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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

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1./2. Märzheft
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Darmstaedter, Ludwig: Die Baumeister im alten Italien: Bramante - Donato d'Angelo
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Schapire, Rosa: Aus spanischen Museen, [2]: Madrid
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0299

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den weiteren Auftrag erhielt: den Chor in Santa Maria
del Popolo fertig zu stellen, der noch wie Santa Maria
in Mailand auf Dekoration eingestellt war. Die Jahre
der Beobachtung und Sammlung kamen Bramante sehr
zugute; Caraffa sorgte für ihn, indem er ihn dem Papste
Alexander VI. empfahl, der großes Interesse an der
Verschönerung der Stadt hatte und für Bramante sehr
eingenommen war. Ihm dankte Bramante den Auftrag
des päpstlichen Kämmerers Rafael Riario zur Vollen-
dung des Baus der Cancellaria, die den schönsten der
Säulenhöfe Roms erhielt, und erst unter der Herrschaft
von Julius II. vollendet wurde. Dieser Papst war
Bramante besonders gewogen. Seit seiner Inthronisa-
tion im Jahre 1603 war Bramante, der ihm, wie ich
anfangs schon erwähnte, in Genialität glich für seine
Bauten eines und alles. Festungsbauten in Bologna,
Belagerungsarbeiten bei Mirandola hatte Bramante
auszuführen; die schönste Arbeit aber galt dem groß-
artigen Plan von Julius II., den Vatikan so mit dem
Belvedere zu verbinden, daß der dazwischenliegende
Raum mit Hal'en, Höfen und Palästen ausgefüllt werden
sollte. Ju'ius Idee fand bei Bramante wahrhaft klassi-
sche Gestaltung; der Cortile di San Damasco, zu dem

Rafael später seine Säulenloggia hinzufügte, ist ein un-
erreichtes Muster von Schwung, Leichtigkeit und
Anmut. Die übrigen Bauten, wie namentlich das
Amphitheater, sind verschwunden; vieles andere, wie
auch die berühmte Nische des Belvedere, ist durch den
Bibliotheksbau von Sixtus V. schwer geschädigt, aber
was übrig ist und namentlich die schöne flache Wendel-
treppe am Belvedere sind und bleiben Bramantes
ewiger Rulim. Julius II. war von der Art, wie Bra-
mante seine Lieblingsideen ausführte, so befriedigt, daß
er dem Künstler das hohe Amt des Siegelbewahrers
verlieh und ihn mit Geschenken überhäufte. Die größte
Gunst aber war die Ausführung des großartigen Gedan-
kens des Neubaus der Peterskirche, die ich am Anfang
dieser Skizze eingehend behandelt habe. Die letzte
Arbeit Bramantes war der 1510 in Angriff genommene
kleine Wunderbau der Santa Casa in Loreto, der nach
Bramantes Tod von Andrea Sansorino mit prächtigen
Skulpturen ausgeschmückt wurde. Bramante starb am
11. März 1514 und wurde in der von ihm erbauten
Peterskirche beigesetzt, die bis in die fernste Zukunft
den Ruhm des genialen Künstlerpaares Bramante und
Michelangelo künden wird.

Aus fpanifcbcn Jviufeen

Hadcid

oon

Rofa Sdjaptt’e

ii.* *)

[j er Sammelleidenschaft der spanischen Könige ent-
sprungen hat der Prado zu Madrid als Privat-
galerie ganz großen Stils alle Vorzüge und Schwächen
einer solchen. Einzelne Epochen, so überraschender-
weise das Holland des .17. Jahrhunderts, fehlen fast
ganz, dafür s,ind andere Künstler so großartig vertreten
wie sonst nirgends auf der Welt.

Im Wunscli es Napoleon gleichzutun, hat Joseph I.
(Bonaparte) 1809 den Plan1) gefaßt, eine Bildergalerie
zu gründen. Erst unter Ferdinand VII. wurde dieser
Pian Wirklichkeit. 1819 wurde die Galerie nach man-
cherlei Vorarbeiten der Oeffentlichkeit übergeben. Sie
war Mittwochs von 9 bis um 2 Uhr geöffnet, aber nur bei
gutem Wetter, um zu verhindern, daß bei Regen der
Straßenschmutz in die geheiligten Innenräume dringe.
Mit etwa dreihundert Bildern, auf drei Räume verteilt,
wurde das Museum eröffnet. Die Zahl der Bilder war

*) Vergl. „Kunstwanderer“ 1/2. Novemberheft 1926. Aus
spanischen Museen I, Andalusien.

*) Vergl. für die Qeschichte des Prado die sehr wertvolle
Einleitung von Don Pedro de Madrazo: Catalogue des
Tableaux du Mus6e du Prado Premiere edition francaise, traduction
d'aprds la dixieme 6dition espagnole Madrid 1913.

1823 schon auf 512 gestiegen, 307 waren spanischer, die
übrigen italicnischer Herkunft. Die Akademie und der
Escorial mußten einen Teil ihrer Schätze der neuen
Galerie abtreten, auch die Bilder der säkularisierten
spanischen Klöster landeten im Prado; zu den Bildern
ges,ellte sich Plastik. Stetig hat sich die Sammlung
vcrmehrt, der spanische Kronbesitz überwiegt. Bis
zum Jahre 1868 wurden sämtliche Ausgaben für die
Erhaltung der Sammlung aus der königlichen Privat-
scliatulle bestritten. 1912 wurde ein Patronat für die
Verwaltung des Prado begründet, der Herzog von Alba
wurde zum Präsidenten, Don Jacinto Octavio zum Vize-
präsidenten ernannt.

In ähnlicher Weise wie in den Berliner Museen
wurde eine Trennung zwlschen alter und neuer Kunst
vorgenommen. Im Prado finden nur Werke bis zum
18. Jahrhundert Aufnahme, die Bilder des 19. und 20.
Jahrhunderts werden dem 1895 begründeten modernen
Museum überwiesen.

Der Katalog des Jahres 1913 verzeiclmet 2416
Gemälde, die auf dreißig Säle verteilt sind. Die Zahl
der seit 1913 neu erworbencn Bilder i&t gering. Ein
neuer Katalog ist in Vorbereitung; selbstverständlich

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