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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

DOI Heft:
1./2. Juniheft
DOI Artikel:
Tietze, Hans: Die große Dürerausstellung in Nürnberg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0444

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Hans Tiet^e=TDien

ii.

| en großen und über das bloß wissenschaftliche
Interesse hinausgehenden Eindruck verdankt dic
Nürnberger Ausstellung der Folige der großen Altäre der
vorangegangenen Generation; diese aus den Kirchen, in
denen die Spezialisten siie aufzusuchen pflegen, zusam-
mengebracht und damit die Grundlage zur Erkenntnis

Zünftlern gegenübersteht, denen er grundsätzlich unver-
gleichbar scheint, sondern Künstlern von hohem Rang,
strahlt das Geniemal auf jedem seiner Werke um so
leuchtender. Da wir so viele Kräfte kennen lernen, denen
das Durchschnittliche. mit dem man ihn belastet hat,
getrost zugemutet werden kann, fordern wir nun von

der älteren Nürnberger Malerei geiegt zu haben, die die
Ausstellung von 1906 schuldig geblieben ist, ist nicht nur
ein wissenschaftliches Verdienst, sondern stellt auch das
allgemeine Verhältnis zu Dürer auf einen festen und
gesunden Boden. Auch das große Publikum verliert die
Vorstellung, daß der große Meister aus einer handwerk-
lichen Kunstübung herauswächst, die seine älteren Bio-
graphen nicht eng und beschränkt genug schildern konn -
ten, es wird einer in Quantität und Qualität gleich
erstaunliohen Fruchtbarkeit gewahr, mit der seine frän-
kischc Heiimat an der großen deutschen Kunstbliite am
Ausgang des Mittelalters teilhat. Seine Erscheinung ver-
liert das Märchenhafte, um noch wunderbarer zu
werden; denn gerade weil er nun nicht mehr ehrsamen

allem, was ihm selbst zugeschrieben wird, um so nach-
drücklicher das geheime Kennzeichen der höchstcn
Qualität.

Welch erstaunliche Produktion hat dieses alte frän-
kische Land hervorgebracht! Diese mächtigen Flügel-
altäre mit den geschnitzten Mittelschreinen und den
beiderseits bemalten Riesenflügeln sind doch nur spiir-
liche Bruchstücke des einst Vorhandenen; daß sie das
sind, ergi'bt nicht nur eine sehr einfacbe statistische
Ueberlegung, sondern auch die Beobachtung, wie isoliert
und unverbunden sie nebeneiinander stehen. AIs habe
jedes dieser großen Werke die Arbeitskraft eines
Meisters völlig aufgezehrt, ihn und seine Werkstätte aus-
sohließiich in Anspruch genommen. Die erhaltenen

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