Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 9./​10.1927/​28

DOI Heft:
1./2. Juniheft
DOI Artikel:
Tietze, Hans: Die große Dürerausstellung in Nürnberg, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26239#0445

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Urkunden beweisen uns, daß dies nicht der Fall war und
mit dem Namen Wohlgemuts, des Hauptvertreters dieser
Künstlergruppe sind ja mehrere, ganz oder teilweise
erhaltene große Arbeiten verknüpft; aber gerade aus
der Verschiedenartigkeit dieser Werke hat sich der ver-
wickelte, von vielen PersönHchkeiten verschiedenen
Ranges und Wertes getragene Betrieb der Alt-
Nürnberger Altarmai'erei erschlossen.

Wohigemut war einstmals der mythologische Träger
dieser ganzen Kunst gewesen; durch Abspaltung von
diesem Riesenoeuvre sind ältere und jüngere Künstler,

trennen. All diese verschiedenen Teile sind auch durch
zahlreiche Gemeinsamkeiten wieder miteinander ver-
bunden; der Werkstattbetrieb verknüpft die verschie-
denen Persönlichkeiten, die ihm dauernd oder vorüber-
gehend untergeordnet sind. Wir stehen am Ausgang des
Mitteialters; unsere drängende Sucht zu individuaiisieren
hat uns veraniaßt, in diese Nürnberger Malerei zu viel
neuzeitlichen Ichgefühls hineinzutragen. Treten wir
aus der Sphäre der Wohlgemut’schen Werkstätte her-
aus, so werden wir noch mehr zur Vorsicht veranlaßt.
Sie war nicht die einzige, die in Nürnberg oder fiir Nürn-

durcli Auflösung seiner Werke Mitarbeiter und Hilfs-
kräfte ermittelt worden; noch immer blie'b er, mit dem
älteren Hans utid dem jüngeren Wilhelm Pieydenwurff
versippt, ein schwer zu umreißender Gattungsbegriff.
l)ic Spezialforschung hat, urkundlich und stilkritiscli
arbeitend, die Grenzen seiner Persönlichkeit zu ziehen
versucht; aber es ist ihr nicht gelungen, die Verdichtung
zur Individualität zwingend zu machen. Die Haupt-
werke in der Ausstellung, die Altäre aus der Marien-
kirche in Zwickau, aus der Heiligkreuzkirche in Niirn-
berg, von St. Jakob in Straubing, geben mehr ein
eindrucksvoiles Stück koliektiver ais ein solchcs
individueller Leistung; immer wieder lassen sicli Partien
nicht ais schwächer, sondern auch als andersartig ab-

berg tätig gewesen ist; neben ihr bestanden andere,
gleichwertige, die das früher angenommene Monopol
jener brechen.

Der Hochaltar der ehem. Angustinerkirche zu Nürn-
berg hat unter dem Namen des Peringsdörfer-Altars
lange als das Wohlgemut’sohe Hauptwerk gegolten;
schon Robert Vischer und Rode haben aus stiikritischen
Gründen die Hand Wohlgemuts darin zu erkennen ab-
gelehnt. Der im Vorjahr von Freihcrrn von Hailer und
von Flechsig erbrachte Nachweis, daß der Altar im
Germanischen Museum nicht das vom alten Neudörfer
erwähnte Werk sei, stellt einen neuen unbekannten Mei-
ster in die Nürmberger Malerei; auch er hat nicht als
Einzeigänger geschaffen. Von den Legenden der Veits-

421
 
Annotationen