Der Pfeifenansatz zeigt die von
Halter’schen Arbeiten bekanntc mattierte Sonnenblume.
Bald nach seiner Ucbernahme ins Kestner-Museum ge-
lang der Erwerb eines gleichartigen prächtigen Pokals
51
der, die Eherne Schlange* * * 5 6), der brennende Dornbusch,
in dem Maria erscheint und anderes. Durch ein Felsen-
loch im Djebel Serbal fällt ein Sonnenstrahl auf die
Stätte dcs Dornbuschwunders7).
Das gesamte Szenarium unserer Urkunde scheint
mir auf eine verloren gegangene, mittelalterliche Dar-
stellung (Mosaik oder Tafelbild) zurückzugehen, dessen
Urtyp hier also überliefert wäre. Eine gewisse Tradi-
tion in dieser Richtung lebt noch fort; die Sinaimönche
vereliren noch heute dem Pilger ein kleines Kunstblatt
(Stich), welches einen Teil der bildlichen Darstellung
unseres Dokumentes in etwas veränderter, teilweise
auch stilisierter Form wiedergibt. In seinem Schrift-
chen „Das Katharinenkloster am Sinai“, Leipzig 1912
führt Prinz Johann Georg von Sachsen eine solche
brottisch und die heiligen Geräte, darunter der siebenarmige Leuch-
ter. Rechts am Eingang Aaron in hohepriesterlichem Schmuck
mit Rauchfaß und grünendem Stab.
5) Eine flottgedachte Szene um das auf ragender Säule thro-
nende Kalb. Ein Kriegsmann in römischer Tracht ist ins Gebirge
geeilt, Moses zu benachrichtigen, der die Tafeln hebt, um sie zu
zerschmettern.
6) Eine bewegte, figurenreiche Komposition, welche auf eine
Vorlage von Meisterhand schließen läßt und an gute Vorbilder der
Renaissance erinnert.
7) Bezeichnend für die Wandlung der Tradition ist der Um-
stand, daß unser Dokument das Dornbuschereignis noch außerhalb
des Klosters verlegt, während die Stelle heute hinter der Apsis
der Verklärungsbasilika gezeigt wird. Auch hierherein, in die ins
fünfte Jahrhundert zurückgehende Kapelle des feurigen Busches,
soll alljährl.ich einmal jener Sonnenstrahl vom Djebel es-Salib un-
mittelbar auf die silberne Platte dringen, welche jetzt den Ort
der Erscheinung bezeichnet. Mit dem Djebel es-Salib, d. i. Kreuz-
berg, ist der Serbal gemeint, auf welchem dereinst ein Kreuz
errichtet war. Auch der gleich zu erwähnende moderne Sticb
verlegt d.ie Dornbuschszene bereits ins Kloster.
moderne Eulogie, die er gelegentlich seines Sinaibesu-
clies im Jahre 1910 erhielt, vor Augen.
Eine Stütze für die Annahme, unsere Bilderleinwand
sei überdies ein liturgisches Gerät, ein Antimision, ge-
wahren vielleicht ihre erst teilweise entzifferten
T e x t e in griechischer, lateinischeru n d
slavischerSprache. Auch hinsichtlich seiner Be-
schriftung wäre dann dieses Antimision ohne Parallele.
Die Texte verteilen sich auf den oberen rechten und un-
teren Rand. In einer 17-zeiligen lateinischen Inschrift
oben links wendet sich ein Athanasius sacri montis
Sinai in Arabia archiepiscopus an Alle, welche das
Dokument vor Augen bekommen, speziell auch — wie
bei den Rundschreiben der Römischen Kirche — an die
„christlichen Fürsten“. In einer großzügig, quer über
das Ganze laufenden griechischen Reihe kchrt derselbe
Kirchenfürst wieder: £\eü> Deou dpxts'jciaxdjcbo toö dqou xai
Dco/JaXiaxou dpuu; Stvd ’ADavaaiou während ein vierzeiliger
griechischer Text oben rechts sich auf die Translation
der hl. Katharina bezieht und eine 70-zeilige gleiclifalls
griechische Kolumne arn rcchten Rand in 23 Nummern
auf einen Teil der dargestellten Bilder verweist. Ein
langer, neunzeiliger slavischer, sowie darunter ein
siebenzeiliger griechischer Text füllen den ganzen unte-
ren Rand; hier scheint von den Segnungen und heiligen
Stätten des Sinai die Redc zu sein.
Der zweimal erwähnte Erzbischof Athanasios gibt
einen Anhalt für die Datierung, falls man dabei an den
Träger dieses Namens denken will, der dcn sinaitischen
Stuhl von 1708—20 innehatte. Dem würden dann auch
die frühestens der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
entsprechenden paläographischen Merkmale entspre-
chen. Doch wird eine endgiltige Datierung erst nach
einwandfreier Entzifferung aller Texte möglich sein.
Qefcbnittene Gläfev des Keffnet?cjvtufeums, finnnooev
oon
C. K(itt)mann s jiannoüet?
I |ie bei der Eröffnung des Museums verschwindend
kleine Sammlung von Gläsern des 17. und 18.
Jahrhunderts hat im Laufe der letzten Jahrzehnte
wesentliche Bereicherungen erfahren. Es gelang eine
Rcilie beachtlicher Pokale zu erwerben, so daß der heu-
tige Bcstand ein für den Kunsthistoriker nicht ganz un-
wichtiges Material vereinigt. Als Schenkung der Frei-
frau Louise von Poten fiel zunächst ans Vaterländische
Museum einer der von Robert Schmidt in seinen bran-
denburgischen Gläsern ausführlich behandelten Riesen-
pokale, die dem Magdeburger Münzdirektor Hcinrich
Friedrich Halter zuzuschreiben sind. Er zeigt alle
Merkmale von dessem Schnitt. An Stelle des sonst
üblichen Porträts erscheint auf der einen Seite das
springende Welfenroß (Abb. 1), auf der anderen Seite
die Ansicht der Stadt Hannover, als solchc noch be-
sonders kenntlich gemacht durch ein über der Spitze
des liöchsten Kirchturmes, dcrn der Marktkirche, ange-
brachtes naturalistisch gehaltenes und durchaus
unheraldisches Kleeblatt. Die Vorlage geht auf einen
noch aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stam-
menden Stich zurück, dcssen Originalplatte im Stadt-
archiv bewahrt wird. Der Pfeifenansatz zeigt die von
Halter’schen Arbeiten bekanntc mattierte Sonnenblume.
Bald nach seiner Ucbernahme ins Kestner-Museum ge-
lang der Erwerb eines gleichartigen prächtigen Pokals
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